Alle Erkrankungen der Lunge beim Menschen

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Lungenerkrankungen in der Übersicht

Erkrankungen der Lunge gehören zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Das Spektrum reicht dabei von der infektbedingten Bronchitis bis zu Tuberkulose und Lungenkrebs.

Mit Ausnahme des Letzteren fallen die Lungenkrankheiten in den Zuständigkeitsbereich der Lungenheilkunde (Pneumologie, Pulmologie). Im Folgenden möchte ich Ihnen die wichtigsten Erkrankungen der Lunge kurz erklären.

Erkrankungen der Lunge im Überblick

Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Die Lunge ist wichtig für den Gasaustausch des Körpers. Daher führen Erkrankungen in vielen Fällen zu einer verminderten Sauerstoffversorgung.
  2. Das große Atemluftvolumen pro Tag sorgt dafür, dass Infektionserkrankungen an erster Stelle der Lungenerkrankungen stehen.
  3. Ebenso führen inhalierte Giftstoffe oder Allergene zu Lungenkrankheiten.
  4. An erster Stelle der Lungenkrankheiten steht die meist harmlose Bronchitis.
  5. Zu den wichtigsten Ursachen zahlreicher Erkrankungen der Lungen gehört das Rauchen. Es führt zu chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen und Lungenkrebs.

 

Wie kommt es zu Erkrankungen der Lunge?

Die beiden Lungen sind zwei äußerst fragile Gebilde, deren Parenchymgewebe im Inneren aus zahlreichen kleinen Bläschen, den Alveolen bestehen. Ihre Wand ist hauchdünn und ermöglicht den Gasaustausch mit den darin verlaufenden kleinen Blutkapillaren. Diese Alveolen sind die Endstücke zahlreicher Aufzweigungen der Luftröhre in Bronchien und Bronchioli. Die Lungenfunktion hängt maßgeblich vom einwandfreien Zusammenspiel der Blutgefäße und luftführenden Anteile ab.

Pro Atemzug inhalieren wir etwa einen halben Liter Luft, und das mindestens zwölfmal pro Minute. Am Tag kommt man damit auf gut 10.000 Liter – mit allem was darinnen ist. Daher machen Infektionserkrankungen einen erheblichen Teil der Lungenkrankheiten aus. Ebenso führen inhalierte Giftstoffe zu Erkrankungen, allen voran Zigarettenrauch.

Die Atembewegungen von Rippen und Zwerchfell dehnen die Lungenflügel beim Einatmen. Beim Ausatmen ziehen sie sich aufgrund ihrer Elastizität zusammen. Dafür ist ein luftdichter Abschluss der Lungenflügel im Brustkorb notwendig, in dem sie sich gleitend bewegen können.

Allergische Erkrankungen der Lunge

Das Immunsystem ist in der Lunge stets in Alarmbereitschaft, falls Krankheitserreger eindringen sollten. Manchmal übertreibt es jedoch mit seiner Reaktion auf eingedrungene Substanzen und es resultiert eine allergische Lungenerkrankung. Hierzu gehören vor allem Allergien gegen Tierhaare, Hausstaubmilben oder eine Pollenallergie in Form des Heuschnupfens. Unbehandelt führend diese allergischen Reaktionen zu Hustenanfällen, Atemnot oder Asthma.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel gehört zu den häufigsten Erbkrankheiten in Europa. Er ist damit etwa so häufig wie Diabetes mellitus Typ 1. Aufgrund genetischer Veränderungen bildet die Leber zu wenig von dem Enzym Alpha-1-Antitrypsin. In der Folge kommt es zu Leber- und Lungenerkrankungen. Der Enzymmangel ist wenig bekannt, steht aber im Verdacht, eine der häufigsten Ursachen von chronischer Bronchitis, Lungenemphysem und COPD zu sein.

Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist eine anfallsartig auftretende entzündliche Erkrankung der Atemwege, die zu typischen Beschwerden wie erschwerte Atmung mit Luftnot, Husten, Engegefühl in der Brust und Kurzatmigkeit führt. Beschwerdefreie Abschnitte wechseln sich mit symptomatischen Zeiträumen und akuten Asthmaanfällen ab.

Bronchiektasen

nennt man krankhafte Erweiterungen der Bronchien, die angeboren oder in Folge von chronischen Lungenerkrankungen auftreten. Ihre Ursache ist häufig unbekennt. Sie führen zu Husten mit schleimigem oder eitrigem Auswurf, Infektanfälligkeit und erschwerter Atmung.

Bronchitis

oder Husten gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Lunge. Ursache sind Infektionen der Atemwege, bei denen sich die Erreger auf den Schleimhäuten ausbreiten und zu starkem Husten mit Auswurf und Schmerzen in der Brust führen.

Bei bakteriellen Infektionen ist der Auswurf oft grünlich-gelblich, in fortgeschrittenen Stadien auch blutig. Oft kommen bei einer Bronchitis weitere Erkältungszeichen hinzu wie Schnupfen (Rhinitis), Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Unbehandelt kann eine akute zu einer chronischen Bronchitis werden.

Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

ist der übergeordnete Begriff für chronisch-obstruktive Bronchitis und Lungenblähung (Lungenemphysem). Beide entwickeln sich langsam und über Jahre hinweg. Typisch für eine COPD ist die AHA-Symptomatik aus Auswurf, Husten und Atemnot. Der Husten ist besonders morgens nach dem Aufstehen ausgeprägt, die Atemnot tritt anfangs bei körperlicher Anstrengung, später bereits in Ruhe auf.

Das Hauptproblem der COPD ist die chronische Entzündung der Atemwege, die das Lungengewebe langsam zerstört.

Lungenflügel in der Brust

Grippe (Influenza)

Grippe ist eine auf Influenzaviren zurückzuführende Infektionserkrankung und nicht mit harmlosen grippalen Infekten zu vergleichen. Besonders bei älteren Menschen und Kindern mit geschwächtem oder noch nicht vollständig ausgebildetem Immunsystem verläuft sie häufig tödlich.

Die Erkrankung tritt in epidemischen Grippewellen regelmäßig auf und weitet sich bisweilen zu weltweiten Pandemien aus. Sie äußert sich mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Heiserkeit und schwerem Krankheitsgefühl. Zu den Komplikationen gehören Entzündungen der Mandeln, Mittelohren oder Nebenhöhlen. Hirnhautentzündungen und Lungenentzündungen verlaufen mitunter tödlich.

Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten ist keinesweg nur eine Kinderkrankheit, sondern kann auch Erwachsene befallen. Die Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis führt zu schweren Hustenanfällen und kann mehrere Wochen andauern.

Lungenembolie (Lungeninfarkt)

Bei einer Lungenembolie ist eines der Lungengefäße durch ein Blutgerinnsel verstopft (pulmonale Thromboembolie), ganz ähnlich wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Daher rührt die umgangssprachliche Bezeichnung Lungeninfarkt. Je nachdem wie groß das betroffene Gefäß ist, verläuft die Lungenembolie unbemerkt oder ist unmittelbar lebensbedrohend.

Durch eine Lungenembolie kann es zu einer Druckerhöhung im Herz-Lungen-Kreislauf kommen, welche die rechte Herzhälfte überlastet. Folge ist ein Cor pulmonale mit verschlechterter Sauerstoffversorgung und Rechtsherzschwäche bis hin zum Organversagen.

Lungenemphysem (Lungenblähung)

Das Lungenemphysem gilt als Endstadium von chronischer Bronchitis und COPD. Lungenblähung bedeutet, dass die elastische Spannkraft der kleinen Lungenalveolen verloren geht. Dadurch geben sie die Luft beim Ausatmen nicht mehr vollständig ab, sie blähen sich auf und verlieren ihre Fähigkeit zum Gasaustausch.

Folge eines Lungenemphysems ist fortschreitender Sauerstoffmangel im Körper mit Atemnot (Dyspnoe) erst bei körperlicher Aktivität, später bereits in Ruhe. Die Lungenblähung verursacht eine tonnenförmige Auftreibung des Brustkorbes, eine Fassbrust (Fassthorax).

Lungenentzündung (Pneumonie)

Als Lungenentzündung bezeichnet man eine Infektion der Lungenbläschen (Alveolen) und/oder des dazwischen liegenden Gewebes (Interstitium). Das alarmierte Immunsystem setzt Entzündungszellen und Botenstoffe frei, sogenannte Zytokine, die zum Flüssigkeitseinstrom in die Lungenbläschen führen. Entzündungen und Flüssigkeit vermindern den Gasaustausch.

Folgen einer Lungenentzündung sind Hustenanfälle und hohes Fieber über 40 °C, Schmerzen im Brustkorb, Schüttelfrost, flache Atmung und Atemnot. Durch den Sauerstoffmangel laufen Lippen und Fingernägel bläulich an (Zyanose). Unbehandelt verläuft sie tödlich.

Lungenentzündungen werden oft unterschätzt – sie führen zu mehr Krankenhausaufenthalten als Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

Lungenfibrose

Lungenfibrosen oder interstitielle Lungenerkrankungen sind Erkrankungen des Lungengewebes, die zu einem Funktionsverlust der Lungenbläschen führen. Dabei werden die Lungenalveolen zusehends durch nicht funktionelles Bindegewebe ersetzt, das nicht für den Gasaustausch geeignet ist. Zudem vermindert das Bindegewebe die normale Elastizität der Lungenflügel. Die Folge ist chronische Atemnot.

Die Erkrankung verläuft schleichend und bleibt lange Jahre unbemerkt. Typisch neben der durch Sauerstoffmangel verursachten Zyanose sind Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel.

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)

Das Auftreten von Lungenkrebs ist in der Mehrzahl der Fälle auf Rauchen zurückzuführen (Raucherlunge). Er ist in 90 Prozent der Fälle bösartig und wird meistens erst spät erkannt, da er zu Beginn kaum Beschwerden verursacht. Lungenkarzinome sind die häufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen.

Mukoviszidose (Zystische Fibrose)

Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, bei der die Schleimdrüsen einen abnorm zähen Schleim produzieren. Einige davon sitzen auch in der Lunge und sorgen für ein Sekret, das nicht normal abfließt und nicht ohne weiteres abgehustet werden kann. Die Folge sind gehäufte Atemwegserkrankungen, Reizhusten, Lungenentzündungen und Lungenversagen.

Tuberkulose

Tuberkulose ist eine mittlerweile in Europa selten gewordene Infektion, die durch Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. Seit der Öffnung des Ostblocks ist sie jedoch auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch.

Bei einer unbehandelten Lungentuberkulose gelangen die Bakterien über die Blutbahn in andere Organe wie Haut, Darm und Knochen und sorgen dort für weitere schwerwiegende Symptome.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Lungeninformationsdienst des Helmholtz-Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln: G. Herold Verlag (2019). ISBN-10: 3981466063
  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart: Springer-Verlag (2012). ISBN-10: 3642331076.