Was ist eine Basopenie (Basozytopenie)
Zu wenig basophile Granulozyten im Blut
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Unter Basopenie oder Basozytopenie versteht man eine verminderte Anzahl basophiler Granulozyten im Blut. Sie ist eine Sonderform der Leukopenie oder Leukozytopenie, also einer verringerten Zahl weißer Blutkörperchen insgesamt und der Granulopenie oder Granulozytopenie mit verminderten Granulozyten. Da die basophilen Granulozyten nur weniger als ein Prozent aller weißen Blutzellen ausmachen, spielt die Basopenie in der klinischen Diagnostik kaum eine Rolle.
Das Wichtigste auf einen Blick!
- Als Basopenie oder Basozytopenie bezeichnet man einen Mangel an speziellen weißen Blutkörperchen, den basophilen Granulozyten.
- Da diese nur weniger als ein Prozent aller weißen Blutkörperchen ausmachen, spielt die Basopenie diagnostisch kaum keine Rolle.
- Die geringe Anzahl der Basophilen im Blut beruht auf ihrer schnellen Einwanderung in das Gewebe.
- Dort sind sie mit ihren Botenstoffe Heparin und Histamin an der Vermittlung von Allergien und Entzündungsreaktionen beteiligt.
- Hauptursache für Basopenien sind erhöhte Glukokortikoid-Spiegel im Blut, die die Zellen an die Gefäßwände anhaften lassen oder in Milz und Lymphknoten zurückhalten.
Was sind basophile Granulozyten?
Basophile Granulozyten sind eine Sonderform weißer Blutkörperchen. Bei den Granulozyten unterscheidet man nach den Färbeeigenschaften in der Histologie zwischen neutrophilen, basophilen und eosinophilen Granulozyten. Die basophilen Granulozyten enthalten viele Granula mit den Botenstoffen Histamin und Heparin, die sich mit basischen Farbstoffen besonders gut anfärben – daher der Name.
Bei Allergien und Entzündungen im Gewebe setzen die Zellen diese Botenstoffe frei und locken damit weitere weiße Blutkörperchen an, die zusätzliche Aufgaben bei der Immunabwehr haben. Besonderes Kennzeichen basophiler Granulozyten sind Rezeptoren für das allergische Reaktionen vermittelnde Immunglobulin E (IgE) an der Oberfläche.
Wie werden die basophilen Granulozyten gemessen?
Die Bestimmung der Anzahl basophiler Granulozyten erfolgt im großen Blutbild oder Differenzialblutbild. Hier wird im Gegensatz zum kleinen Blutbild, das die weißen Blutkörperchen lediglich in ihrer Gesamtheit erfasst, weiter zwischen den verschiedenen Formen der Leukozyten differenziert.
Die Messung erfolgt wie bei einem Blutbild üblich anhand einer Blutprobe, die aus der Armvene des Patienten entnommen und an ein hämatologisches Labor geschickt wird.
Wie viele basophile Granulozyten im Blut sind normal?
Zellbezeichnung | Zellanteil an den Gesamt Leukozyten | Zellen pro pro µl |
Neutrophile Granulozyten | ||
– Stabkernige (neutrophile) Granulozyten | 3 bis 5% | 150–400 |
– Segmentkernige (neutrophile) Granulozyten | 50 bis 70% | 3000–6000 |
Eosinophile Granulozyten | 3 bis 4% | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0 bis 2% | 15–50 |
(Quelle: www.grossesblutbild.de)
Die basophilen Granulozyten machen nur einen geringen Teil der gesamten weißen Blutzellen (LEUK, WBC) aus. Ihr Anteil liegt unter einem Prozent, bei einer Gesamtzahl von normalerweise 3.800 – 10.500 Zellen pro Mikroliter (tausendstel Milliliter). Als Normbereich gelten 10 – 100 basophile Granulozyten pro Mikroliter.
Dass sich im Blut so wenige dieser weißen Blutzellen finden, liegt vor allem an schnellen Einwandern dieser Granulozyten ins Gewebe. Sie werden im Knochenmark aus den gleichen Vorläuferzellen gebildet wie die Mastzellen. Einmal an das Blut abgegeben passieren sie schon nach wenigen Minuten das Endothel der Blutgefäße und bewegen sich ins Gewebe.
Eine erhöhte Anzahl von basophilen Granulozyten im peripheren Blut bezeichnet man als Basophilie. Sie tritt in der Klinik wesentlich häufiger auf als eine Basopenie. Ursachen hierfür sind Allergien, Leukämien oder der Befall mit Parasiten wie Würmern, Einzellern und Flöhen oder Zecken.
Ursache: Erhöhte Glukokortikoid-Spiegel im Blut
Klinisch ist die Glukokortikoid-Behandlung die häufigste Ursache für eine Basopenie. Man nimmt an, dass dieser Effekt darauf zurückzuführen ist, dass die Botenstoffe wie Histamin und Heparin speichernden Mastzellen des Gewebes bei hohen Glukokortikoid-Spiegeln zugrunde gehen und dabei das in ihnen enthaltene Heparin abgeben. Dadurch setzen sich die basophilen Granulozyten verstärkt an Gefäßwände an oder lassen sich im retikuloendothelialen System von Milz und Lymphknoten nieder. Im Blut verschwinden die freien Zellen und werden daher im großen Blutbild nur noch in verminderter Anzahl vorgefunden.
Erhöhte Glukokortikoid-Spiegel treten mit dem gleichen Effekt auf die basophilen Granulozyten auch beim Hyperkortisolimus (Cushing-Syndrom) auf. Hier stimmt etwas im Regelkreis für die Produktion der Glukokortikoide nicht, entweder durch erhöhte Freisetzung des steuernden ACTH (Adrenocorticotrophes Hormon) aus der Hypophyse oder des übergeordneten Corticotropin-Releasing Hormone (CRH) aus dem Hypothalamus (zentrales Cushing-Syndrom, Morbus Cushing). Beides führt zu erhöhter Aktivität der Nebennierenrinde.
Ebenso ist die Bildung von Glukokortikoiden bei Tumoren der Nebennierenrinde erhöht, sei es bei Geschwulsten des Organs selbst oder infolge der Ausbreitung von Metastasen aus anderen Primärtumoren wie einem Lungen- oder Mammakarzinom.
Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen von Stress, die ebenfalls die Konzentration von Glukokortikoiden erhöhen und damit die Zahl der frei im Blut nachweisbaren basophilen Granulozyten vermindert.
Basopenie durch Schilddrüsenüberfunktion
Die zweithäufigste Ursache für eine Verminderung der basophilen Granulozyten im Blut ist eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei einer thyreotoxischen Krise (Thyreotoxikose). Hier kommt es zu einer schlagartigen vermehrten Freisetzung der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin, Thyroxin). Ursachen hierfür sind jodhaltige Kontrastmittel bei Verabreichung trotz Schilddrüsenautonomie, Dosierungsfehler bei der Gabe von L-Thyroxin als Substitution oder akuter Stress bei Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion, etwa bei Unfällen, Herzinfarkten oder großflächigen Verbrennungen.
Basopenie bei Eisprung und Schwangerschaft
Völlig normal: Auch während des Eisprungs (Ovulation) und im Verlaufe der Schwangerschaft ist die Zahl der basophilen Granulozyten im Blut vermindert. Während der Ovulation halbiert sich die Zahl der Basophilen.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Störungen der basophilen Granulozyten Von Mary Territo, MD, abgerufen↑ msd manual
- Grabener, E: Die Glukokorticoid-Basopenie. Blut (1966) 12: 219. https://doi.org/10.1007/BF01632446.
- Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. Berlin 2014: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
- Marlies Michl: BASICS Hämatologie. München 2020: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 3437421697.
- Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
- Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2020: G. Herold-Verlag. ISBN-10: 3981466063.
- Reinhard Andreesen, Hermann Heimpel: Klinische Hämatologie. München 2009: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 343731498X.