Was ist Knochenmark?

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Viele unserer Knochen haben im Inneren einen Hohlraum, der mit Knochenmark gefüllt ist. Neben dem Fettmark ist das rote Knochenmark wichtig, denn es ist der Ort der Blutbildung. Hier werden beim Erwachsenen alle Blutzellen aus Stammzellen gebildet. Das ermöglicht die Übertragung von blutbildenden Zellen in einen anderen Menschen, wenn dessen blutbildendes System an Blutkrebs erkrankt ist.

Knochenmark

Funktionen des Knochenmarks

Die großen Röhrenknochen von Armen und Beinen, der Schädel, die Wirbelkörper, Rippen, Brustbein und Schulterblätter sowie das Becken sind in ihrem Inneren frei von Knochensubstanz. An ihrer Stelle ist dort das Knochenmark (Medulla ossium) lokalisiert. Beim Erwachsenen wiegt es rund fünf Pfund. Davon entfällt jeweils die Hälfte auf das rote und das gelbe Knochenmark.

Mehr in der Peripherie gelegen findet man gelbes Fettmark, das aus Fettzellen besteht. Den Rest bildet das rote Knochenmark, das sehr weich ist und durch gute Durchblutung flüssige Anteile enthält. Es besteht aus Blutzellen und ihren Vorläufern, Plasmazellen, Makrophagen und Fettzellen. Seine Struktur erhält es durch bindegewebige Fibroblasten, die ein Netz aus Retikulumzellen bilden.

Wichtig ist die gute Anbindung an das Blutgefäßsystem. Daher wird jeder Knochen mit speziellen Blutgefäßen (Vasa nutrica) versorgt. Das Endothel dieser Gefäße ist gefenstert, sodass sich Zellen leicht zwischen Gefäß und Knochenmark bewegen können. Die Gefäße ergießen sich in große Bluträume (Sinusoide).

Das Knochenmark als Sitz der Blutbildung

Im Knochenmark sind die Stammzellen angesiedelt, die für die Blutbildung (Hämatopoese) verantwortlich sind. Die verschiedenen Anteile der Blutbildung bezeichnet man mit dem Suffix –poese (-bildung), korrekter mit –zytopoese (-zellbildung).

Knochenmarkuntersuchungen

Der flüssige Anteil des Knochenmarks erlaubt eine einfache Probenahme mithilfe einer Kanüle und Spritze. Neben einer Punktion des Brustbeins (Sternalpunktion) ist heute fast nur noch die Knochenmarkbiopsie am Beckenkamm üblich, da sie weniger riskant ist.

Dazu entnimmt der Arzt mit einer weitlumigen Punktionsnadel einen Gewebezylinder, der mit den üblichen Methoden zur Blutfärbung angefärbt und untersucht werden kann.

Knochenmarkspende und Knochenmarktransplantation

In ähnlicher Weise wird Knochenmark bei einer Knochenmarkspender entnommen. Die Knochenmarkspende dient als Ersatz für das durch Bestrahlung oder Chemotherapie beseitigte Knochenmark eines an Blutkrebs erkrankten Empfängers. Die transplantierten Stammzellen wachsen an und bilden ein neues Blutsystem.

Die Biopsien müssen zunächst typisiert werden. Das bedeutet, man stellt die immunologischen Eigenschaften der Oberflächenproteine fest. Diese HLA-Typisierung muss mit der eines Empfängers weitestgehend übereinstimmen.

Bei der eigentlichen Knochenmarkspende entnimmt man etwa einen Liter Knochenmark aus dem Beckenkamm. Daraus werden die Stammzellen isoliert und einem Empfänger infundiert.

Eine andere Möglichkeit ist eine Blutwäsche (Apherese). Hier sorgt eine Hormonbehandlung mit G-CSF für eine Loslösung von Stammzellen, die vermehrt im peripheren Blut auftauchen und hier mit einem Zellseparator angereichert werden können. In diesem Fall spricht man von einer Blutstammzellspende.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Alfred Benninghoff, Detlev Drenckhahn: Anatomie, Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen. Band 1: Zelle, Gewebe, Entwicklung, Skelett- und Muskelsystem, Atemsystem, Verdauungssystem, Harn- und Genitalsystem. 17. Auflage. München 2008: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 9783437423420.