Leukozyten Normalwerte im Blut

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Im kleinen Blutbild geben Leukozyten-Normalwerte Auskunft über Infektionen oder Entzündungen im Körper.

Noch eingehender sind die Informationen der Normwerte der verschiedenen Leukozyten im großen Blutbild oder Differenzialblutbild, das zudem die einzelnen Formen der Leukozyten unterscheidet, die bei der Immunabwehr unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen.

Normales Blutbild mit Leukozyten
Normales Blutbild mit Leukozyten Copyright: Tyrannosaurus
Leukozyten nennt man medizinisch die weißen Blutkörperchen. Sie sind die Kampftruppen der Immunabwehr, die eingedrungene Bakterien, Viren und Einzeller bekämpfen. Zudem sind sie an der Vermittlung von Entzündungsreaktionen beteiligt.

Das Wichtigste auf einen Blick!

  • Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen, die den zahlreichen roten Blutkörperchen oder Erythrozyten zahlenmäßig weit unterlegen sind.
  • Dafür sind ihre Aufgaben nicht minder wichtig als der Sauerstofftransport in den roten Blutkörperchen – sie sind die elementaren Bestandteile unseres Immunsystems.
  • Innerhalb der Immunabwehr übernehmen verschiedene Arten weißer Blutkörperchen unterschiedliche Aufgaben.
  • Man unterscheidet hier zwischen zellulärer Abwehr durch ganze Zellen und humoraler Abwehr durch Antikörper.
  • Die Gesamtzahl aller weißen Blutkörperchen wird im kleinen Blutbild bestimmt.

Hat Ihr Hausarzt von Ihrer Blutprobe aus der Armvene ein kleines Blutbild anfertigen lassen, verraten ihm die damit gemessenen Werte der roten und weißen Blutkörperchen eine ganze Menge über das, was aktuell in Ihrem Körper geschieht, ohne dass er dafür großartig weitere Untersuchungen anstellen muss.

Diese Informationen sind wichtig für weiterführende diagnostische Maßnahmen und helfen dabei, Krankheiten genau zu benennen und ihren Ursachen auf den Grund zu gehen.

Normwerte der Leukozyten

Leukozyten Leukozyten Anzahl von 3800 bis 10500 µl von 3800 bis 10500 µl
veränderte Leuko Werte:

 

   
 

Granulozyten

   
Differenzial-blutbild stabkernige Neutrophile Granulozyten 3 bis 5% 3 bis 5%
  segmentkernige Neutrophile Granulozyten 54 bis 62% 54 bis 62%
  Basophile Granulozyten 0 bis 1% 0 bis 1%
  Eosinophile Granulozyten 1 bis 4% 1 bis 4%
 

Monozyten

3 bis 8% 3 bis 8%
 

Lymphozyten

25 bis 45% 25 bis 45%

 

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Wofür sind weiße Blutkörperchen da?

Einer der elementaren Werte im kleinen Blutbild ist der Blutwert der Leukozyten, der im Ausdruck meist als LEUK oder WBC (für das englische White Blood Cells) gekennzeichnet ist. Sie sind für unsere Immunabwehr zuständig.

Dafür kümmern sich einige weiße Blutkörperchen persönlich um Viren, Bakterien, Einzeller und andere ungebetene Gäste, die im Körperinneren nichts zu suchen haben. Sie zerlegen diese in ihre Bestandteile und übermitteln anderen weißen Blutkörperchen so wichtige Steckbriefe über die Eindringlinge. Diese dienen als Vorlage für die Produktion von Antikörpern, die Bakterien und ähnliches zusammen mit den Fresszellen angreifen, verklumpen und so unschädlich machen.

Reicht diese Information nicht aus und will der Arzt mehr über Immunabwehr und Entzündungsreaktionen wissen, lässt er ein großes Blutbild oder Differenzialblutbild anfertigen, das die verschiedenen Leukozytenarten voneinander unterscheidet und zählt.
Sowohl erniedrigte als auch erhöhte Zahl der Leukozyten oder der verschiedenen Untergruppen geben wichtige Informationen über Immunreaktionen und Entzündungen im Körper.

Der Unterschied zwischen kleinen und großen Blutbild

Eine solche Unterteilung unseres Immunsystems in eine zelluläre und eine „flüssige“ (humorale) Abwehr verrät bereits, dass die Aufgaben der weißen Blutkörperchen unterschiedlich sind. Daher erfährt man noch mehr über Krankheiten, wenn man nicht nur die weißen Blutkörperchen insgesamt analysiert, sondern zudem zwischen den einzelnen Typen von Leukozyten unterscheidet. Dazu dient das große Blutbild, das man deswegen auch als Differenzialblutbild bezeichnet.
Leukozyten: Wie sehen die Normalwerte aus?

Betrachtet man alle Leukozyten gemeinsam, liegt der Referenzbereich zischen 3.800 und 10.500 Stück pro Mikroliter (1/1.000 Milliliter).

Von zu wenig Leukozyten, einer Leukopenie, spricht man bei Werten unter 3.500/µl. Als kritische Leukopenie bezeichnet man ein so starkes Absinken des Blutwertes, dass mit verstärkten Infektionen gerechnet werden muss. Das ist unterhalb von 800/µl der Fall.

Auch der umgekehrte Fall kommt vor: Steigt der Leukozytenwert über 10.500/µl, spricht man von einer Leukozytose.

Leukozyten-Normalwerte der verschiedenen weißen Blutkörperchen

Im großen Blutbild stellen die Messgeräte fest, wie hoch der Anteil der unterschiedlichen Leukozytengruppen an der Gesamtzahl weißer Blutkörperchen ist. Die Normwerte oder Referenzbereiche sehen wie folgt aus:

  • Lymphozyten: 25 – 45 %
  • Granulozyten (gesamt): 58 – 72 %
  • neutrophile Granulozyten (gesamt): 57 – 67 %
  • (unreife) stabkernige neutrophile Granulozyten: 3 – 5 %
  • (reife) segmentkernige neutrophile Granulozyten: 54 – 62 %
  • eosinophile Granulozyten: 1 – 4 %
  • basophile Granulozyten: 0 – 1 %
  • Monozyten: 3 – 8 %

Leukozyten – Was bedeuten zu niedrige Werte?

Zu Erniedrigungen der Normalwerte kommt es, wenn das Immunsystem viel zu tun hat. Infektionen und Autoimmunerkrankungen „verbrauchen“ viele weiße Blutkörperchen, die nicht schnell genug nachgeliefert werden können.

Andere Ursachen für eine Leukopenie sind Schädigungen des blutbildenden Knochenmarks durch Strahlung, Chemotherapie, Medikamente oder Blutkrebs. Auch das Fehlen wichtiger Substanzen wie Kupfer, Zink oder Folsäure für die Blutbildung kann die Leukozyten-Normalwerte herabsetzen.

Leukozyten im Blut
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Leukozyten – Was haben zu hohe Werte zu bedeuten?

Bei einer Leukozytose sind die Blutwerte der Leukozyten gegenüber dem Normalwert erhöht. Das ist bei den meisten Infektionen der Fall, bei denen es zudem zu einer lokalen Entzündungsrektion kommt. Klassiker ist die Lungenentzündung (Pneumonie), bei der die Leukozytenwerte unmittelbar vor der Krise auf bis zu 20.000/µl ansteigen.

Andere Entzündungsreaktionen, die die Leukozyten hochschrauben, sind Blinddarmentzündung (Appendizitis), Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder Eileiter- und Eierstockentzündung (Adnexitis).

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Reinhard Andreesen, Hermann Heimpel: Klinische Hämatologie. München 2009: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 343731498X.Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. Berlin 2019: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2019: G. Herold-Verlag. ISBN-10: 3981466063
  • Marlies Michl: BASICS Hämatologie. München 2019: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 3437421697.
  • Helga Donath: Innere Medizin. Lehrbuch für Krankenpflege und Studium. 7. Auflage. Stuttgart 1993: Schattauer-Verlag. ISBN-10: 3794514963.