Herzinfarkt

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Ursachen, Symptome und Behandlung

Der Herzinfarkt betrifft das Muskelgewebe des Herzens, das Myokard. Daher bezeichnet man ihn medizinisch korrekt als Myokardinfarkt. Ursache des Myokardinfarktes ist eine Minderversorgung des Herzmuskels mit Blut. Meistens ist das die Folge einer Arteriosklerose. Diese äußert sich bereits im Vorfeld in häufigen Angina pectoris-Anfällen, Engegefühlen in der Brust, vor allem unter Belastung.

Herzinfarkt: Was muss ich tun - Erste Hilfe
Herzinfarkt Copyright: Yastremska, bigstockphoto

In Deutschland ist der Herzinfarkt nach wie vor Todesursache Nummer eins, noch vor Krebs und Schlaganfall. Meistens ist er das Ergebnis einer fortschreitenden Arteriosklerose und koronaren Herzkrankheit, die die Blutversorgung der Herzzellen so lange behindern, bis das betroffene Gewebe abstirbt. Die beste Vorbeugung ist die Bekämpfung der entsprechenden Risikofaktoren, damit es erst gar nicht zu einem Infarkt kommt.

Sinkt die Blutversorgung unter ein Viertel des normalen Wertes, lässt sich der dahinter gelegene Bereich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Binnen kurzer Zeit stirbt das Gewebe ab, es wird nekrotisch. Im Wesentlichen gibt es hierfür drei Ursachen:

  1. Der häufigste Grund für einen Herzinfarkt ist eine Koronarstenose, eine Verengung der Herzkranzgefäße infolge einer koronaren Herzkrankheit (KHK).
  2. Die KHK ist oftmals auch die Quelle eines weiteren Auslösers, der Koronarthrombose. Wenn es zu kleinen Verletzungen der lokalen Plaques der Herzkranzgefäße kommt, setzt das freigelegte Fibrin die Kaskade der Blutgerinnung in Gang. Dadurch bildet sich ein Thrombus, der das Gefäß verstopft.
  3. In wesentlich selteneren Fällen bildet sich ein Blutgerinnsel an einer anderen Stelle und setzt sich in einer Koronararterie fest (Thromboembolie).
  4. Sehr selten sind Spasmen in den Herzkranzgefäßen (Prinzmetal-Angina). Die Hintergründe sind noch nicht näher bekannt, diese Form tritt jedoch unabhängig von Belastung und den üblichen Risikofaktoren auf.

Was ist ein Herzinfarkt – ansehen und in 3 Minuten verstehen..

mehr Informationen für Patienten zum Thema Herzinfarkt:

Herzinfarkt
Herzinfarkt © william87 – Fotolia.com

Herzinfarkt verstehen:

Herzkranzgefäße und die Blutversorgung des Herzens

Um Ursachen und Ausprägungen eines Herzinfarktes zu verstehen, muss man die Blutversorgung des Herzens kennen.

Wie alle anderen Körperzellen benötigen die Zellen des Herzmuskels (Myokards) Sauerstoff und Nährstoffe für einen ordnungsgemäßen Betrieb. In diesem Falle sogar eine ganze Menge. Denn hier handelt es sich um den einzigen Muskel, der Tag und Nacht ein ganzes Leben lang in Aktion bleibt, ohne eine einzige Pause einzulegen.

Diese Versorgung erfolgt über Arterien, die das Herz kranzförmig umgeben und die man daher als Herzkranzgefäße oder Koronararterien (von lateinisch corona, Krone oder Kranz) bezeichnet. Als herzeigene Gefäße (Vasa privata) sind diese von denen des Gesamtkreislaufes (Vasa publica) streng getrennt. Sie entspringen der Hauptschlagader (Aorta) gleich nachdem diese die linke Herzkammer verlässt.

Man unterscheidet eine linke Herzkranzarterie (Arteria coronaria sinistra, LCA) von einer rechten Herzkranzarterie (Arteria coronaria dextra, RCA).

Die linke teilt sich in zwei Äste. Der eine verläuft auf der Vorderseite zwischen den beiden Hauptkammern (Ramus interventricularis anterior, RIVA). Der zweite umspannt das gesamte Herz herum (Ramus circumflexus, RCX). Beide versorgen den linken Vorhof, die linke Hauptkammer und einen Teil der Kammerscheidewand.

Der restliche Teil der Kammerscheidewand erhält ihr Blut ebenso wie die rechte Vor- und Hauptkammer und die Hinterwand des Herzens aus der rechten Herzkranzarterie.

Nachdem sie den Herzmuskel mit Blut versorgt haben, münden beide über die Koronarvenen in den linken Vorhof. Dort führen sie das Blut zurück in den Körperkreislauf.

Die Herzkranzgefäße versorgen das Herz im Ruhezustand mit rund 300 Millilitern Blut pro Minute, unter Belastung mit deutlich mehr. Das Herz nimmt damit fünf Prozent des gesamten Blutes für sich in Anspruch, obwohl er nur ein halbes Prozent des Körpergewichtes ausmacht.

Herzinfarkt: Formen

Je nachdem, welche der Herzkranzarterien in welchem ihrer Abschnitte betroffen ist, kann man verschiedene Formen des Herzinfarktes voneinander unterscheiden.

  • nach der Herzhälfte:
    • Rechtsherzinfarkt
    • Linksherzinfarkt. Die meisten Herzinfarkte ziehen die linke Herzkammer in Mitleidenschaft.
  • nach Lokalisation:
    • Vorderwandinfarkt. Durch den Verschluss des Ramus interventricularis anterior (RIVA) der linken Herzkranzarterie.
    • Hinterwandinfarkt. Durch den Verschluss der rechten Herzkranzarterie oder eines ihrer Äste oder des Ramus circumflexus (RCX) der linken Herzkranzarterie.
    • Scheidewandinfarkt (Septuminfarkt). Meistens sind Teile der Vorder- und Hinterwand gleichzeitig betroffen.
  • nach der betroffenen Gewebeschicht:
    • transmuraler Herzinfarkt (STEMI). Bbetrifft alle Schichten des Herzens. Typische ST-Hebung im EKG. Schlechte Prognose.
    • nicht-transmuraler Herzinfarkt (NSTEMI): Nur Myokard betroffen. Keine ST-Hebung im EKG. Gute Prognose.
  • Sonderformen:
    • Reinfarkt. Erneuter Herzinfarkt längere Zeit nach dem vorangegangenen Ereignis.
    • Zweitinfarkt. Neuerlicher Herzinfarkt in der Akutphase eines Vorgängers. In diesem Falle liegt eine besonders schlechte Prognose vor.

Darüber hinaus sind bei ausgedehnten Infarkten verschiedene Kombinationen möglich.

Herz, Herzinfarkt
3D Anatomie Illustration vom menschlichen Herz – Copyright: Eraxion, Bigstockphoto

Herzinfarkt: Risikofaktoren

Die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind die gleichen wie bei anderen Gefäßerkrankungen:

  • Übergewicht (Adipositas) und Bewegungsmangel
  • Bluthochdruck (Hypertonus)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie)
  • höheres Lebensalter
  • Nikotin- und Alkoholabusus
  • erbliche Faktoren
  • Geschlecht (Männer sind häufiger und in jüngerem Alter betroffen)
  • bei Frauen Einnahme von Kontrazeptiva („Pille“)

Herzinfarkt: Symptome

Typische Anzeichen eines akuten Herzinfarkt Verlauf sind

Im Vergleich zu einem Angina pectoris-Anfall sind die Schmerzen in der Brust wesentlich heftiger und dauern länger als fünf Minuten an. Des Weiteren bessern sich die Symptome durch Einnahme von Nitrospray nicht.

Bei Frauen sind die Symptome oftmals untypisch. Das ist mit eine der Ursachen, warum Herzinfarkte bei Frauen häufiger tödlich verlaufen. Häufig beschränken sich die Symptome bei Frauen auf

  • Schmerzen in Oberbauch, Schulter und Kiefer
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Atemnot

Ähnliche untypische Beschwerden treten auch bei Diabetes mellitus, Demenzpatienten und Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz auf.

EKG – Copyright: Korawig, Bigstockphoto

Herzinfarkt: Verlauf

Bereits vier bis sechs Stunden nach einem Herzinfarkt ist das Gewebe irreversibel geschädigt. Überlebt der Patient den Infarkt, wird das Gewebe an dieser Zelle teilweise resorbiert (Myozytolyse) und durch bindegewebiges Narbengewebe ersetzt (ischämische Myokardnekrose).

Das dauert etwas zwei Wochen. Dieses Narbengewebe kann keine elektrischen Impulse weiterleiten, wie es die vorher dort vorhandenen Muskelzellen getan haben.

Durch diese gestörte Reizleitung treten oftmals Herzrhythmusstörungen auf. Die verringerte Pumpleistung äußert sich darüber hinaus in einer Herzinsuffizienz. Sowohl Herzrhythmusstörungen als auch Herzinsuffizienz begünstigen die Bildung weiterer Thromben und damit weitere Herzinfarkte.

Herzinfarkt: Diagnose und Untersuchungsmethoden

Die erste Diagnose ergibt sich aus den typischen Brustschmerzen, die man mit Nitroglyzerin nicht bessern kann.

Der Notarzt wird die Herzströme mittels eines Elektrokardiogramms (EKG) untersuchen, in dem Unregelmäßigkeiten sofort auffallen. Die verschiedenen Ableitungen erlauben darüber hinaus erste Aussagen über die Lokalisation und das Ausmaß des Herzinfarktes. Außerdem kann man aus den Veränderungen in den Zacken des EKGs auf den Zeitpunkt des Beginns schließen.

Wichtig ist darüber hinaus die Enzymdiagnostik, die man an entnommenem Blut vornimmt. Ein Schnelltest ist mit den Herzmuskeleiweißen Troponin I und Troponin T bereits nach wenigen Stunden möglich. Diese kommen nur im Herzmuskel vor und werden durch die Gewebezerstörung freigesetzt. Ebenso setzt der Herzinfarkt ein spezielles Enzym frei, die Kreatinkinase CK-MB, das ebenfalls im Blut auftaucht. Weitere Enzyme sind die Lactat-Dehydrogenase (LDH) und Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT).

Relativ schnell und unkompliziert kann der Arzt zusätzlich eine Echokardiographie (UKG) vornehmen, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Oder er sorgt für die Durchführung eines Kardio-MRT.

Ein überstandener Herzinfarkt lässt sich mit den üblichen bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) genau lokalisieren. Das sich ausbildende Narbengewebe ist vom übrigen Muskelgewebe leicht zu unterscheiden.

Herzinfarkt, Myokardinfarkt
EKG bei Akutem Myokardinfarkt – Copyright: Olga355, Bigstockphoto

 

Herzinfarkt: Behandlung

Prophylaxe. Die beste Behandlung ist auch bei einem Herzinfarkt die Vorsorge. Wichtig bei hohem Infarktrisiko oder nach einem bereits überstandenen Herzinfarkt ist eine Minderung der Risikofaktoren.

  • Gewichtsreduktion durch ausgewogene Ernährung und leichte sportliche Betätigung
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Einstellung von Bluthochdruck, Blutzucker und Cholesterinwerten
  • Verzicht auf Rauchen
  • Reduktion von Stressfaktoren

Darüber hinaus sollte regelmäßig eine Untersuchung beim Internisten oder Kardiologen stattfinden.

Erste Hilfe bei Herzinfarkt Verdacht

  • Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt muss der Patient umgehend notärztlich untersucht werden. Wählen Sie den Notruf 112, damit ein Rettungswagen ihn schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringt. Jede Minute zählt!
  • Haben Sie den Notruf erledigt, bleiben Sie unbedingt bei dem Patienten und versuchen Sie ihn zu beruhigen. Nur keine Hektik verbreiten, das macht die Sache nur noch schlimmer.
  • Wenn er bei Bewusstsein ist, bringen Sie ihn in eine bequeme Rückenlage, möglich mit leicht erhöhtem Oberkörper.
  • Öffnen Sie beengende Kleidung wie etwa den Hemdkragen.
  • Ist er ohnmächtig geworden, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage.
  • Achten Sie auf Atmung und Herzschlag. Bei Herzstillstand müssen Sie sofort Reanimationsmaßnahmen in Form einer Herzdruckmassage einleiten!

Bei kardialen Notfällen:

Sofortmaßnahmen bei Herzinfarkt

Der Notarzt injiziert nach einer ersten Untersuchung und Bestätigung des Befundes gerinnungshemmende Mittel wie Heparin und Acetylsalicylsäure, um weitere Thrombenbildung zu verhindern.

Bei Bedarf gibt er dem Patienten Sauerstoff, ein Mittel gegen Übelkeit und Brechreiz und ein starkes Schmerzmittel. Zusammengefasst werden diese Maßnahmen als MOHNA: Morphin, O2-Gabe, Heparin, Nitrospray, Acetylsalicylsäure.

Intensivbehandlung bei Herzinfarkt

Die Behandlung im Krankenhaus findet auf einer Intensivstation statt, auf der Blutdruck, Herzschlag und Atmung laufend kontrolliert werden. Zur Versorgung mit weiteren Medikamenten wie Blutverdünnern erhält der Patient einen zentralen Venenkatheder (ZVK) am Oberkörper.

Meistens wird dieser in die Vena subclavia am Schlüsselbein oder die Vena jugularis interna am Hals eingeführt. Über diesen Zugang lässt sich der zentralvenöse Blutdruck überwachen. Bei Atemnot wird Sauerstoff über eine Maske oder Nasensonde gegeben. Hier führen die Ärzte auch die geschilderten Untersuchungen mit EKG und Enzymdiagnostik durch.

Zeigt das EKG eine sogenannte ST-Hebung, wird der Arzt eine Thromboembolyse durchführen, um die Verstopfung des Herzkranzgefäßes zu beseitigen. Ist das nicht möglich, wird er eine perkutane Koronarintervention (PCI) vornehmen.

Dabei bringt er über einen Herzkatheder einen Ballon an die verengte Stelle und pumpt diesem mit einem verdünnten Kontrastmittel auf. Durch das Kontrastmittel wird die Gefäßerweiterung im Röntgenbild sichtbar. Um einen erneuten Verschluss zu verhindern, kann er einen Stent einsetzen. Diese Gefäßstütze wird an den Ort der Verengung gebracht und dort aufgefaltet, sodass sie das Gefäß offen hält.

Herzinfarkte ohne ST-Hebung werden durch eine Hemmung der Blutgerinnung mit Heparin, Clopidogrel oder anderen Gerinnungshemmern behandelt.

Die ersten beiden Tage nach einem Herzinfarkt sind besonders kritisch, sodass man den Patient mindestens drei Tage auf der Intensivstation überwachen muss. Insgesamt bleiben die meisten Patienten etwa zwei Wochen stationär im Krankenhaus.

Rehabilitation. Nach dem Klinikaufenthalt schließt sich die Rehabilitation in einer speziell dafür ausgestatteten Klinik statt. Neben der Bewegungstherapie und einer psychischen Stabilisierung wird hier vor allem auf eine Reduktion des Infarktrisikos hingearbeitet. Dazu gehören Gewichtskontrolle, das Betreiben leichter Sportarten und die Möglichkeiten zur Stressvermeidung.

Weitere Themen zum Herzinfarkt

 

Quellen, Links und Literatur:

  1. Herzstiftung warnt: Schützen Sie Ihr Herz vor schädlichem Stress mehr lesen↑
  2. Erland Erdmann (Hrsg.) Klinische Kardiologie: Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. Stuttgart: Springer-Verlag (2011). ISBN-10: 3642164803.
  3. Turkbey EB, Nacif MS, Guo M, McClelland RL, Teixeira PB, Bild DE, Barr RG, Shea S, Post W, Burke G, Budoff MJ, Folsom AR, Liu CY, Lima JA, Bluemke DA (2019): Prevalence and Correlates of Myocardial Scar in a US Cohort. JAMA 314(18):1945-54.

Gesundheits-Messgeräte für Zuhause