Blutbild Einheiten – Die wichtigsten Einheiten für Werte im Labor:
Welche Einheiten verwendet man beim Blutbild und anderen Laborwerten?
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Bekommt man als Laie einen Ausdruck der Laborwerte aus kleinem oder großem Blutbild, geben einem die zugehörigen Einheiten der Blutwerte oft Rätsel auf.
Als ob diese nicht schon verwirrend genug wären, verwenden viele Labore unterschiedliche Maßeinheiten, darunter auch solche, die eigentlich als veraltet gelten. Wir möchten Ihnen zeigen, was es mit den ganzen Einheiten beim Blutbild auf sich hat.
Blutbild: Was sind SI-Einheiten?
Eigentlich sollte man heutzutage alle Einheiten in Form der allgemein anerkannten SI-Einheiten angeben. SI bedeutet Système international d’unités, sinngemäß internationales Einheitensystem.
Der französische Name deutet auf den Ursprung, denn das internationale Einheitensystem geht auf die französische Revolution zurück, in der die Nationalversammlung die Académie des sciences mit der Erstellung eines neuen metrischen Einheitensystems beauftragte. Das sollte die babylonischen Verwirrung beenden, in der jedes Fürstentum seine eigenen Maßsysteme für Strecken und Gewichte hatte.
Am bekanntesten dürfte der Ur-Meter sein, der als 1/40.000.000 des Erdumfanges berechnet wurde. Er dient als Grundlage vieler weiterer Maßeinheiten, so des Kilogramm als Masse eines Würfels aus Wasser mit zehn Zentimetern Kantenlänge.
Blutbild Einheiten – Das Wichtigste auf einen Blick!
- Im Blutbild und bei anderen Laborwerten sollten eigentlich nur noch die allgemein anerkannten SI-Einheiten verwendet werden. Aus traditionellen Gründen sind aber immer noch alte Einheiten in Gebrauch.
- Die am häufigsten gebrauchten Einheiten sind Konzentrationsangaben in Masse pro Volumen oder Teilchen pro Volumen.
- Wichtig sind einige dimensionslose Angaben wie Prozent und der pH-Wert.
- Bei den Blutwerten von Hormonen und Enzymen spielen die enzymatischen Einheiten (Units) eine Rolle.
- Die wichtigsten „alten“ Einheiten sind mg/dl beim Blutzucker und mmHg beim Blutdruck.
Welche Labor-Einheiten verwendet man bei Blutbild und anderen Werten?
Bei den Laborwerten verwendet man die Basisgrößen
- Länge (Meter m)
- Masse (Kilogramm kg)
- Zeit (Sekunde s)
- Temperatur (Kelvin K)
- Stoffmenge (Mol)
Stromstärke (Ampere A) und Lichtstärke (Candela cd) finden nur ausnahmsweise Verwendung, erstere etwa bei der Impedanzmessung in der Ösophagus-pH-Metrie.
Am meisten Verwirrung verursacht die Stoffmenge Mol. Dabei handelt es sich um eine Anzahl von Teilchen, also eigentlich ähnlich wie ein Dutzend – nur viel größer: 1 Mol entspricht 6,022 x 1023 Teilchen.
Eine 1 molare (1 M) Lösung enthält also immer die gleiche Zahl gelöster Teilchen, gleich um welche Sorte es sich dabei handelt. In der Blutdiagnostik finden sich kleinere Werte wie mmol/l (mM), µmol/l (µM) und nmol/l (nM). Die entsprechenden Vorsilben bedeuten Verkleinerungen in einem Zehnersystem.
Was haben die Vorsilben bei den Einheiten im Blutbild zu bedeuten?
Die Zahlenwerte der Einheiten auszuschreiben wäre bei besonders großen und besonders kleinen Werten unpraktikabel. Schreiben Sie mal Ihr Gewicht in Gramm auf – Sie werden sehen, dass das unnötig große Zahlen zur Folge hat.
Daher hat man ein Dezimalsystem eingeführt, mit dem sich Werte als Zehnfaches oder Zehntel und Vielfachen davon ausdrücken lassen.
Konzentration – Einheiten im Blutbild: Konzentrationsangaben
Die Mengenangabe Mol findet man vor allem bei Konzentrationsangaben. Eine 1 molare Lösung (1 mol/l oder 1 M) enthält immer die gleiche Anzahl ( 6,022 x 1023) gelöster Teilchen, gleich um welche Art Teilchen es sich handelt. Im Labor findet man Konzentrationsangaben vor allem in mmol/l (mM) oder µmol/l (µM).
Die noch selten verwendete veraltete Bezeichnung 1 normal entspricht der veralteten Äquivalentkonzentration und bezieht sich auf Lösungen, in denen ein Teilchen mehr als zwei Ionen freisetzt: Natriumcarbonat Na2CO3 kann beispielsweise in Lösung in zwei H+-Ionen und ein Carbonat-Ion zerfallen. Daher wäre eine 2 normale Natriumbicarbonatlösung 1 molar.
Häufig werden Konzentrationen noch in Masse pro Volumen angegeben, also in Gramm pro Liter und Teilen davon. Beispiele hierfür sind Troponin, Myoglobin oder Ferritin.
Bei den Zellen im Blutbild gibt es eine sehr einfache Konzentrationsangabe: pro Femtoliter (/fl). Das bedeutet nichts anderes als x Blutkörperchen pro billiardstel Liter.
Blutbild Einheiten: Enzymatische Einheiten Units
Ein weiterer Wert findet ebenfalls Anwendung, ohne dass es sich dabei um eine „echte“ SI-Einheit handelt: die enzymatische Einheit (Unit, U). Eine enzymatische Einheit ist die Menge eines Enzymes, die ein Mol eines Substrates innerhalb einer Stunde umzusetzen in der Lage ist. Die englische Bezeichnung Units oder International Units (IU) ist gebräuchlicher als die deutsche Variante Einheiten (E) oder internationale Einheiten (IE).
Naturgemäß ist die Angabe U für alle Enzyme im Blutbild wichtig, beispielsweise für Kreatinkinase, LDH, GLDH oder die Leberwerte GOT, GPT, AP und GGT oder Hormone wie Insulin und Thyroxin. Die Angaben erfolgen hier ebenfalls meist in Form einer Konzentration, also U/ml.
Dimensionslose Werte
Ohne Dimension ist der pH-Wert. Hier fehlt eine Einheit, da es sich dabei um den negativen dekadischen Logarithmus der Protonium (H+)-Ionen-Konzentration handelt – logarithmische Werte haben keine Einheit.
Ebenfalls „dimensionslos“ sind Prozentangaben. Dabei handelt es sich um den Anteil eines bestimmten Wertes am Gesamtwert. So gibt man beispielsweise den Lymphozyten Blutwert an allen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) oder die Anteile der verschiedenen Granulozyten an.
Geschwindigkeit im Blutbild
kommt eigentlich nur bei der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) vor. Hier misst man, wie schnell die roten Blutkörperchen sedimentieren. Die Geschwindigkeit gibt man in mm bei einer vorgegebenen Säule von 200 mm innerhalb der ersten Stunde an – also eine Strecke pro Zeiteinheit, damit eine Geschwindigkeit.
Alte Einheiten – Die Unausrottbaren
Großes und kleines Blutbild Einheiten:
Bei einigen Größenangaben zieren sich Laborchemiker und Mediziner aus alter Gewohnheit ähnlich wie US-Amerikaner beim metrischen System. Diese sind so fest verwurzelt, dass man sie noch lange in den Tabellen der Blutwerte finden wird.
Blutdruck und mmHg
Das beste und bekannteste Beispiel ist der Blutdruck. Eigentlich entspricht der Druck der Kraft pro Fläche und damit der abgeleiteten SI-Einheit Newton pro Quadratmeter oder Pascal (1 Pa = 1 kg x m-1 x s-2). In der Meteorologie ist das handlichere Hektopascal (100 Pa) gebräuchlicher in der Medizin, wo man immer noch den Blutdruck in Millimetern Quecksilbersäule (mmHg – ohne Leerzeichen dazwischen!) angibt. Das hat sich durch die alten Manometer eingebürgert, bei denen die Blutdruckmanschette mit einer vertikalen Glassäule mit Quecksilber (hydrargyrum, Hg) mit einer Millimeter-Skala daneben verbunden war. Die physikalisch korrekte Bezeichnung für den Druck in mmHg lautet übrigens Torr. 1 Torr oder 1 mmHg entsprechend nunmehr einem Druck von 133,322 Pa.
Blutzucker im mg/dl und mmol/l
Beim Blutzucker, also der Konzentration von Glucose im Blutserum, hat sich die eigentlich nach dem SI-System korrekte Einheit mmol/l (tausendstel Mol pro Liter) noch nicht vollkommen durchgesetzt. Hier verwendet man nach wie vor meistens noch die alte Einheit mg/dl, Milligramm pro Deziliter. Viele der modernen Blutzuckermessgeräte mit Messstreifen lassen sich zwischen beiden Angaben hin- und herschalten.
Möchten Sie die Angaben Ihres Labors oder eines alten Blutzuckergerätes umrechnen, gelten die Formeln
1 mg/dl = 1/18,02 mmol/l
1 mmol/l = 18,02 mg/dl
Temperatur in °C und K
An Kelvin als Temperatureinheit (ohne „Grad“!) können sich offenbar nur Naturwissenschaftler gewöhnen. Als absoluter Nullpunkt gelten -273,15 °C oder 0 K. Die Skalierung ist die gleiche, sodass ein Temperaturunterschied von 1 K einem von 1 °C entspricht. Normale Körpertemperatur (37 °C) wäre somit 310,15 K.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Ulrich Harten: Physik für Mediziner (Springer-Lehrbuch). 15. Auflage. Stuttgart 2019: Springer-Verlag. ISBN-10: 3662544466.
- Charles E. Mortimer, Ulrich Müller, Johannes Beck: Chemie: Das Basiswissen der Chemie. 12. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3134843129.
- Nicole Schaenzler, Wilfried P. Bieger: Laborwerte: Alles über Normbereiche, Befunde und Co. 6. Auflage. München 2019: Gräfe & Unzer-Verlag.
- Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.