Der MCH Blutwert »

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Bedeutung der Hämoglobinmenge im Blut

Wir erklären in diesem Fachartikel » Was unter dem MCH-Wert zu verstehen ist und » Was es bedeutet wenn Ihr MCH-Wert zu niedrig oder zu hoch ist?  Im Blutbild bedeutet der MCH-Blutwert Mean Corpuscular Hemoglobin.

Damit stellt der MCH-Blutwert das mittlere Gehalt eines roten Blutkörperchens (Erythrozyten) an dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin dar, er gibt also Auskunft über den gesamten Hämoglobingehalt des Blutes und dient als Hinweis auf Störungen der Hämoglobinsynthese oder auf Hämoglobinverluste.

Erstere sind meist eine Mangelerscheinung, zweitere auf Erkrankungen zurückzuführen.  

MCH Blutwerte zu niedrig oder zu hoch, die Hämoglobinmenge im Blut
MCH Blutwerte zu niedrig oder zu hoch, Hämoglobinmenge (Blutwert MCH)

 

Was ist der MCH Blutwert

Der MCH-Wert beinhaltet die Konzentration des Hämoglobins. Dabei setzen Mediziner den Anteil in Relation zum sogenannten Hämatokrit. Der Begriff Hämatokrit bezeichnet den Volumenanteil der roten Blutkörperchen am gesamten Blut. Der ideale Wert liegt bei 33 bis 36 Gramm pro Deziliter.

 

Wichtig:

Der Normwert des MCH-Blutwert liegt bei 33 bis 36 Gramm pro Deziliter.

 

Zahlreiche Krankheiten verändern diesen Wert und zeigen sich durch zu niedrige oder zu hohe MCH-Blutwerte. Mit der Konzentration bestimmen Mediziner wesentliche Eigenschaften des Blutes und erhalten Hinweise auf Erbkrankheiten und bösartige Veränderungen im Körper. Um den MCHC zu berechnen, multiplizieren Mediziner die vorliegende Hämoglobinkonzentration mit dem Faktor 100 und teilen das Ergebnis durch den Hämatokritwert in Volumenprozent zum Blut.

 

Der MCH-Wert einfach erklärt

Der Name Hämoglobin (Hb) leitet sich aus dem Griechischen und Lateinischen ab, wo αἷμα (haíma) Blut und globus Kugel bedeutet. Sein Eiweißanteil Globin besteht aus vier Untereinheiten, zwei Hb α und zwei Hb β, die, wie der Name bereits verrät, kugelig aufgefaltet sind. In einer Tasche dieser Kugeln sitzt jeweils ein Häm-Molekül, das als prosthetische Gruppe oder Kofaktor für die Funktion des Hämoglobin essenziell ist.

Häm, korrekt eigentlich Häm b oder Ferro-Protoporphyrin IX, enthält als Zentralatom ein zweiwertiges Eisenion (Fe2+). Dadurch ist es in der Lage, reversibel Sauerstoff zu binden – es „rostet“ quasi in der Lunge unter Sauerstoffeinfluss und kann das Gasmolekül im Körper an die Zellen abgeben und gegen Kohlendioxid eintauschen. Das Hämoglobin gibt den roten Blutkörperchen ihre Farbe und befähigt sie zum Sauerstofftransport.

Daher ist ihr Hämoglobingehalt ein wichtiger Parameter für die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes. Dafür bestimmt man im Blutbild den MCH Blutwert als mittleren Hämoglobingehalt eines Erythrozyten. Ist der MCH Blutwert zu niedrig, können die roten Blutkörperchen infolge des zu geringen Gehaltes an Hämoglobin ihre Funktion beim Sauerstofftransport nicht richtig wahrnehmen.

 

Hämoglobin Darstellung www.grossesblutbild.de
Rote Blutkörperchen mit Hämoglobin. Struktur von menschlichem Hämoglobin. Schematisches visuelles Modell des sauerstoffbindenden Prozesses. Hämoglobin besitzt vier Globine, je zwei α-Globoline und β-Globoline mit einer Häm-Gruppe. www.grossesblutbild.de

 

Was sind Erythrozyten-Parameter?

Der MCH ist nur einer der Blutwerte, die man als Erythrozyten-Parameter bezeichnet. Weitere Blutwerte sind das mittlere korpuskuläre Volumen (mean corpuscular volume) MCV und die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (mean corpuscular hemoglobin concentration) MCHC. Der MCV Blutwert gibt an, wie groß ein einzelner Erythrozyt ist und der MCHC Blutwert, wie hoch die Konzentration an Hämoglobin in den roten Blutkörperchen durchschnittlich ausfällt.

Rechnerisch ergibt sich der MCH-Blutwert als Produkt von MCV und MCHC: MCH = MCV x MCHC, das heißt mittlerer Hämoglobingehalt = mittleres Erythrozytenvolumen mal mittlere Hämoglobinkonzentration in einem Erythrozyten.

Moderne hämatologische Messgeräte wie Durchflusszytometer und Hämatologie-Analyzer bestimmen die Erythrozyten-Parameter automatisch und in Sekundenschnelle. Erythrozyten mit vermindertem Hämoglobingehalt werden als hypochrom, mit normalem als normochrom und solche mit erhöhter Hämoglobinmenge als hyperchrom bezeichnet. Die drei Werte hängen unmittelbar miteinander zusammen. Ist der MCH Blutwert zu niedrig, liegt demzufolge eine hypochrome Anämie vor. Daneben bestimmt man im kleinen Blutbild andere relevante Blutwerte wie den Hämatokrit (Hk) oder die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Gemeinsam betrachtet ermöglichen sie eine erste Diagnose zahlreicher Erkrankungen.

MCH Blutwert zu niedrig

Der mittlere Hämoglobingehalt eines roten Blutkörperchens sollte zwischen 27 und 34 Picogramm (=1/1.000.000.000 Milligramm) liegen. Ein solcher Referenzbereich gibt an, in welchem Rahmen sich ein Blutwert, hier das MCH, bei einem gesunden Erwachsenen zu bewegen pflegt. Der Blutwert schwankt im Wesentlichen aus den gleichen Gründen wie der des Gesamt-Hämoglobin.

Ursachen

Wenn im kleinen Blutbild der MCH Blutwert zu niedrig ist, kann eine solche hypochrome Anämie folgende Ursachen haben:

  • Eisenmangel oder Eisenverwertungsstörungen – diese führen zu einer verminderten Hämoglobinsynthese, da das für den Häm-Anteil notwendige Eisen fehlt (Eisenmangelsyndrom und Eisenmangelanämie). Er ist meist die Folge von
    • gesteigertem Eisenbedarf infolge
      • Menstruation,
      • Schwangerschaft und
      • Stillzeit oder
      • blutende Tumoren (Blasentumoren)
      • Blutverluste infolge Entzündungen des Magen-Darm-Traktes (Magengeschwüre, Zwölffingerdarmgeschwüre, Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa).
    • mangelnder Eisenaufnahme infolge
      • fortgeschrittenem Alter
      • Einsatz von Protonenpumpenhemmern gegen Magensäure – dadurch wird dreiwertiges Eisen aus pflanzlicher Nahrung nicht durch Magensäure in zweiwertiges Eisen umgewandelt und ist dadurch schlechter verfügbar
  • KupfermangelKupfer ist am Transport des Eisens und an der Hämsynthese beteiligt. Ein Mangel ist selten, aber chronisch niedrige Werte beeinflussen beide Vorgänge auf Dauer nachhaltig. Eine mögliche Ursache ist eine Überdosierung von Zink in Nahrungsergänzungsmitteln, die die Kupferaufnahme behindert und den MCH Blutwert zu niedrig ausfallen lässt.
  • Mangel an Vitamin B12 und/oder Folsäure (Vitamin B9), die man ebenfalls für die Hämoglobinsynthese benötigt. Dann werden rote Blutkörperchen gebildet, die weniger Hämoglobin aufweisen als normal. Ein solcher Vitaminmangel läßt sich ebenfalls im Blutbild feststellen und ist zurückzuführen auf
    • Mangelernährung mit dem entsprechenden Vitamin
    • gestörte Aufnahme aus dem Darm, etwa infolge chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)
    • gestörte Aufnahme im Alter mit Magenentzündungen (atrophe Gastritis) und Abnahme der Nierenfunktion
    • vegetarische und vegane Ernährung
    • Krebserkrankungen.
  • sideroblastische Anämie – eine Form der Anämie, bei der im Knochenmark zu viele Sideroblasten vorhanden sind. Sie ist erworben oder erblich und zeichnet sich durch eine Störung der Hämsynthese aus.
  • Thalassämie – eine genetisch bedingte Fehlsteuerung der Hämoglobinsynthese
  • chronische Blutverluste im Verdauungstrakt, beispielsweise infolge von Zwölffingerdarmgeschwüren, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • Infektionen
  • Leberzirrhose und
  • Alkoholmißbrauch – liegt vor, wenn gleichzeitig der Blutwert des MCHC zu niedrig ist und MCV zu hoch
  • Bleivergiftung.

Um weitere Aussagen über die zugrunde liegende Erkrankung machen zu können, werden weitere Blutwerte im kleinen Blutbild und im Differentialblutbild (großes Blutbild) untersucht und mit dem MCH-Blutwert verglichen.

Was macht der Arzt?

War im kleinen Blutbild der MCH Blutwert zu niedrig, kümmert sich Ihr Arzt um die Behandlung der Ursache. Ist diese beseitigt, normalisiert sich der MCH Blutwert wieder. Im Falle eines Vitaminmangels oder Eisenmangels werden die entsprechenden Substanzen in Form von Tabletten gegeben.

Zeitweise genügt bereits eine Ernährungsumstellung, bei der man die mangelnden Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen und Kupfer mit daran reichen Lebensmitteln zuführt. In eher seltenen und akuten Fällen ist eine Bluttransfusion angebracht. Bei Erkrankungen, die beispielsweise Resorptionsstörungen hervorrufen wie Darmerkrankungen, müssen in erster Linie die Entzündungen eingedämmt werden. Dadurch kann die Darmschleimhaut auch wieder Eisen, Kupfer, Folsäure oder Vitamin B12 aufnehmen. Danach sollte der MCH Blutwert nicht mehr zu niedrig ausfallen.

Wann und wie ermitteln Ärzte den MCH-Wert?

Die wichtigste Indikation für das Ermitteln des MCH-Wertes stellt der Verdacht auf Anämien verschiedener Art dar. Blutarmut oder die Armut an anderen wichtigen Stoffen indiziert die Bestimmung. Das Bestimmen erfolgt innerhalb des kleinen Blutbildes. Dieses gibt in der Gesamtschau Überblick über die Zusammensetzung und die Anzahl der einzelnen Elemente des Blutes. Das medizinische Personal entnimmt dem Patienten mittels einiger Küvetten und einem Stauschlauch Blut aus der Armvene. Nach Bedarf warten Mediziner auf die Gerinnung oder verzögern diese.

Um den MCH-Wert zu bestimmen, verwenden Mediziner mehrere Einzelwerte. Dazu zählen:

  • Hämatokrit,
  • die Anzahl der Blutkörperchen,
  • die Hämoglobinkonzentration.

Sodann bespricht der behandelnde Arzt die Ergebnisse mit dem Patienten. Stellt er Abweichungen von den Normwerten fest, kommt es zu weiteren Untersuchungen der Organe oder des Blutes. Grobe Abweichungen erfordern gegebenenfalls eine stationäre Aufnahme in einer Klinik.

Abweichender Wert durch Gendefekt

Ein permanent erhöhter Wert weist auf genetisch bedingte Veränderungen der Blutkonzentration hin. Bei einer Sphärozytose nehmen die roten Blutkörperchen eine runde Form anstelle von flachen Zellen an. Bei einer chronischen Blutarmut oder Leukämie erhöht sich der MCHC-Wert ebenfalls. Bei der häufigsten Form von Knochenmark-Krebs, dem Plasmozytom, ermitteln Ärzte anhand des MCHC die Anämie. Diese geht mit dem Plasmozytom einher.

Eine Anämie, Blutarmut, ist ein Symptom zahlreicher genetischer und altersbedingter Erkrankungen. Generell lässt der MCHC-Anteil auf viele Ursachen dieser Anämien schließen. Bei einer Sichelzellenanämie, einer seltenen Erbkrankheit, nehmen die Blutkörper eine Sichelform an. Aufgrund dieser Form passen sie in geringem Maß durch Kapillargefäße. Der MCHC-Anteil im Blut verändert sich aufgrund der verminderten Flussgeschwindigkeit. Eine vergleichsweise simple Symptomatik ist ein Eisenmangel. Bei diesem, ob genetisch oder erworben, fällt der Wert niedrig aus.

MCH Blutwert zu hoch

Mangelerscheinungen

Ist der MCH Blutwert erhöht, liegen Durchfälle, Darmerkrankungen, Alkoholmissbrauch, Nierenerkrankungen, Leberzirrhose oder Krebserkrankungen vor. Ist der MCH Blutwert zu niedrig, ist das die Folge von Eisenmangel, Eisenverwertungsstörungen, Mangel an Folsäure oder Vitamin B12-Mangel.

Vitamin B12 übernimmt vielfältige, lebenswichtige Aufgaben im menschlichen Körper. Unter anderem verantwortet das Vitamin die Blutbildung. Bei einem Mangel bildet der Körper ein unzureichendes Maß an roten Blutkörperchen aus. Dementsprechend steigt die MCH Konzentration aufgrund des Missverhältnisses. Ein klassisches Krankheitsbild im unmittelbaren Zusammenhang mit MCHC ist eine Thalassämie. In diesem Fall bildet der Körper für die Blutkörperchen zu wenig Hämoglobin und die Erythrozyten bilden sich nicht aus. Der MCHC bildet diese Form der Anämie ab.

Weitere Aussagen des Wertes betreffen eine Auflösung der Blutkörperchen, die sogenannte Hämolyse sowie Verklumpungen verschiedener Ursache. Die Gesamtschau der Werte mit dem MCHC-Wert gibt dem Arzt genaue Aussagen über die Blutzusammensetzung und Ursachen von Fehlwerten.

Der MCH Blutwert trägt bedeutende Aussagekraft in der Blutdiagnostik. Aus diesem Grund kommt der Wert in beiden Blutbildern vor. Ursachen und Folgen von Anämien lassen sich anhand des Wertes bestimmen.

 

Quellen und Literatur

  1. Matthias Imöhl: Labormedizin pocket. 5. Auflage. Grünwald 2019: Börm Bruckmeier-Verlag. ISBN-10: 3898627772.
  2. Maria Lohmann: Laborwerte verstehen. Kompakt-Ratgeber: Blut-, Urin- und Stuhlanalysen – Normalwerte im Überblick – Fachbegriffe und wichtige Abkürzungen. 4. Auflage. Murnau 2019: Mankau-Verlag. ISBN-10: 3863741587.
  3. Lothar Ursinus: Mein Blut sagt mir…: Labor ganzheitlich. 4. Auflage. Darmstadt 2019: Schirner-Verlag. ISBN-10: 3843411417.
  4. Gabi Hoffbauer: Blut- und Laborwerte: Der Patientenratgeber. 4. Auflage. München 2004: Südwest-Verlag. ISBN-10: 3517067504.
  5. Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.