Granulopoese – Ablauf der Granulozytenbildung

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Die Granulopoese ist ein Teil der Blutbildung (Hämatopoese) und benennt die Entstehung der Granulozyten. Bei dem Prozess entstehen die Vorläuferzellen der Myeloblasten. Diese entwickeln sich später zu den Promyelozyten. Die Vorstufe nimmt Einfluss auf die Bildung der Monozyten. Teilweise verlaufen Monozytopoese und Granulopoese identisch.

Alle Blutzellen entstehen aus einer einzigen Stammzelle, dem Hämozytoblast. Durch Teilung entstehen aus ihm zwei Zellen: ein neuer Hämozytoblast und eine Vorläuferzelle, die der Beginn der Entwicklungsreihen Erythropoese, Granulopoese, Lymphopoese, Thrombozytopoese und Monozytopoese ist.Granulopoese Ablauf

Die Definition der Granulopoese

Die Granulopoese stellt die zelluläre Entwicklung der Granulozyten dar. Diese entstehen aus multipotenten hämatopoetischen Stammzellen, kurz MHS. Als Teil der Hämatopoese findet der Prozess im Knochenmark statt. Während der Reifung durchlaufen die Vorläufer der Granulozyten verschiedene Phasen.

In diesen Stadien unterscheiden sie sich morphologisch voneinander. Zuerst existiert der Hämozytoblast, der sich zu einem Myeloblasten entwickelt. Aus ihm bildet sich der Promyelozyt. Anschließend entsteht der Myelozyt. Die weiteren Formen bestehen in:

  • Metamyelozyt,
  • einem stabkernigen Granulozyten und
  • einem segmentkernigen Granulozyten.

Wie verläuft die Granulopoese im peripheren Blut?

Die Granulopoese teilt sich in eine neutrophile, eine eosinophile und eine basophile Reihe. In der Pappenheim-Färbung erkennen Sie bei den drei Linien identische Myeloblasten und Promyelozyten. Ab dem Entwicklungsstadium der Myelozyten beginnt die Differenzierung. Als charakteristisch für den Prozess gilt die zytoplasmatische Granulation. Die Neutrophilen fungieren als Träger der unspezifischen Immunität. Sie weisen eine feinkörnige, rötliche Granula auf. Diese befindet sich auf einem rosafarbenen zytoplasmatischen Hintergrund. Die reifen Vertreter der Neutrophilen verfügen über drei bis fünf Kernsegmente.

Im Blut eines Menschen befinden sich drei bis fünf Prozent stabkernige Granulozyten. Das entspricht einem Wert zwischen 150 und 400 Mikrolitern. 50 bis 70 Prozent der Granulozyten sind segmentkernig. Im Organismus kommen sie in einer Konzentration zwischen 3.000 und 5.800 Mikrolitern vor. Bei einem akuten Entzündungsprozess steigt die Gesamtzahl der Granulozyten auf bis zu 100.000 Zellen in einem Mikroliter. Gleichzeitig schwemmen unreife Zellen auf. Mediziner sprechen von einer Linksverschiebung.

Während eines entzündlichen Prozesses zeigen sich die Granula vermehrt. Ihre Größe entspricht teilweise der eines Promyelozyten. Das Phänomen trägt den Namen toxische Granulation. Des Weiteren droht in dem Fall eine zytoplasmatische Vakuolisierung. Bei dieser treten hellblaue, schlierenförmige Inklusionen auf. Sie heißen Döhle-Körperchen. Bei ihnen handelt es sich um die Reste der aus den Vorläuferzellen stammenden RNA. Bei einer reaktiven Veränderung vergrößern sich die segmentkernigen Granulozyten. Die entstehenden Zellen nennen sich Makropolyzyten.

Die Dauer der zellulären Entwicklung der Granulozyten

Die Metamyelozyten bilden die direkten Vorläuferzellen der drei Arten der Granulozyten. Bis sich der Promyelozyt zum Metamyelozyten entwickelt, dauert es vier bis sieben Tage. In weiteren sechs Tagen erreicht der Granulozyt sein Endstadium. Aus einem Promyelozyten bilden sich 16 reife Granulozyten.

Teilen sich diese Vorläuferzellen, entsteht eine unreife Form der Granulozyten. Diese verfügt über einen unsegmentierten Zellkern. Ihm verdanken die Zellen ihren Namen: stabkernige Granulozyten. In den folgenden Tagen erscheinen drei bis vier Einschnürungen. Sie unterteilen den Nukleus in mehrere Segmente. Diese besitzen untereinander eine Verbindung, sodass keine klassische Kernteilung stattfindet. Nach der Segmentierung besteht der Granulozyt als reife Zelle. Er stellt einen segmentkernigen Granulozyten dar und gelangt in die Blutbahn. Insgesamt liegt die Dauer der Granulopoese bei zehn Tagen.

Granulozyten Arten

Eosinophile und basophile Granulozyten

Im menschlichen Blut befinden sich wenige eosinophile Granulozyten. Sie bilden einen bis vier Prozent der bei der Granulopoese entstehenden Zellen. Die basophilen Granulozyten zeigen sich im peripheren Blut in geringer Anzahl. Vorwiegend treten sie bei anaphylaktischen Reaktionen in Erscheinung.

Sie erkennen diese Granulozyten an der grobkörnigen Granulation. Sie gehen mit einer blauschwarzen bis violetten Färbung einher. Bei einer chronischen myeloischen Leukämie steigt die Anzahl der basophilen Granulozyten an. Gleichzeitig tritt eine überhöhte Konzentration neutrophiler Zellen auf. Das Krankheitsbild zeichnet sich durch eine Linksverschiebung, die bis zu den Myeloblasten zurückreicht, aus.

Die Bedeutung der Granulopoese

Durch die Granulopoese entwickeln sich die reifen Granulozyten. Sie bilden einen relevanten Bestandteil der unspezifischen zellulären Immunantwort. Am Ende der Zellentwicklung gelangen die Granulozyten aus dem Knochenmark in die Blutbahn. Sie zirkulieren für einen begrenzten Zeitraum. Tritt im Organismus eine lokale Infektion auf, locken Chemokine die Granulozyten an. Diese wandern in das Zielgewebe. Neutrophile Granulozyten sind funktionell für:

  • die Phagozytose,
  • die Bakterizidie und
  • die Lokomotion.

Als Mikrophagen nehmen sie bei der unspezifischen Abwehr einen hohen Stellenwert ein. Speziell schützen sie die Schleimhäute vor Bakterien und Pilzen. Genetisch bedingte Veränderungen der Granulozyten entstehen bei verschiedenen gesundheitlichen Komplikationen.

Quellen und Links: