Erbrechen und Brechreiz vor dem Herzinfarkt

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Warnzeichen vor dem Herzinfarkt

Der Herzinfarkt ist neben anderen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems immer noch die häufigste Todesursache. Neben der von Organisationen wie der Deutschen Herzstiftung genannten Trias: „Starke Schmerzen“, „massives Engegefühl“ und „heftiges Brennen“, macht sich ein Herzinfarkt oft durch eine Reihe von relativ unspezifischen Symptomen bemerkbar, die auch bei anderen Erkrankungen sehr häufig auftreten und die nur in Zusammenschau mit einer Gesamtheit von Signalen eindeutig dem Problemkreis Herzinfarkt zugeordnet werden können. Der Brechreiz bei Herzinfarkt ist eines dieser wenig spezifischen Sekundärsymptome.

Herzinfarkt, Symptome, Übelkeit und Brechreiz
Herzinfarkt, Symptome, Übelkeit und Brechreiz Copyright: staras, Bigstockphoto

 

 

Differentialdiagnostik bei Brechreiz

Ein Herzinfarkt ist eine Notsituation, die ein sofortiges hinzu rufen des Rettungsdienstes erfordert. Leider sind die Signale der Erkrankung in mindestens 25% der Fälle atypisch; diese Situation wird gerne als „stummer Herzinfarkt“ bezeichnet, weil die entsprechenden Patienten hier nicht auf Grund der akuten Symptomtrias klinisch auffällig werden, sondern nur oder vor allem an den unspezifischen Symptomen leiden.

Der stumme Infarkt tritt bei Frauen häufiger auf, so dass deren Sterblichkeitsrate in Folge der Erkrankung auch noch deutlich höher ist als bei Männern. Zu den Sekundärsymptomen zählen: Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch. Der Brechreiz kann eine Reihe äußerst „harmloser“ Ursachen haben, die vom Magen-Darm-Infekt bis zur Schwangerschaft reichen. Im Folgenden wird also zu klären sein, was den Brechreiz bei Herzinfarkt von den anderen möglichen Ursachen für dieses Symptom unterscheidet.

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Herzinfarkt, Eva-Infarkt und Brechreiz Symptome

Brechreiz, Übelkeit oder eine andauernde Müdigkeit sind die prominenten Früh-Symptome eines stummen Infarktes, der häufiger bei Frauen auftritt und daher auch als Eva-Infarkt bezeichnet wird. Ein stummer Infarkt ist ebenso ernst zu nehmen wie ein „normaler“ Herzinfarkt, er äußert sich jedoch häufig nur durch leichte Beschwerden, so dass der Ernst der Situation nur schwer erkannt werden kann und die Diagnose teilweise erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren erfolgt in denen die Erkrankung zu irreversiblen Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems führen kann.

Der typische Brustschmerz fehlen bei Frauen häufig. Forscher vermuten die Ursache dafür in der Tatsache, dass sich Infarkte bei ihnen signifikant häufiger im Bereich der Hinterwand abspielen. Ein Fehlen der Akutsymptomatik macht es aber zwingend notwendig, dass man den Sekundärsymptomen wie dem Brechreiz bei Herzinfarkt die entsprechende Bedeutung zukommen lässt.

 Herzinfarkt, Symptome, Übelkeit und Brechreiz
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Vorboten: Einen stummen Herzinfarkt / Eva-Infarkt erkennen

Insbesondere Beschwerden, die vollkommen unerwartet und in nie gekannter Heftigkeit auftreten können auf einen Infarkt hinweisen. Bei einer atypischen Symptomatik, die bei Frauen häufiger anzutreffen ist, die aber auch beim männlichen Geschlecht vorkommt sind die starken und brennenden Brustschmerzen häufig nicht so präsent. Vielmehr macht sich die Erkrankung durch Schmerzen im Schulterbereich und/oder im Oberbauch bemerkbar.

Übelkeit und Erbrechen kommen häufig vor und wenn der Brechreiz mehrmals und in kurzen Abständen auftritt, kann das ein Hinweis auf einen atypischen Infarkt sein. Da besonders bei Frauen eine Angina Pectoris, die auf der Grundlage einer koronaren Herzkrankheit entsteht häufig zu spät entdeckt wird, bzw. die Symptomatik als Folge von Wechseljahrsbeschwerden oder ähnlichen Störungen der Befindlichkeit verharmlost wird, ist auch die Krankengeschichte hier manchmal nicht aufschlussreich. Ein Brechreiz kann nur in Zusammenschau mit weiteren Symptomen auf einen Hinweis auf einen Herzinfarkt geben.

Diese Symptome sollen hier zusammengefasst werden:

1.Extreme Müdigkeit, die über mehrere Tage oder Wochen anhält und an eine Grippe erinnern. Über 70% der Frauen erleben dieses Symptom als Warnsignal für einen drohenden Herzinfarkt. Einfache Tätigkeiten erscheinen plötzlich überaus anstrengend.

2. Typisch für die weibliche Form des Infarktes sind leichtere Schmerzen, die nicht unbedingt in direkter Herznähe auftreten, sondern am Brustbein, im oberen Rückenbereich, an den Schultern, im Nacken und sogar im Kieferbereich auftreten können (was häufig mit den Ausstrahlungsmustern des Nervus Vagus zusammenhängt).

3. Schwitzen und Blässe können ebenfalls Zeichen eines Infarktes sein.

4. Im Prodromalstadium eines Infarktes leiden Frauen häufig an den erwähnten Symptomen wie Übelkeit und Schwindel, sowie unter Verstopfung oder Erbrechen. Prominent ist hier auch das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen.

5. 58 % der Frauen leiden vor einem Infarkt an Atemnot. Allgemein gilt die Atemnot eher Sekundärsymptome einer Herzattacke, im Rahmen eines Eva-Infarktes stellt sie aber in Abwesenheit der üblicherweise zu beobachtenden „Red Flags“ eines der Hauptsymptome dar.

6. Viele Frauen leiden vor einem Koronarinfarkt an Schlaflosigkeit und ausgeprägten Angstzuständen. Beide Symptome werden häufig mit einer rein psychologischen Problematik erklärt, müssen aber hier als „organischer“ Notruf des Körpers verstanden werden.

Herzinfarkt ohne Symptome

Da die typischen Beschwerden, wie Schmerzen in der Brust, bei einem stummen Herzinfarkt ausbleiben und man lediglich mit einem unspezifischen Schwächegefühl, Übelkeit, Brechreiz oder Schwindelanfällen reagiert, besteht die Gefahr, dass trotz eines Abklingen der Symptomatik dauerhafte Probleme bestehen bleiben.

Eine durch einen solchen Infarkt verursachte Vernarbung des Herzens ist letztlich nicht heilbar, weshalb es auch so wichtig ist, dass auch ein stummer Infarkt sofort intensivmedizinisch behandelt wird, auch wenn die Schmerzen und die gesamte Symptomatik bereits abgeschwächt sind oder erscheinen.

Genau wie bei einem „normalen“ Infarkt liegt die Ursache für einen stummen Herzinfarkt in einer zunehmenden Verkalkung der Herzkranzgefäße, durch die eine ausreichende Versorgung des Herzens mit Sauerstoff oder Nährstoffen nicht gewährleistet werden kann.

Ausblick

Zusammenfassend kann also betont werden, dass der Brechreiz bei Herzinfarkt im Rahmen des stummen Herzinfarktes oder des sogenannten Eva-Infarktes als spezifisches Symptom an Bedeutung gewinnt, da hier die genannte akute Symptomtrias fehlt.

Ärztlicher Nachholbedarf besteht bei der Diagnostik des weiblichen Infarktes, sowie bei den weiblichen Ausdrucksformen einer Angina Pectoris, so dass bei Ärzten und Patientinnen ein dringender Aufklärungsbedarf über ungewöhnlichere Symptome eines Infarktes dringend indiziert ist. Nur so kann gewährleistet werden, dass die gefährlichen Langzeitfolgen nicht erkannter stummer Infarkte ausbleiben.

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