Was kann die Blutwerte verfälschen oder beeinflußen?
Welche Faktoren beeinflussen die Blutwerte negativ
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Wenn Ihre Blutwerte niedriger oder höher als die Normwerte sind hat dies in den meisten Fälle gesundheitliche Hintergründe. Um diese zu diagnostizieren wird das Blutbild angeordnet – um möglichst genaue Werte zu bekommen, sollte man wissen was die Blutwerte verfälschen kann oder welche Faktoren sich negativ auf die Blutwerte auswirken.
Wir klären Sie darüber auf, wie es zur Messung von falschen Blutwerten kommen kann.
Was kann Blutwerte verfälschen? (Allgemeine Informationen)
Blutwerte bestimmt das Labor in der Regel anhand einer Blutprobe, die das medizinische Personal Ihrer Praxis bei Ihnen aus der Armvene entnimmt.
Von dieser Blutprobe bis zu den gemessenen Werten kann einiges schieflaufen, angefangen bei Ihnen über die Blutentnahme bis hin zur eigentlichen Bestimmung im Labor.
In der Regel weist Sie Ihr Arzt darauf hin, wenn Sie auf irgendwelche Sachen vor einer Blutentnahme achten müssen. Andere Fehlerquellen auszuschließen liegt in der Obhut des medizinischen Personals der Praxis und des Labors, das die Bestimmung der Blutwerte vornimmt.
Fakten im Überblick:
- Blutwerte werden schnell verfälscht. Dazu gehören vor allem Einflussfaktoren des Patienten wie nüchternes Erscheinen zur Blutentnahme.
- Bei der Blutentnahme kann es zu Fehlern durch falsche Entnahmetechnik und Probenbereitung kommen.
- Der Probentransport muss zeitig und unter passenden Temperaturbedingungen erfolgen.
- Nach der Messung müssen die Blutwerte auch richtig interpretiert werden. Zu den Einflussfaktoren gehören auch Klima, Rasse, Geschlecht oder Alter.
- Selbst unter Berücksichtigung aller Fehlerquellen bedeutet ein abweichender Blutwert noch lange keine Krankheit und ein Blutwert im Normbereich nicht zwangsläufig Gesundheit.
Nahrung und nüchtern sein!
In den meisten Fällen wird Ihr Hausarzt Sie bitten, morgens früh und nüchtern zur Blutentnahme in seiner Praxis zu erscheinen.
Sicherlich wissen Sie, dass er damit nicht den Genuss alkoholischer Getränke meint, sondern das Weglassen eines Frühstücks. Eine Nahrungsaufnahme kurz vor einer Blutentnahme verfälscht zahlreiche Blutwerte. Das heißt, Sie sollten nach dem Abendessen am Tag zuvor nichts mehr an Nahrung zu sich nehmen – auch keinen kleinen Snack wie einen Müsliriegel oder Apfel.
Deswegen erfolgt die Blutentnahme auch fast immer frühmorgens vor neun Uhr. So müssen Sie lediglich Ihr Frühstück bis nach dem Arztbesuch verschieben.
Nüchtern müssen Sie außerdem deswegen bleiben, weil die Blutwerte vergleichbar sein sollen. Das gilt sowohl für den Vergleich mit den allgemein gültigen Normwerten und Referenzbereichen, aber auch für Ihre ganz persönlichen Blutwerte bei in zeitlichem Abstand erfolgenden Messungen.
Achtung: Abweichungen von Referenzbereichen machen noch lange nicht krank
Bei allen Blutwerten muss man bedenken, dass diese „nur“ die üblichen Werte von 95 Prozent der gesunden Bevölkerung widerspiegeln.
Es ist durchaus möglich, dass Sie putzmunter mit Blutwerten herumlaufen, bei denen andere Menschen mit einem Bein im Grab stehen würden. Das kommt nicht besonders oft vor, aber dass Sie zu den verbleibenden fünf Prozent der Bevölkerung gehören ist wahrscheinlicher als ein Lottogewinn.
Beispiele von Faktoren welche Blutwerte verfälschen:
Zu den leicht beeinflussbaren Blutwerten gehört vor allem der Blutzucker. Kurz nach dem Essen kann dieser durchaus beachtliche Werte erreichen, ohne dass das gesundheitlich bedenklich wäre.
Daher sollten Sie sich auch beim Trinken auf Wasser oder ungesüßten Tee oder Kaffee zurückgreifen.
Bei letzteren stellen ein paar Tropfen Milch in der Regel kein Problem dar (ein Caffee latte hingegen schon). Vor allem auf Fruchtsäfte oder Limonaden sollten Sie verzichten, da diese einen hohen Zuckergehalt aufweisen.
Ebenfalls leicht beeinträchtigt werden durch Essen die Blutfettwerte wie Cholesterin und Triglyceride.
Ein leckeres Frühstücksei oder ein paar Rühreier mit Speck sind zum Frühstück aus ernährungstechnischer Sicht gar nicht falsch, aber nichts für die Bestimmung von Blutwerten.
Ein mittelgrosses Ei enthält über 200 Milligramm Cholesterin, die zuverlässig im Blut auftauchen, vom Fett in Speck und Butter bei den Cholesterin- und Triglyceridwerten ganz zu schweigen.
Zu nüchtern zählt auch der Genuss von Nikotin. Sein Einfluss auf Blutwerte wird oft diskutiert.
Im Zweifelsfalle ist es auf jeden Fall besser, wenn Sie ab dem Vorabend nicht nur aufs Essen, sondern auch aufs Rauchen verzichten.
Medikamente die Blutwerte verfälschen können
Einige Medikamente können bestimmte Blutwerte verändern. Oft will Ihr Arzt eher wissen, wie ein von ihm verordnetes Medikament anschlägt. Dann müssen Sie Ihre Medikation normal einnehmen.
Einige spezielle Untersuchungen sind jedoch nur sinnvoll, wenn Sie Ihren nicht-medikamentierten Zustand widerspiegeln. Teilweise ist das für einige Schilddrüsenuntersuchungen und die Bestimmung von Schilddrüsenwerten wie Trijodthyronin und Tetrajodthyronin notwendig.
Leiden Sie an einer Schilddrüsenunterfunktion und haben Sie morgens wie üblich Ihre 50 Mikrogramm L-Thyroxin eingenommen, sehen diese Werte vollkommen anders aus.
Ihr Arzt wird Sie darauf hinweisen, ob Sie Ihre normalen Medikamente wie üblich einnehmen dürfen oder ob Sie etwas davon weglassen müssen und ab wann.
Was kann Blutwerte verfälschen? Erzählen Sie Ihrem Arzt auch alles!
Die beiden vorgenannten Punkte lassen bereits vermuten, dass eine Fehlerquelle bei der Blutwertebestimmung darin besteht, dass Ihr Arzt nicht alles weiß. Haben Sie entgegen seiner Anweisung morgens ein üppiges Frühstück genossen oder nehmen Medikamente ein, von denen er nichts weiß, steht er unter Umständen vor einem Rätsel, wenn er sich Ihre Laborergebnisse anschaut.
Wollen Sie richtig therapiert werden und passende Medikamente bekommen, ist es wichtig, dass Sie Ihrem Arzt beim Gespräch auch wirklich alles sagen, was Ihre Blutwerte möglicherweise beeinflusst. Dazu gehören auch Harnwegsinfekte oder Erkältungen, die die Entzündungswerte in die Höhe treiben. Oder eine Schwangerschaft, bei der viele Hormone Schlitten fahren.
Die Falsche Blutentnahme, kann Blutwerte verfälschen
Bei der Blutentnahme gibt es etliche Fehlerquellen. Dazu gehört eine zu lange venöse Stauung, bei der sich Proteine und Lipide ansammeln und unter Umständen die Gerinnung aktiviert wird. Je nach Entnahmesystem kann es zu Verdünnungseffekten durch im System stehende Flüssigkeit kommen. Medikamente, die über einen zentralen Venenkatheder gegeben werden, verfälschen unter Umständen die Blutwerte, wenn darüber Blut fürs Labor abgenommen wird.
Zu dünne Kanülen oder heftige Bewegung des Blutes durch zu starke Aspiration oder unsachgemäßen Gebrauch von Vakuumröhrchen zerstören Blutkörperchen. Durch eine solche Hämolyse kann man sich auf Parameter wie Erythrozyten, Hämoglobin und ähnliches nicht mehr verlassen.
Eine Falsche Probenbehandlung kann Blutwerte verfälschen
Blutentnahmeröhrchen enthalten meistens spezielle Substanzen wie EDTA, Citrat oder Heparin, die die Blutgerinnung hemmen. Es ist bei der Probenahme wichtig, dass die Röhrchen nach der Blutentnahme geschwenkt werden, um eine gleichmäßige Verteilung dieser Vorgaben zu erreichen.
Gerinnungshemmer und Stabilisatoren sind in ihrer Menge auf eine bestimmte Füllung des Röhrchens ausgelegt. Wird dieses Volumen nicht eingehalten, kann das Blutwerte maßgeblich beeinträchtigen. Daher achten die Labore auf eine korrekte Befüllung und lehnen eine Bestimmung bei Nichteinhaltung ab.
Falsche Transportbedingungen können Blutwerte verfälschen
Manche Blutwerte müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bestimmt werden oder erfordern besondere Kühlung. Der Kurierdienst muss solche Vorgaben unbedingt berücksichtigen.
Letzendlich die Falsche Interpretation, die Blutwerte verfälschen kann
Viele Blutwerte unterscheiden sich zwischen den beiden Geschlechtern und/oder ändern sich mit dem Alter. Manche unterscheiden sich sogar je nach Herkunftsland des betroffenen Menschen.
Daher gelten für einige Werte verschiedene Normwerte und Referenzbereiche. Es kann durchaus vorkommen, dass es da zu Verwechslungen kommt.
In der Regel erfolgt die Blutwertbestimmung im Labor jedoch anonym, abgesehen von Alter und Geschlecht. Über diese Angaben muss das Labor verfügen, damit es die richtigen Referenzbereiche anwendet. Sie kennen das vermutlich von Ausdrucken Ihrer Blutwerte, wo Abweichungen von den Normwerten nach oben oder nach unten besonders hervorgehoben werden, etwa durch Sternchen, Pfeile nach oben oder unten oder Fettdruck.
.. Räselhafte Einflüsse??
Manchmal wundert man sich, was Blutwerte verändern kann. Die Rassenzugehörigkeit wurde bereits erwähnt.
Aber auch das Klima beeinflusst einige Blutwerte, Ihr persönlicher Biorhythmus im Laufe des Tages, Ihre Mobilität und körperliche Aktivität, Stress und andere Einflussfaktoren, an die man nicht unbedingt denkt.
Bei körperlicher Belastung steigen verschiedene Enzyme und Substrate an, so etwa Troponine, die sonst typisch für Herzinfarkte sind. Zirkadianen Rhythmen unterliegen Eisenwerte und zahlreiche Hormone wie Cortison und Wachstumshormone.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Landesärztekammer Baden-Württemberg: Was bedeutet „Nüchtern zum Arzt“? Link>>.
- BASICS Klinische Chemie: Laborwerte in der klinischen Praxis. 3. Auflage.München 2019: Elsevier/Urban & Fischer-Verlag. ISBN-10: 3437422588. kov:
- Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage.Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.