Die Blutwerte der Bauchspeicheldrüse

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Die Werte der Bauchspeicheldrüse und die zugehörigen Krankheiten

Die Blutwerte der Bauchspeicheldrüse dienen in der Medizin zur Diagnose unterschiedlicher Krankheiten. Dazu gehört unter anderem die Pankreatitis sowie der Bauchspeicheldrüsen-Krebs.

Eine Untersuchung des Blutes liefert Hinweise auf den Gesundheitszustand der Bauchspeicheldrüse. Die verschiedenen Ergebnisse ermöglichen die Diagnose diverser Krankheiten. Hierbei untersucht der Arzt, ob einzelne Blutwerte über oder unter dem normalen Niveau liegen.

Zu den betrachteten Ergebnissen der Labor-Untersuchung gehören die Werte der Bauchspeicheldrüse. Die in der Fachsprache als Pankreas bezeichnete Bauchspeicheldrüse liegt mit einer Länge von ungefähr 15 Zentimetern hinter dem Magen. Sie produziert bei der Verdauung benötigte Enzyme sowie Hormone zur Regulation des Blutzuckerspiegels. Im weiteren Verlauf folgen ausführliche Informationen, welche Bestandteile des Blutes das Labor betrachtet.

Diagnose von Diabetes mellitus über den Blutzuckerspiegel

Wie bereits erwähnt, produziert die Bauchspeicheldrüse die für die Regulation des Blutzuckerspiegels notwendigen Hormone. Hierbei handelt es sich um Glukagon und Insulin. Zu den Blutwerten der Bauchspeicheldrüse gehört die Ermittlung der Höhe der Konzentration des Blutzuckers. Im nüchternen Zustand liegt er zwischen 60 und 120 Milligramm pro Deziliter.

Stellt der Arzt im nüchternen Zustand wiederholt einen zu hohen Wert des Blutzuckers fest, besteht der Verdacht auf Diabetes mellitus. Als „nüchtern“ gilt dabei eine Zeitspanne von mindestens zwei Stunden zwischen der letzten Nahrungsaufnahme und der Untersuchung.

Bei besagtem Verdacht führt der Arzt einen OGT (oraler Glukose Toleranz-Test) durch. Im zugehörigen Testverfahren trinkt der Patient eine Zuckerlösung. Er nimmt sie innerhalb von fünf Minuten auf nüchternem Magen ein. Der Zucker gelangt in kurzer Zeit ins Blut, weshalb sich der Blutzuckerspiegel deutlich erhöht. Im funktionstüchtigen Zustand produziert die Bauchspeicheldrüse daraufhin genügend Insulin, um den Spiegel auf sein normales Niveau zu senken. Bleibt die letztgenannte Reaktion anhand der Blutwerte aus, liegt die Blutzucker-Krankheit Diabetes vor.

Weiterer Blutwert: der Anteil von HbA1c

Darüber hinaus zieht der Arzt anhand der Blutwerte der Bauchspeicheldrüse Rückschlüsse auf die konkrete Ausprägung der Blutzucker-Krankheit. HbA1c stellt ein Derivat des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin dar. Dessen Bildung hängt vom Blutzuckerspiegel ab.

Erythrozyten (die roten Blutkörperchen) verbleiben im Durchschnitt 120 Tage im Blutkreislauf. Folglich wirkt der Blutzucker im entsprechenden Zeitraum auf das Derivat ein. Deshalb ermöglicht der Anteil von HbA1c Aussagen über den Spiegel des Blutzuckers in den letzten Monaten. Ein über längere Zeit erhöhter Blutzucker führt zu einem erhöhten HbA1c-Anteil. Bei gesunden Menschen liegt dieser zwischen vier und sechs Prozent.

Hinweise auf einen Gallenaufstau

Durch den Kopf der Bauchspeicheldrüse fließt die Galle. Kommt es zu einem Aufstau der Galle, gelangen diverse Substanzen vermehrt ins Blut. Dazu gehört unter anderem Bilirubin. Der Stoff – ein Abbauprodukt von Hämoglobin – färbt den Stuhl braun. Ein erhöhter Bilirubin-Wert im Blut deutet folglich auf einen Gallenaufstau hin.

Erhöhte Konzentration der Verdauungs-Enzyme im Blut deutet auf Entzündung der Bauchspeicheldrüse hin

Die Bauchspeicheldrüse übernimmt eine wichtige Funktion im Rahmen der Verdauung. Sie produziert die erforderlichen Enzyme Lipase und Amylase. Im Falle von zerstörten Zellen der Drüsen oder geschädigten Ausführungsgängen gelangen die beiden Verdauungs-Enzyme ins Blut. Daraus resultiert eine zu hohe Konzentration von Lipase und Amylase in den Blutwerten der Bauchspeicheldrüse. Derartige Blutwerte interpretiert der Arzt als Hinweis auf eine Verletzung oder eine Entzündung des Pankreas.

Die Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Fachbegriff: Pankreatitis) gehört zu den wichtigsten Krankheiten des Pankreas, deren Diagnose über die Blutwerte erfolgt. Im Hinblick auf die angesprochenen Werte der Verdauungs-Enzyme besitzt insbesondere die Lipase eine große Bedeutung.

Neben der veränderten Enzym-Konzentration liefert das Blutbild bei einer Pankreatitis allgemeine Anzeichen einer Entzündung. Hierzu zählt beispielsweise ein Anstieg der weißen Blutkörperchen. Bei schweren Verläufen kommt es zusätzlich zu deutlichen Abweichungen beim Blutzuckerspiegel und den Hämatokrit- sowie CRP-Werten. Beim Verdacht einer Entzündung führen die Ärzte eine Ultraschall-Untersuchung durch. Auf den Bildern erkennen sie in der Regel die erkrankte Bauchspeicheldrüse. Zusätzlich erstellen die Mediziner ein Röntgenbild.

Die Medizin differenziert zwischen der akuten und der chronischen Pankreatitis. Die akute Form tritt plötzlich und in unterschiedlichen Ausmaßen auf. In schwerwiegenden Fällen stellt sie eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse tritt schubweise auf. Infolge der Pankreatitis drohen schwere Schäden an der Bauchspeicheldrüse. Das geht für den Patienten mit einer Umstellung der Ernährung mit der Einnahme von Pankrease-Enzymen über Tabletten einher. In seltenen Fällen führt die Entzündung zu Diabetes mellitus.

Diagnose von Bauchspeicheldrüsen-Krebs über die Blutwerte

Darüber hinaus dienen die Blutwerte der Bauchspeicheldrüse dazu, um – ergänzt durch andere Verfahren – Bauchspeicheldrüsen-Krebs zu diagnostizieren. Diesbezüglich gelten erhöhte Glukagon- oder Insulin-Werte als Indikatoren für hormonbildende Tumore. Außerdem bestimmen die Ärzte für Bauchspeicheldrüsen-Krebs typische Tumormarker. Letztere stellen von Tumorzellen gebildete Substanzen dar. Allerdings dienen sie nicht der Diagnose, sondern der Kontrolle der Therapie.

Zusammengefasst spielen die Blutwerte der Bauchspeicheldrüse bei der Diagnose unterschiedlicher Erkrankungen eine wichtige Rolle. Ungewöhnliche Werte im Labor deuten auf eine Entzündung, auf Krebs oder auf Diabetes mellitus hin.

weiterführend:

Erhöhter Lipase Wert – Lipoprotein Lipase

www.uke.de/kliniken/allgemeinchirurgie/index_30218.php

www.uniklinikum-dresden.de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/vtg/patienten/erkrankungen/bauchspeicheldruse

Was muss mann wissen um Blutwerte zu verstehen

Alle Blutwerte im Überblick

Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2019

Lizenz: Liver © 7activestudio fotolia