Gallenerkrankungen

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Überblick über Erkrankungen der Gallenblase

Diagnostiziert der Arzt bei Patienten Gallenerkrankungen, ist dies nur eine Diagnose, welche es noch zu präzisieren gilt. Denn es gibt eine große Anzahl an Krankheiten, die unter der Rubrik „Gallenerkrankungen“ einzuordnen sind.

Am bekanntesten sind hier wohl die äußerst schmerzhaften Gallenkoliken. Für Gallenerkrankungen wären Entzündungen der Gallenwege eine weitere Möglichkeit. Darum sollten die Symptome bei einer Arztkonsultation sehr genau beschrieben werden, der Arzt wird dabei auch eine Kontrolle der Gallenwerte, bzw die für die Gallenblase relevanten Blutwerte durchführen.

Gallenerkrankungen
Gallenblase Copyright: Eraxion, Bigstockphoto

1. Gallengangs-Atresie

Gallenerkrankungen können bereits vor der Geburt, wenn die Gallenwege angelegt werden, auftreten. Bei einer Gallengangs-Atresie handelt es sich um eine Fehllagerung der Gallengänge. Ein Abfluss der Gallenflüssigkeit ist somit nicht möglich. Wurde die Gallengangsatresie diagnostiziert, besteht die Therapie in einer Kasai-Operation.

Die Hepatoportoenterostomie, die wissenschaftliche Bezeichnung, ist nach dem japanischen Kinderchirurgen Morio Kasai benannt. Er entwickelte diesen chirurgischen Eingriff Ende der 1950er Jahre. Gallenerkrankungen dieser Art sollten bei den kleinen Patienten so früh wie möglich behandelt werden. Zum Zwecke des problemlosen Gallenflusses werden hierzu die Gallenwege, welche nicht durchgängig sind und vorhandenes Narbengewebe, extrahiert.  Im nächsten Schritt werden die Gallengänge durch ein Teil des Darmes ersetzt. Dieser neue Gallengang wird an die Leber genäht.

 

2. Gallensteine

Am häufigsten werden bei Gallenerkrankungen Gallensteine diagnostiziert. Gebildet werden Gallensteine aus Cholesterin und Pigmenten.

75 % der Menschen, welche Gallensteine in sich tragen zeigen keinerlei Symptome, sodass sie unbemerkt bleiben. Es sind bis zu 15 % der Frauen, bei denen Gallensteine diagnostiziert werden. Hingegen sind es nur rund 7 % der Männer. Gallenerkrankungen, bei denen bereits eine Entzündung des Gallengangs oder der Gallenblase durch die Gallensteine festgestellt wurde, ist diese zunächst mit einem Antibiotikum zu behandeln. Damit wird die Entzündung unterbunden. Um die auftretenden Schmerzen zu lindern, wird der Arzt eine Arznei, welche eine schmerzstillende Wirkung hat, verabreichen.

 

Techniken zur Gallensteinentfernung

Drei der folgend vorgestellten Methoden werden zur Entfernung der Gallensteine genutzt.

1. Cholezystektomie

Bekannt bei Gallenerkrankungen ist für das Entfernen der Gallenblase die Schlüssellochtechnik. Diese wird als Erstes bei diesen Gallenerkrankungen in Erwägung gezogen, da sie für die Patienten besonders schonend ist.

2. ERCP Methode (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie)

Aus dem Gallengang werden endoskopisch die Gallensteine entfernt.

3. ESWL (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie)

Bei dieser Methode werden Gallensteine, wenn sie nicht zu groß sind, aus der Gallenblase entfernt. Zur Anwendung kommt hierfür die Ultraschall-Stoßwellentherapie.

Je nach der Größe und Lage der Gallensteine bei der Gallenerkrankung wird mit dem Patienten gemeinsam entschieden, welche Methode als besonders geeignet erscheint.

3. Entzündung der Gallenblase

Bei Gallenerkrankungen kann eine Entzündung der Gallenblase akut oder chronisch auftreten. Werden die Gallenerkrankungen nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt, kann sich Eiter in der Gallenblase ansammeln. In der Regel raten Ärzte bei einer Gallenblasenentzündung zu einer schnellen Entfernung der Gallenblase. Am besten sind die Aussichten diesen Eingriff komplikationslos durchführen zu können, nach 1 – 3 Tagen, wenn die ersten Symptome bemerkt wurden. Schmerzmittel und gegen die bakterielle Entzündung werden Antibiotika verordnet.

Arten der Operation zur Entfernung der Gallenblase sind die offene und die laparoskopische Operation.

1. Offene Operation

Nach der Vollnarkose wird mittels einem Bauchdeckenschnitt die Gallenblase entfernt. Doch diese Variante wird nur noch sehr selten von Chirurgen genutzt.

2. Laparoskopische Operation

Wesentlich häufiger entscheiden sich die Chirurgen für die Schlüssellochtechnik. Ebenfalls ist hierfür eine Vollnarkose notwendig. Mit 2 – 3 kleinen Schnitten wird die Bauchhöhle eröffnet. Eingeführt werden die Kamera und die Arbeitsinstrumente. Weniger wahrscheinlich ist bei dieser Technik, dass es zu Problemen der sonst recht großen Wunde kommt. Die Schmerzen gestalten sich für die Patienten geringen, sodass sie auch schneller das Krankenhaus verlassen können.

Doch oft beginnt die Therapie damit, die Entzündung der Gallenblase zu behandeln, da diese schon länger als drei Tage vorliegt. Hierfür werden Antibiotika eingesetzt. Die Schmerzen bei diesen Gallenerkrankungen werden mit krampflösenden Medikamenten behandelt.

Für etwa 24 Stunden hat die Nahrungsaufnahme zu unterbleiben. Anschließend sind fette Speisen und Gebratenes zu vermeiden. Innerhalb von 4 – 6 Wochen kann damit gerechnet werden, dass die Entzündung abgeklungen ist und die Operation, um die Gallenblase zu entfernen, durchgeführt werden kann.

4. Entzündung der Gallengänge

Ursachen für eine Entzündung der Gallengänge können,

sein.

Handelt es sich um eine akute Gallengangentzündung, wird der Arzt als Erstes ein Antibiotika verordnen. Entfernt werden müssen nun noch die Gallensteine oder Stenosen, wenn sie die Ursache der Entzündung sind. Eine spezielle Untersuchungsmethode ist die endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie. Eine spezielle Schlinge wird bei der Untersuchung eingeführt. Mit dieser speziellen Schlinge kann der Gallenstein entfernt werden.

5. Cholestase

Bei Cholestase ist der Gallenfluss gestört. Es kann zu Bildung der Gallenflüssigkeit oder auch zu einem gestörten Abfluss führen. Der sich entwickelnde Rückstau kann dazu führen, dass sie ins Blut gelangen kann. Je nach der vorliegenden Form der Cholestase richtet sich die Behandlung. Eine Operation ist die Vorgehensweise bei einer posthepatischen Cholestase. Stellenweise kann die Behinderung des Abflusses schon während einer endoskopischen Untersuchung behoben werden.

6. Gallenblasenkrebs und Gallenwegskrebs

In Deutschland sind es jährlich rund 3.000 Frauen und 2.300 Männer, welche an einer der beiden Krebsarten erkranken. Bei den Frauen sind es häufiger die bösartigen Tumore der Gallenblase, während die Männer häufiger an bösartigen Tumoren der Gallenwege erkranken. Wurde der Tumor frühzeitig erkannt und hat sich noch nicht weiter ausgebreitet ist die operative Entfernung der Gallenblase bzw. der Gallenwege erfolgversprechend.