Darf man nach dem Herzinfarkt Rauchen? » Tipps für Herzinfarktpatienten
Ein Herzinfarkt ist eine schwere Erkrankung. Haben Betroffene den ersten Schock überwunden und sind außer Lebensgefahr, überlegen viele, was wohl zu der schweren Erkrankung geführt hat. Haben Lebensgewohnheiten dazu beigetragen und welche sollte man ändern? Gerade Raucher haben ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Der regelmäßige Konsum von Tabak ist nicht gesund, was wohl jedem Raucher bewusst ist. Doch wie schädlich ist es, nach einem Herzinfarkt weiterzurauchen?
Darf man nach Herzinfarkt rauchen?
Inhalt →
- Rauchen gehört zu den Hauptrisikofaktoren, überhaupt einen Herzinfarkt zu erleiden
- Geben Raucher das Rauchen nach einem Herzinfarkt auf, reduzieren sie das Risiko erneut zu erkranken bis zu 50 Prozent
- Bereits nach wenigen Wochen merken Neu-Nichtraucher eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität, da Lungenfunktion und Kondition zunehmen und Husten und Kurzatmigkeit abnehmen
- Erst nach 15 Jahren haben Nichtraucher, die das Rauchen aufgegeben haben, das gleiche Risiko an koronaren Herzkrankheiten zu erkranken wie Menschen, die nie zuvor geraucht haben
- Nichtraucher heißt konsequent nicht zu Rauchen. Auch der gelegentliche Griff zur Zigarette macht einen Raucher zum Raucher und erhöht das Risiko, erneut einen Infarkt zu erleiden
Hauptrisikofaktor Rauchen
Stellt sich nach einem Herzinfarkt die Frage, welche Lebensgewohnheiten die schwere Erkrankung begünstigt haben könnten, fällt Rauchern die Antwort leicht: Rauchen gehört zu den Hauptrisikofaktoren, überhaupt einen Herzinfarkt zu erleiden.
Die Frage, ob dieser ausgeblieben wäre, wäre man Nichtraucher, darf in diesem Fall ruhig fallen.
Geben Raucher den Tabakkonsum nach der Erkrankung auf, reduzieren sie das Risiko, erneut einen Herzinfarkt zu erleiden bis zu 50 Prozent.
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Nikotin gehört zu den Stoffen, die stark abhängig machen. Das Rauchen auch nach einer schweren Erkrankung wie einem Herzinfarkt aufzugeben, ist daher gar nicht so einfach. Hinzu kommt, dass der Konsum von Tabakwaren anders als bei anderen Rauschmitteln, gesellschaftlich akzeptiert und legal ist.
Auch wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung immer weiter abnimmt und der Schutz von Nichtrauchern im Vordergrund steht, fällt es Rauchern durch körperliche und vor allem psychische Abhängigkeit oft sehr schwer, das Rauchen aufzugeben.
Viele Lebensgewohnheiten fordern den Griff zum Glimmstengel oder zur E-Zigarette heraus: Raucher sind auch dann noch Raucher, wenn sie gerade nicht Rauchen. Der Suchtdruck ist gerade in der Anfangszeit der Abstinenz enorm hoch.
Tatsächlich schaffen es bis zu 80 Prozent williger Nichtraucher nach einem Herzinfarkt, dem Rauchen zu entsagen. 20 Prozent hingegen werden wieder rückfällig. Gelegenheiten und Ausreden nehmen jedoch zu, je länger der lebensbedrohliche Herzinfarkt zurückliegt.
Wie kann man schnell zum Nichtraucher werden?
Bereits während des Aufenthaltes im Krankenhaus nach dem akuten Herzinfarkt sind Raucher zwangsläufig zeitweise Nichtraucher:
Die Intensivstation darf meist nicht verlassen werden und ein Rauchen im Krankenbett ist nicht gestattet. Raucher können diese Tage des Zwangsentzugs aktiv nutzen und gar nicht wieder mit dem Rauchen beginnen.
Nach einem Herzinfarkt folgt meist eine Rehabilitation. Hier weiterhin Nichtraucher zu bleiben, ist schwierig, vor allem wenn längere Pausen den Griff zur Zigarette einfordern. Viele Infarkt-Patienten werden während der Reha feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, deren Ursache für die schwere Erkrankung offensichtlich „in der Hand“ liegt:
Raucher finden schnell Anschluss und knüpfen neue Kontakte zu anderen Rauchern.
In der Rehabilitation kann daher auch immer ein Arzt zu Rate gezogen werden, wenn Raucher merken, dass das Verlangen nach einer Zigarette wieder überhand nimmt, um weiterhin rauchfrei zu bleiben.
Welche Verbesserungen können Nichtraucher erwarten?
Das Aufgeben der lästigen Gewohnheit senkt nicht nur das Risiko, erneut einen Infarkt zu erleiden drastisch, sondern hat bereits kurzfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit:
- Bereits nach 20 Minuten sinken Blutdruck und Herzfrequenz. Das durch den Infarkt belastete Herz wird es danken.
- Nach etwa 12 Stunden ohne Zigarette ist der Kohlenmonoxidgehalt im Blut auf ein normales Niveau gesunken
- Nach zwei Wochen ist bereits eine verbesserte Lungenfunktion messbar, die sich täglich steigert
- Nach einem bis neun Monaten merken Neu-Nichtraucher, dass Kurzatmigkeit und Husten deutlich abnehmen
- Nach einem Jahr halbiert sich das Risiko, an weiteren koronaren Herzkrankheiten zu erkranken um die Hälfte, wenn man die Werte von Rauchern und Nichtrauchern gegenüber stellt
- Nach fünf Jahren haben Neu-Nichtraucher ein ebenso hohes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, wie Menschen, die nie zuvor geraucht haben
- Nach zehn Jahren halbiert sich das Risiko, an Lungenkrebs zu versterben um die Hälfte, als wäre der Neu-Nichtraucher seiner Sucht nach Nikotin treu geblieben
- Erst nach 15 Jahren haben Nichtraucher, die früher Raucher waren das gleiche Risiko an koronaren Herzkrankheiten zu erkranken wie Menschen, die immer Nichtraucher waren
Was Patienten wissen müssen
Nach einem lebensbedrohlichen Ereignis wie einem Infarkt sollten Betroffene sehr ernst darüber nachdenken, ob das Risiko das eigene Leben zu verkürzen und erneut schwer zu erkranken es wert ist, der Angewohnheit zur Zigarette zu greifen nachzugeben.
Ausreden und Gelegenheiten zur Zigarette zu greifen gibt es im Alltag genug. Jedoch hat jeder Mensch die Verantwortung für sich und seine Gesundheit selbst in der Hand. Das Rauchen aufzugeben reduziert das Risiko erheblich, erneut einen Herzinfarkt zu erleiden.
Fällt das Aufgeben schwer, ist der behandelnde Arzt sicher behilflich, die Entzungssymptome erträglicher zu machen. Auch der Austausch mit anderen Nichtrauchern kann helfen, dem Glimmstengel für die eigene Gesundheit fernzubleiben.
Quellen:
- www.assmann-stiftung.de/rauchen
- S. Juvela et al. (1993): Cigarette smoking and alcohol consumption as risk factors for aneurysmal subarchnoid hemorrhage.
- E. Prescott, Smoking and risk of myocardial infarction in women and men, longitudinal population study. In: British Medical Journal, Vol. 316, Nr. 7137, S. 1043-1047.