Kleines Blutbild Tabelle

Kleines Blutbild » Alle Werte einfach erklärt

Als kleines Blutbild bezeichnet man die Blutzellzählung ohne Leukozytendifferenzierung, auch als standardisierte Aufstellung wichtiger Blutwerte einer Blutprobe als Hämogramm oder Blutstatus bezeichnet. Es umfasst

  • die Zählung der Blutzellen (ERY/RBC, LEUK/WBC, THRO/PLT, RET)
  • die Messung der Hämoglobinkonzentration Hb
  • die Bestimmung des Hämatokrits Hkt
  • die Erfassung der Erythrozytenparameter MCH, MHCH und MCV

Eine eingehendere Differenzierung der Blutzellen, genauer gesagt der artenreichen weißen Blutzellen (Leukozyten) ergibt erst ein großes Blutbild, das man daher auch Differenzialblutbild nennt.

Kleines Blutbild Tabelle

Fakten Übersicht:

  1. Kleines Blutbild umfasst die Zählung der verschiedenen Blutzellen, die Messung der Hämoglobinkonzentration (Hb), die Bestimmung des Hämatokrits (Hkt) und der Erythrozytenparameter MCH, MCV und MCHC.
  2. Als Blutzellen erfasst man dabei die roten Blutzellen (ERY/RBC), weißen Blutkörperchen (LEUK/WBC) und Thrombozyten (THRO/PLT).
  3. Eine weitere Differenzierung der verschiedenen weißen Blutkörperchen nimmt erst das Differenzialblutbild, ein großes Blutbild, vor.
  4. Die Bestimmung der Blutwerte erfolgt an einer Blutprobe aus der Armvene, die mit EDTA ungerinnbar gemacht wird. Sie wird mit speziellen Geräten vollautomatisch durchgeführt.
  5. Ein kleines Blutbild gibt wichtige Informationen über Entzündungen, Infektionen, Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes, Gerinnungsfähigkeit und andere wichtige Blutwerte.

 

Die Blutwerte des kleinen Blutbild

Für ein kleines Blutbild entnimmt Ihnen Ihr Arzt oder eine medizinische Fachangestellte Blut aus der Armvene. Dazu wird die Hautoberfläche zunächst mit einem Wattetupfer und etwas Hautdesinfektionsmittel desinfiziert und eine Kanüle mit einem durchsichtigen dünnen Schlauch in die Vene eingeführt.

Der Schlauch ist mit einem roten oder lila Röhrchen verbunden, in das man das Blut ähnlich wie bei einer Spritze aufsaugt (Aspirationssystem, Monovette) oder in den es durch Unterdruck im Röhrchen von selbst hineinfließt (Unterdrucksystem, Vacutainer). Rot oder lila bedeutet, dass in diesem Röhrchen eine kleine Menge des Komplexbildners EDTA vorgegeben, der die Calcium-Ionen des Blutserums bindet und damit eine Gerinnung verhindert.

Nur so lässt sich gewährleisten, dass das Blut im Labor in flüssiger Form ankommt und sich für ein kleines Blutbild auswerten lässt. Dieses Röhrchen versieht die entnehmende Person mit einem Patientenaufkleber.

Für weitere Untersuchungen nimmt man Ihnen gegebenenfalls noch ein zweites oder sogar mehrere Röhrchen mit Blut ab, mit denen das Labor weitere Blutwerte wie die Leberwerte, Entzündungsparameter oder Nierenwerte bestimmt. Blutproben werden in der Regel einmal am Tag von einem Transportdienst abgeholt und in ein hämatologisches Labor gebracht.

Dort erstellt man ein kleines Blutbild mithilfe spezieller Hämatologie-Analysatoren, die solche Bestimmungen sehr schnell und präzise vornehmen. Dazu werden solche Blutproben in mehreren Reihen nebeneinander in einen Ständer gestellt und der Reihe nach automatisch abgearbeitet.

Die Zuordnung erfolgt anhand des Barcodes des Patientenaufklebers. Anhand dieses Codes kann die Arztpraxis die erhobenen Werte dem Patienten zuordnen, sobald sie das kleine Blutbild erhalten hat. Die Anonymität bleibt so in jedem Falle gewahrt, da das Labor keinen Zugang zu den Patientendaten hat.

Wie lange dauert es bis ich die Werte bekomme?

Ein einfaches kleines Blutbild lässt sich sehr schnell erstellen. Daher stehen die Ergebnisse in der Regel bereits am nächsten Tag der Praxis zur Verfügung. Fragen Sie sicherheitshalber nach, wann Ihre Blutwerte fertig sind.

Wenn Sie dort nicht noch einmal persönlich erscheinen wollen, reicht in der Regel eine telefonische Nachfrage, um zu erfahren, was die Blutwerte sagen. Je nachdem wie die Werte aussehen, wird Ihr Arzt Sie ohnehin noch einmal einbestellen und die Ergebnisse mit Ihnen besprechen.

Zählung der Blutzellen

Ein kleines Blutbild zählt die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten). Zwischen den verschiedenen Gruppen weißer Blutkörperchen unterscheidet es nicht.

Tabelle

Diese Tabelle zeigt alle Werte des kleinen Blutbild für Erwachsene. Von links finden Sie die Abkürzungen, die Erklärung der Werte und die Normalwerte für Männer und Frauen.

kostenloser Download: Kleines Blutbild Tabelle (PDF, 18kb),

Abkürzungen Frauen Männer Erklärung
Erythrozyten von 3,9 bis 5,3 Mio./ µl von 4,3 – 5,7 Mio./ µl Erythrozyten Anzahl
veränderte Ery Werte:     Ery-Wert zu hoch
      Erythrozyten Wert zu niedrig
Leukozyten von 3800 bis 10500 µl von 3800 bis 10500 µl Leukozyten Anzahl
veränderte Leuko Werte:     Leuko-Blutwert zu hoch/ zu niedrig
Thrombozyten von 140.000 bis 345.000 µl von 140.000 bis 345.000 µl Thrombozyten Anzahl
veränderte Thrombo Werte:      
Hkt Wert
von 37 bis 48 % von 40 bis 52 % Hämatokrit
veränderte Hkt Werte:     Hkt-Blutwert zu hoch/ zu niedrig
Hb Wert
12 – 16 g/dl 13,5 – 17 g/dl Konzentration an Hämoglobin
veränderte Hb Werte:     Hämoglobin zu niedrig
Hämoglobin zu hoch
MCH Wert
von 28 bis 34 pg von 28 bis 34 pg Hämoglobinmenge
veränderte MCH Werte:      
MCHC Wert
von 33 – 35 g/dl von 33 bis 36 g/dl durchschnitt Hämoglobinkonzentration
veränderte MCHC Werte:      
MCV Wert
von 85 – 95 fl von 85 – 95 fl durchschnitt Erythrozyten Volumen
veränderte MCV Werte:      
       
g = Gramm | µl = Mikroliter = 10-6 = 1 Millionstel Liter | dl = Deziliter (100 milliliter)
www.grossesblutbild.de/grosses-blutbild.html

Werte medizinisch geprüft / Stand 25.03.2019

Erythrozyten (ERY, RBC)

Referenzbereich Erythrozyten: Frauen: 3,9-5,3 Millionen/µl; Männer 4,2-6,0 Millionen/µl

Die roten Blutkörperchen oder Erythroyzten (ERY oder RBC für red blood cells) sind Drops-förmige Scheiben mit einem durchschnittlichen Durchmesser von etwa acht Mikrometern. Sie besitzen keinen Kern und sind nur etwa 120 Tage lebensfähig, da sie keine Proteinsynthese mehr durchführen können.

In dieser Zeit liegt ihre Hauptaufgabe im Gastransport: In der Lunge nehmen sie Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab, im Körpergewebe geschieht das Umgekehrte. Auf diese Weise erhalten die Gewebe Sauerstoff für Oxidationsvorgänge, die sie zur Energiegewinnung über die Atmungskette benötigen.

Der Gastransport geschieht über den namensgebenden roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin, der später noch zu besprechen ist. Mit zunehmender Lebenszeit werden sie immer poröser und starrer und passen daher nicht mehr so gut durch die feinen Kapillarsysteme des Körpers. Das führt auch dazu, dass sie im Maschenwerk der Milz zusehends hängenbleiben und von Makrophagen beseitigt werden.

Retikulozyten (RET)

Referenzbereich Retikulozyten: Frauen 0,8-4,1 %; Männer 0,8-2,2%

Retikulozyten sind die Vorgängerzellen der Erythrozyten, die von Stammzellen im Knochenmark gebildet werden.

Dort haben sie bereits ihren Kern verloren. In die Blutbahn abgegeben verlieren sie innerhalb weniger Tage die letzten Reste ihres namensgebenden Maschenwerkes (lateinisch reticulum, Netz), das vor allem aus RNA gebildet wird.

So werden sie zu den typischen Erythrozyten mit ihrer Scheibenform und ohne Zellkern oder sonstigen mit herkömmlichen Methoden anfärbbaren Bestandteilen im Inneren. Da diese Reifung sehr schnell stattfindet, machen die Retikulozyten nur einen geringen Bruchteil der Erythrozyten aus.

Leukozyten (LEU, WBC)

Referenzbereich Leukozyten: Frauen und Männer 3.800-10.500/µl

Leukozyten (white blood cells) ist der Oberbegriff für alle weißen Blutkörperchen. Ihre weitere Differenzierung in einzelne Untergruppen nimmt ein kleines Blutbild nicht vor, sondern erst ein großes Blutbild oder Differenzialblutbild. Ihre Hauptaufgabe sind die Vermittlung von Entzündungsreaktionen und die Immunabwehr.

Für die Immunabwehr spielen sowohl die weißen Blutkörperchen selbst eine wichtige Rolle (zelluläre Immunabwehr), aber auch die von ihnen gebildeten Antikörper, die zu den Immunglobulinen gehören und die „flüssige“, humorale Immunabwehr stellen. Was körpereigen ist, lernen die Immunzellen der weißen Blutkörperchen in den ersten beiden Tagen nach der Geburt.

Was danach neu im Körper auftaucht, sehen die weißen Blutkörperchen demzufolge grundsätzlich als körperfremd an und greifen diese Strukturen mit Zellen und Antikörpern an. Die Merkmale eines solchen körperfremden Antigens speichern die Leukozyten in speziellen Gedächtniszellen ab.

Diese sorgen dafür, dass bei einem erneuten Antigenkontakt sehr schnell spezifisch dagegen gerichtete weiße Blutkörperchen und Antikörper gebildet werden können und eine wesentlich schnellere Immunreaktion vermitteln als beim ersten Kontakt.

Läuft diese Erkennung schief, indem die Zellen und Antikörper versehentlich körpereigene Strukturen angreifen, kommt es zu einer sogenannten Autoimmunreaktion. Solche Autommunerkrankungen führen zu lokalen Entzündungen und schädigen die angegriffenen Strukturen. Als Beispiele seien die Schilddrüsenentzündung der Hashimoto-Thyreoiditis oder die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa genannt.

Thrombozyten (THRO, PLT)

Referenzbereich Thrombozyten: Frauen und Männer 150-400/nl

Die Thrombozyten oder Blutplättchen (englisch platelets) sind keine vollständigen Zellen.

Sie werden im Knochenmark an der Oberfläche der Megakaryozyten abgeschnürt und an das Blut abgegeben. Ihre Form ist unregelmäßig und abgeplattet und in ihrem Inneren finden sich keine mit den üblichen Färbemethoden anfärbbaren Strukturen. Da sie zudem wesentlich kleiner sind als die übrigen Blutzellen, kann man sie in einem Blutausstrich nur mithilfe spezieller Färbemethoden sichtbar machen.

Ihre Aufgabe besteht in Blutgerinnung und Wundverschluss. Wird ein Gefäß verletzt, setzen Gefäßbestandteile die Blutgerinnungskaskade in Gang. Kollagen in den Gefäßwänden sorgt für eine Freisetzung von Thrombin, das die Blutplättchen aktiviert. Der Einstrom von Calciumionen führt dazu, dass sie binnen kürzester Zeit tentakelartige Strukturen (Pseudopodien) an ihrer Oberfläche bilden.

Mit diesen verhaken sie sich untereinander wie Kletten, sodass sie einen ersten provisorischen Wundpfropf bilden. Zugleich sorgt die Spaltung von Fibirinogen des Blutplasmas durch das Thrombin für die Bildung langer, im Plasma unlöslicher Fibrinfäden, die den Blutpfropf weiter stabilisieren.

Daher gibt der Blutwert der Thrombozyten Auskunft über die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Eine ungewollte Aktivierung der Blutgerinnselbildung führt zu Thrombosen und Embolien, die Beinvenenthrombosen, Lungenembolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen.

Hämoglobinkonzentration (Hb)

Referenzbereich Hämoglobinkonzentration (Hb): Frauen 12,0-16,0 g/dl; Männer 14,0-18,0 g/dl

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, bestehen aus einem Eiweißbestandteil (Globin) und einem sogenannten Porphyrinringsystem, dem Häm.

In den Häm-Molekülen sorgen Eisen(II)-Ionen für die rote Farbe, vor allem aber die Möglichkeit zum Gastransport. Durch das Häm erhalten die roten Blutkörperchen die Befähigung zum Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid. Daher ist der Blutwert für Hämoglobin ein wichtiger Parameter für die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes. Wenn in der Milz die Makrophagen die überalterten roten Blutkörperchen von den Makrophagen beseitigen, entziehen sie dem Eiweißanteil des roten Blutfarbstoffes das rote Häm-Molekül . Das darin eingebaute Eisen wird recycelt, der Rest des Ringsystems zu Bilirubin abgebaut und in der Leber der Galle zur Fettverdauung beigemischt.

Hämatokrit (Hkt)

Referenzbereich Hämatokrit (Hkt): Frauen 37-47 %; Männer 40-54 %

Hämatokrit nennt man den Anteil der roten Blutkörperchen am gesamten Blut. Das Blut besteht aus Blutplasma mit darin gelösten Bestandteilen, die die Grundlage vieler Blutwerte bilden. Hinzu kommen die zellulären Anteile in Form von roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen.

Die Erythrozyten machen dabei über 99 Prozent dieser Zellen aus. Der Hämatokrit gibt somit Auskunft über die Menge roter Blutkörperchen im Blut. Zur Bestimmung des Hämatokrits zentrifugiert man ungerinnbar gemachtes Blut in speziellen Kapillaren oder Röhrchen ab.

Die Zellen sedimentieren und bilden zuunterst eine rote Lage aus roten Blutkörperchen, über denen nur ein dünner Saum weißer Blutkörperchen zu erkennen ist. Darüber steht das klare, gelbliche Blutserum.

Der Hämatokrit entspricht dabei der Höhe der roten Erythrozytensäule im Verhältnis zur gesamten Blutsäule.

Bestimmung der Erythrozytenparameter

 

Mittlerer korpuskulärer Hämoglobingehalt

(MCH-Blutwert, HbE-Blutwert)

Referenzbereich MCH: Frauen und Männer 27-34 pg

Der mittlere korpuskuläre Hämoglobingehalt entspricht dem durchschnittlichen Hämoglobingehalt eines einzelnen roten Blutkörperchens. Der Blutwert wird in der Regel zusammen mit MCV und MCHC bestimmt, die miteinander verrechnet werden können.

Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC-Blutwert)

Referenzbereich MCHC: Frauen und Männer 33-35 g/dl

Die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration gibt die Höhe der durchschnittlichen Hämoglobinkonzentration in einem roten Blutkörperchen wieder.

Mittleres korpuskuläres Volumen (MCV-Blutwert)

Referenzbereich MCV: Frauen und Männer 83-95 fl (Femtoliter) Mit mittleres korpuskuläres Volumen gibt man das durchschnittliche Volumen eines roten Blutkörperchens an. In der Umrechnung der Erythrozytenparameter gilt die Formel

MCH = MCV x MCHC

So sieht ein kleines Blutbild aus

 

Muss ich nüchtern beim Arzt erscheinen?

Um ein kleines Blutbild bestimmen zu können, müssen Sie nicht nüchtern bei Ihrem Arzt erscheinen, denn hier werden lediglich die Blutkörperchen bestimmt. Anders sieht das aus, wenn mit Ihrem Blut noch andere Untersuchungen geplant sind.

Dazu gehört eine ganze Reihe von Blutwerten wie Blutzucker, Cholesterin, Triglyceride und andere, die sich mit der Nahrungsaufnahme ändern. Ihre Praxis wird Sie gegebenenfalls darauf hinweisen, ob Sie morgens nüchtern zur Blutentnahme kommen können oder ob Sie vorher ein Frühstück zu sich nehmen dürfen.

Was kostet ein Kleines Blutbild?

Ein kleines Blutbild wird immer dann bestimmt, wenn ein hinreichender Verdacht auf eine Erkrankung wie eine Infektion oder Entzündung besteht. In solchen medizinisch begründeten Fällen übernimmt Ihre Krankenkasse die entstehenden Kosten für ein kleines Blutbild, gegebenenfalls auch für ein großes Blutbild.

Da die Bestimmung beider mittlerweile von Automaten vorgenommen wird und kaum noch Handarbeit damit verbunden ist, belaufen sich die Kosten beider inzwischen nur noch auf wenige Euro.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Nicole Schaenzler,‎ Wilfried P. Bieger: Laborwerte: Alles über Normbereiche, Befunde und Co. 6. Auflage. München 2019: Gräfe & Unzer-Verlag.
  2. Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.
  3. Marlies Michl: BASICS Hämatologie. 4. Auflage. München 2019: Elsevier/Urban & Fischer-Verlag. ISBN-10: 3437421697.
  4. Zeitgemäße Labordiagnostik, Jürgen Lueger Bioenergetiker,  lesen↑