Prinzmetal-Angina
Symptome, Untersuchungen und Behandlung
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Die Prinzmetal-Angina stellt eine symptomatische Sonderform der Angina pectoris dar. Die Erkrankung wurde nach Myron Prinzmetal (1908–1987) benannt und ist ein typisches Symptom bei verengten Herzkranzgefäßen, die durch eine Arteriosklerose der Koronararterien verursacht werden. Diese Symptome treten typischerweise belastungsabhängig auf. Es gibt aber auch Patienten, die ganz plötzlich aus der Ruhe heraus, oft am frühen Morgen, Symptome verspüren. Dies kann auf eine eher unbekannte Form hindeuten, die nicht durch Koronarstenosen, sondern durch Muskelkrämpfe in den Herzkranzgefäßen ausgelöst wird: eine Prinzmetal-Angina, die die gleichen Symptome verursacht.
Prinzmetal-Angina Unterschied zur Angina pectoris
Angina pectoris setzt sich aus den griechischen Begriffen Angor und Pectus zusammen, was für Brust und Enge steht. Die Prinzmetal-Angina und ihre Symptome wurden erstmals etwa 1960 von dem amerikanischen Kardiologen Myron Prinzmetal beschrieben. Die Prinzmetal-Angina ist eher selten. Ungefähr zwei von 100 Patienten, die unter pectanginösen Beschwerden leiden, haben eine Prinzmetal-Angina und gleiche Symptome wie bei einer herkömmlichen Angina pectoris .
Typischerweise tritt die Erkrankung bei Menschen im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt auf. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Auffällig ist, dass viele Patienten mit einer Prinzmetal-Angina starke Raucher sind.
Wie entsteht eine Prinzmetal-Angina und welche Symptome sind typisch?
Diese Form der Angina wird auch als vasospastische Angina bezeichnet, weil sie durch Spasmen, also Muskelkrämpfe der Gefäßmuskulatur, ausgelöst wird.
Die Prinzmetal-Angina und die Symptome der herkömmlichen Angina sind die gleichen.
Symptome:
- Luftnot,
- Druck auf der Brust
- Brustschmerzen, die bis in den linken Arm, den Kiefer, den Hals oder den Oberbauch ausstrahlen können
Im Gegensatz zur normalen Angina pectoris, die im Rahmen einer koronaren Herzerkrankung auftritt, liegen bei der Prinzmetal-Angina jedoch keine Stenosen der Herzkranzgefäße vor.
Es kommt stattdessen zu Koronarspasmen, also kurzen Muskelkrämpfen in der glatten Muskulatur der Koronarien. Dadurch werden die Gefäße kurzzeitig so eng, dass der Blutfluss nicht mehr ausreicht und es zu ischämiebedingten Schmerzen kommt. Durch den Sauerstoffmangel in der Herzmuskulatur kann es auch zu Herzrhythmusstörungen kommen, die sich als Palpitationen oder Synkopen äußern können.
Typisch ist, dass die Prinzmetal-Angina und ihre Symptome belastungsunabhängig auftreten und nicht, wie die Angina pectoris, durch Belastung ausgelöst oder verstärkt werden.
Es gibt außerdem bestimmte Trigger, die ein Auftreten der Prinzmetal-Angina und ihrer Symptome auslösen können. Dazu gehören:
- Kaltes Wetter
- Stress
- Medikamente, die die Gefäße verengen
- Rauchen
- Kokain-Konsum
Die genaue Ursache der Prinzmetal-Angina ist bisher unklar. Es werden Störungen in der NO-Produktion des Gefäßendothels diskutiert, die zu einer gestörten Relaxation der Gefäßwand führen. Eine alternative Hypothese sind hyperreagible glatte Muskelzellen in den Gefäßwänden der Koronarien, die zu einer Spasmusneigung führen.
Die Beschwerden bei einer Prinzmetal-Angina sind nur Symptome und keine Erkrankung an sich. Da der Gefäßspasmus reversibel ist, werden im Normalfall die Beschwerden nach einer Weile von selbst oder durch eine medikamentöse Behandlung wieder besser. Häufig treten die Anfälle in den frühen Morgenstunden auf. Meistens sind bei einer Prinzmetal-Angina die Symptome wie Schmerzen und Brustenge sehr stark und halten über einige Sekunden bis Minuten an. Sind die Gefäße jedoch über einen langen Zeitraum extrem stark verengt, kann ein Herzinfarkt entstehen. Im Unterschied zur Angina werden die Beschwerden bei einem Herzinfarkt nicht wieder besser.
Diagnose: reversible EKG-Veränderungen, im Zweifel Herzkatheteruntersuchung
Im EKG zeigt sich während des Anfalls eine ST-Streckenhebung, wie sie auch bei einem akuten ST-Hebungsinfarkt auftritt. Im Unterschied zum Herzinfarkt ist diese ST-Hebung jedoch auch ohne Intervention reversibel. Der Troponin-Wert, der auf einen Herzmuskelschaden hinweist, ist meistens nicht erhöht.
Differenzialdiagnostisch lässt sich im akuten Anfall klinisch kaum zwischen einer instabilen Angina pectoris und einer Prinzmetal-Angina unterscheiden. Hinzu kommt, dass auch Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit zusätzlich Koronarspasmen bekommen können und umgekehrt bei Patienten mit einer Prinzmetal-Angina auch eine Koronarsklerose vorliegen kann. Bei einem sehr lang andauernden Koronarspasmus kann es vorkommen, dass durch die Mangeldurchblutung des Herzmuskels ein Herzinfarkt ausgelöst wird, obwohl die Herzkranzgefäße strukturell nicht verändert sind.
Im Zweifel wird in der Regel eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Dort lässt sich zwischen Koronarstenosen und Koronarspasmen unterscheiden. Während der Herzkatheteruntersuchung kann bei Verdacht auf eine Prinzmetal-Angina auch ein Provokationstest durchgeführt werden. Dazu werden Medikamente wie Adrenalin, Dopamin oder Acetylcholin verabreicht, die einen Gefäßspasmus auslösen können. Um dem wieder entgegen zu wirken, werden anschließend meist Nitrate gegeben.
Medikamentöse Therapie
Zur medikamentösen Therapie werden Nitrate und Calciumantagonisten wie Diltiazem, Verapamil oder Amlodipin eingesetzt. Betablocker sind kontraindiziert. Da Nikotinkonsum einen wichtigen Risikofaktor darstellt, ist auch eine Rauchentwöhnung wichtig zur therapeutischen Behandlung. Im akuten Anfall verschafft Nitrospray sublingual meist schnelle Linderung der Prinzmetal-Angina und ihrer Symptome. Calciumantagonisten werden in der Regel zur Vorbeugung eingesetzt.
Prognose und Tipps
Die Lebenserwartung für Patienten mit einer Prinzmetal-Angina ist in der Regel gut. Liegt jedoch gleichzeitig eine koronare Herzerkrankung vor, verschlechtert sich die Prognose.
Manche Menschen haben unter Stressbedingungen sogenannte funktionelle Herzbeschwerden, die sich als Schmerzen in der Herzgegend äußern, ohne dass eine Herzerkrankung vorliegt. Von einer Prinzmetal-Angina unterscheiden sich diese durch die fehlenden Veränderungen im EKG.
Im Ernstfall und bei Zweifeln lieber ins Krankenhaus
Insbesondere für einen medizinischen Laien ist es bei einem Angina-pectoris-Anfall nicht zu unterscheiden, ob Gefäßstenosen oder Koronarspasmen die Ursache sind. Selbst ein Arzt kann das im ersten Moment nicht erkennen, einen Hinweis gibt erst die spontan reversible ST-Hebung im EKG. Treten daher Beschwerden wie Brustschmerzen, Enge in der Brust oder Luftnot auf, sollte im Zweifel nicht gezögert werden, einen Arzt aufzusuchen.
Angina pectoris, Prinzmetal-Angina – oder doch ein Syndrom X?
Wenn Patienten unter pectanginösen Beschwerden leiden, aber weder Koronarstenosen noch Koronarspasmen nachzuweisen sind, kann das auf ein kardiales Syndrom X hindeuten. Dabei liegen ebenfalls typische Angina-pectoris-Beschwerden vor sowie EKG-Veränderungen, die auf eine Ischämie des Herzmuskels hindeuten. Die Ursache ist unklar, man geht von hormonellen Dysbalancen oder einer gestörten Mikrozirkulation in den Herzkranzgefäßen aus. Die Lebenserwartung solcher Patienten ist nicht eingeschränkt und auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse nicht erhöht.