Blutwerte der Gallenblase bei Erkrankungen » erhöhte Gallenwerte:

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Gallenwerte » Bedeutung und Normwerte » Auf welche Erkrankungen weisen zu hohe Gallenwerte hin?

Die Gallenblase hat die Funktion, den Verdauungssaft Galle aus der Leber zwischenzuspeichern. Dieser ist für die Fettverdauung notwendig, denn er emulgiert die Nahrungsfette im Dünndarm zu kleinen Tröpfchen. Das erleichtert den Angriff von Verdauungsenzymen, die sie aufbereiten und für die Darmschleimhaut aufnehmbar machen.

Kommt es zu Stauungen der Gallenflüssigkeit, zieht sich dieser bis in die Leber zurück und führt dort zu Veränderungen des Blutbildes. Wir möchten Ihnen nachfolgend erklären, welche Blutwerte bei Erkrankungen der Gallenblase verändert sind und welche Krankheiten sich hinter erhöhten Werten verbergen.

Gallenwerte - erhöhte Blutwerte der Gallenblase

Blutwerte der Gallenblase – Bedeutung erhöhter Gallenwerte:

  1. Die Gallenblase dient der Zwischenspeicherung der Gallenflüssigkeit, die die Leber für die Fettverdauung im Darm bildet.
  2. Durch die Ankonzentrierung der Primärgalle kann es zur Bildung von Gallensteinen kommen.
  3. Diese sind die Hauptursache für Verstopfungen der ableitenden Gallenwege.
  4. Solche Abflussbehinderungen führen zu Entzündungen der Gallenwege und Gallenblase.
  5. Diese führen zu kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch und sind von erhöhten Entzündungszeichen, Leberwerten und Bilirubin in den Blutwerten gekennzeichnet.

 

Blutwerte der Gallenblase bei Entzündungen der Gallenblase (Cholezystitis)

Längerfristige Stauungen der Galle dehnen die Gallenblase und/oder Gallengänge. Zum einen führt das zu teils erheblichen Schmerzen, zum anderen kommt es bei einer dauerhaften Belastung zu Entzündungen.

Daher sind bei einer Untersuchung der Blutwerte die Entzündungszeichen erhöht:

 

Zudem sind die Leberwerte erhöht:

  • Glutamal-Oxalacetat-Transaminase (GOT, ASAT) – Normalwert bei Männern unter 17, bei Frauen unter 15 Units pro Liter
  • Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT, ALAT) – Normalwert bei Männern unter 23, bei Frauen unter 19 Units pro Liter
  • Gamma-Glutamyltranspeptidase (GGT, γ-GT) – Normalwert bei Männern unter 66, bei Frauen unter 39 Units pro Liter
  • Alkalische Phosphatase (AP) – Normbereich bei Männern 70 – 175, bei Frauen 55 – 147 Units pro Liter

 

und steigt beim Ikterus der Blutwert für

  • Bilirubin – Normalwert indirektes Bilirubin unter 0,7 Milligramm pro Deziliter, direktes Bilirubin unter 0,3 Milligramm pro Deziliter.

Was macht die Gallenblase?

Umgangssprachlich bezeichnet „Galle“ sowohl die Gallenblase als auch die Gallenflüssigkeit, die eigentliche Galle.

Die Gallenblase (Vesica biliaris, Vesica fellea) ist ein dünnwandiger, birnförmiger Sack von acht bis zwölf Zentimetern Länge und einer Breite von vier bis fünf Zentimetern. Die Wandung ist von glatten Muskelzellen durchsetzt. Sie liegt unterhalb der Leber in einer Ausbuchtung und besteht aus einem Hals (Collum), Körper (Corpus) und Gallenblasengrund (Fundus). Der Hals verbindet sie über den Lebergang (Ductus hepaticus communis) mit der Leber, von der sie den Verdauungssaft, die Galle erhält. Sie dient der Zwischenspeicherung und kann davon bis zu fünfzig Milliliter Galle aufnehmen.

Eine Abgabe dieser Gallenflüssigkeit erfolgt nur, wenn Nahrung verdaut werden muss. Das vegetative Nervensystem meldet, wenn Nahrung im Anmarsch ist. Dann zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt etwas von der Verdauungsflüssigkeit ab. Die Weitergabe erfolgt über den Gallengang (Ductus choledochus), eine Fortsetzung des Lebergangs in den Zwölffingerdarm (Dudodenum).

Seine Einmündung (Papilla duodeni major) liegt in unmittelbarer Nähe der Einmündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die hier ebenfalls ihr Verdauungssekret einleitet. Ähnlich wie bei Magen und Harnblase wird die Abgabe des Inhaltes durch einen Ringmuskel (Sphinkter) geregelt.

Was ist Galle?

Die Leber produziert täglich bis zu 700 Milliliter Primärgalle. Sie enthält eine Reihe schwerlöslicher Substanzen, die über die Galle ausgeschieden werden und die man als „gallepflichtig“ bezeichnet. Zudem enthält sie Abbauprodukte des Hämoglobins, das bräunlich-gelbe Bilirubin und dessen Vorstufe, das grünliche Biliverdin.

Dieses Sekret gibt die Leber in die Gallenblase ab, die Wasser aus der Primärgalle entzieht und diese so ankonzentriert. Dadurch wird aus der gelblichen Primärgalle die grünlich-bräunliche eigentliche Gallenflüssigkeit. Mit der Galle geht der Körper sparsam um. Nur bei Nahrungsaufnahme wird etwas Flüssigkeit in den Zwölffingerdarm abgegeben. Der größte Teil davon wird über die Darmschleimhaut wieder aufgenommen, vom Blut in die Leber transportiert und dort wiederverwertet.

Im Darm dient die Galle dazu, die Nahrungsfette in kleine Tröpfchen zu zerlegen. Dazu dienen Phospholipide wie der bekannte Emulgator Lecithin. Eine solche Emulsion ist für die Verdauungsenzyme wesentlich leichter angreifbar als große Tropfen, da sie nur an der Oberfläche wirken können. Die Emulgierung vergrößert diese wesentlich.

Die Zwischenspeicherung der Galle war für unsere Vorfahren wichtig, die bei der Jagd nur selten Beute erlegten. Dann musste diese schnell aufgegessen und verwertet werden. Ohne massenhaft zur Verfügung stehende Galle hätten die Nahrungsfette nicht verdaut werden können und Durchfälle verursacht.

Erkrankungen des Gallensystems

Wenn die Blutwerte der Gallenblase anders ausfallen als normal, ist irgendwo das „System Galle“ beeinträchtigt:

  • die Leber, die die Gallenflüssigkeit produziert;
  • die Gallengänge, die die Gallenflüssigkeit in die Gallenblase beziehungsweise in den Dünndarm leiten;
  • die Gallenblase, die für die Speicherung der Galle verantwortlich zeichnet.

Die häufigsten Erkrankungen, die die Blutwerte der Gallenblase verändern und zu Beschwerden führen, sind:

  • Gallensteine in Gallenblase oder ableitenden Gallengängen (Cholelithiasis)
  • Entzündungen der Gallenblase (Cholezystitis)
  • Bewegungsstörungen (Dykinesien) mit schmerzhaften Kontraktionen in Gallenblase und Gallengängen
  • Krebs von Gallenblase und Gallengängen (Gallenblasenkarzinom und Gallengangkarzinom).

 

Blutwerte der Gallenblase: Symptome bei Bewegungsstörungen (Dyskinesien) in den Gallenwegen

Gallenwegsdyskinesie bezeichnet man auch als Reizgalle. Dabei handelt es sich um eine psychosomatische Erkrankung, ähnlich wie Reizdarm oder Reizmagen. Wie beschrieben erfolgt die Ausschüttung der Galle auf einen Reiz des vegetativen Nervensystems, sobald Nahrung zur Verfügung steht. Eine Störung des vegetativen Nervensystems durch Stress und psychologische Probleme kann daher auch die Gallenwege in Mitleidenschaft ziehen.

Die mit einer Gallenwegsdyskinesie verbundenen Schmerzen im Oberbauch sind im Prinzip harmlos, für den Patienten aber ausgesprochen unangenehm. In der Regel verändern sich die Blutwerte der Gallenblase bei Dyskinesien nicht.

Blutwerte der Gallenblase: Symptome bei Krebs der Gallenblase und Gallengänge

Tumoren der Gallenblase und Gallengänge (Gallenblasenkarzinom und Gallengangkarzinom) treten nur selten auf. Sie bleiben lange Zeit symptomfrei, bis sie den Abfluss der Galle zu behindern beginnen und es dadurch zu einem Rückstau in der Gallenblase oder zurück in die Leber kommt. Dann treten die typischen Beschwerden eines Rückstaus und Verschlussikterus auf.

Blutwerte der Gallenblase beim Rückstau der Gallenflüssigkeit (Cholestase)

Den genannten vier Haupterkrankungen der Gallenblase ist gemein, dass es in ihrem Verlauf häufig zu einem Gallenstau kommt. Dabei kommt es darauf an, wo dieser Rückstau stattfindet: entweder in der Gallenblase selbst durch die Verstopfung des Abflusses durch den Hals der Gallenblase oder in den ableitenden Gallenwegen, dem Lebergang (Ductus hepaticus) oder dem Gallengang (Ductus choledochus). In letzterem Falle staut sich die Gallenflüssigkeit bis in die Leber zurück und zieht auch diese in Mitleidenschaft (Cholestase). Ein solcher Verschluss zu einem posthepatischen (hinter der Leber erfolgenden) Verschlussikterus, einer Gelbsucht.

Typisch für einen Verschlussikterus ist ein zu hoher Bilirubinwert im Blut.

  • Normalwert indirektes = an Bluteiweiß Albumin gebundenes Bilirubin unter 0,7 Milligramm pro Deziliter
  • Normalwert direktes = an Glucuronsäure gebundenes Bilirubin unter 0,3 Milligramm pro Deziliter

Ab zwei Milligramm indirektem Bilirubin pro Deziliter verfärbt sich die weiße Lederhaut (Sklera) der Augen gelb, ab etwa fünf Milligramm auch die Haut.

Die Dehnung der Gallenwege führt zu schmerzhaften Entzündungen und beeinträchtigt die Leberfunktion. Das Fehlen des Sterkobilins als Folgeprodukt des Bilirubins im Darm führt zu hellem Stuhlgang. Dagegen ist durch die vermehrte Produktion von Urobilinogen aus dem vermehrt im Blut kursierenden Bilirubin der Urin dunkelgelb bis braun.

Zudem ist die Fettverdauung im Darm mangels Galle gestört. Das führt zu Fettstühlen und langfristig zu einer verminderten Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen (Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K). Daraus resultiert Vitaminmangel mit den entsprechenden Erscheinungen wie Osteoporose, Störungen der Blutgerinnung und Beeinträchtigungen der Nervenleitfähigkeit.

Symptome bei Gallensteinen (Cholelithiasis)

Gallensteine entstehen bei der Ankonzentrierung der Primärgalle in der Gallenblase. Hauptbestandteil ist meistens das wasserunlösliche Cholesterin. Sind zu wenig löslich machende Phospholipide oder Gallensäuren vorhanden, fällt es aus und bildet helle Cholesterinsteine. Die selteneren, harten und fast schwarzen Pigmentsteine bestehen vor allem aus Bilirubin. Daneben gibt es Mischformen aus beiden Materialien, bei dem zusätzlich Calciumcarbonat eingelagert sein kann (Verkalkung).

Oftmals findet man keine großen Gallensteine, sondern nur kleine, griesförmige Ablagerungen. Dieser Gallengries wird im Röntgenbild oder bei einer Ultraschalluntersuchung oft übersehen, kann aber zu den gleichen Verstopfungen und Abflussbehinderungen führen wie größere Steine.

Gallensteine sind oftmals symptomlos. Bei Operation findet man häufig die Gallenblase gefüllt mit Steinen verschiedener Größe, ohne dass diese jemals Probleme bereitet hätten. Wenn sie allerdings den Ausgang der Gallenblase versperren und die Galle nicht abfließen kann, führt das zu äußerst schmerzhaften Gallenkoliken. Diese sind heftig und krampfartig, strahlen weit aus und können mehrere Stunden anhalten. Oft ist den Betroffenen übel, sie leiden an Aufstoßen, Blähungen und Brechreiz. Gleiches gilt für Gallengries. Gries und kleinere Steine gehen oftmals bei einer Kolik ab und sind verschwunden, wie auch die Symptome. Dann stehen Ärzte oft vor einem Rätsel, wenn sie die Ursache der vorangegangenen Gallenkoliken nicht ausmachen können.

Je nachdem wie stark die Gallensteine den Abfluss behindern treten unterschiedlich starke Symptome auf. Sie reichen von leichten Schmerzen im rechten Oberbauch bis zu kolikartigen Krämpfen, die Stunden andauern können. Sie werden von Übelkeit, Brechreiz und Schweißausbrüchen begleitet. Hinzu kommen Blähungen und Verdauungsstörungen. Gallenkoliken treten bevorzugt kurze Zeit nach einer Mahlzeit auf, wenn das vegetative Nervensystem die Nahrungsaufnahme meldet und die Gallenblase den Verdauungssaft auszuschütten versucht.

Symptome einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)

Gallensteine sind die häufigste Ursache für eine Gallenblasenentzündung. Die Ansammlung der Galle führt zu einer Überdehnung, in deren Folge Bakterien aus dem Zwölffingerdarm einwandern und eine Infektion hervorrufen können. Dann kommt als Symptom Fieber zu den sonstigen Beschwerden hinzu.

Typisch für eine Gallenblasenentzündung ist der heftige Schmerz im rechten Oberbauch, vor allem beim Druck auf die Gallenblase (Murphy-Zeichen). Diese Schmerzen strahlen weit aus und sind mit Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Blässe verbunden. Typischerweise geben die Erkrankten an, dass ihnen bereits beim Anblick fettiger Speisen übel wird. Das liegt daran, dass das vegetative Nervensystem Nahrung signalisiert und die Gallenblase daraufhin normalerweise Galle ausschütten müsste.

 

Quellen, Links und weiterführende Literatur:

  1. Deutsche Krebshilfe e.V.: Blaue Ratgeber Nr. 15: Krebs der Leber und Gallenwege. PDF>>.
  2. Alfred Benninghoff, Detlev Drenckhahn (Hrsg.): Anatomie, Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen. 16. Auflage. München 2004: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 3437423509.
  3. Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
  4. Alan Stevens, James Lowe: Histologie. Weinheim 1997: Wiley-VCH Verlag. ISBN-10: 3527155112.
  5. Stefan Silbernagl, Florian Lang: Taschenatlas Pathophysiologie. 5. Auglage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3132418897.