Perimyokarditis – Herz­mus­kel- oder Herz­beu­tel­ent­zün­dung

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Symptome, Diagnose, Verlauf und Behandlung

Die Aussage „Seit ich Grippe hatte, fühle ich mich immer so schlapp und bin überhaupt nicht mehr körperlich belastbar“ lässt einen Arzt aufhorchen. Sie kann auf eine Perimyokarditis hindeuten – eine Entzündung des Herzmuskels und Herzbeutels.

Es ist eine Erkrankung, die viele verschiedene Formen annehmen und vielgestaltig verlaufen kann. Vom asymptomatischen Verlauf bis zur ausgeprägten Herzinsuffizienz-Symptomatik, von der vollständigen Ausheilung bis zum plötzlichen Herztod.

Die Perimyokarditis besteht aus zwei gleichzeitig auftretenden Erkrankungen: der Myokarditis und der Perikarditis.
Diagnose – Pericarditis. Die Perimyokarditis besteht aus zwei gleichzeitig auftretenden Erkrankungen: der Myokarditis und der Perikarditis. : Copyright: tashatuvango bigstockphoto.com

Symptome einer Perimyokarditis

Die Perimyokarditis besteht aus zwei gleichzeitig auftretenden Erkrankungen: der Myokarditis und der Perikarditis. Die beiden Krankheitsbilder können meist nicht sicher unterschieden werden, sodass eine Trennung oft nicht möglich oder sinnvoll ist. Ist der Herzmuskel entzündet, greift dies häufig auch auf das Epikard und Perikard über. Eine Perimyokarditis entsteht meist im Rahmen von Viruserkrankungen, kann aber auch bei rheumatologischen Geschehen, Kollagenosen, Vaskulitiden oder nach einem Herzinfarkt oder einer Bestrahlung auftreten.

„Myokarditiden können wie ein Myokardinfarkt mit plötzlich einsetzender Angina pectoris […] auftreten.“ [1]

Die Symptome einer Perimyokarditis können sehr unterschiedlich sein. Meist verläuft die Erkrankung in einer leichten bis mittleren Verlaufsform, kann aber auch fulminant auftreten. Typische Beschwerden sind Müdigkeit und Schwächegefühl, Herzklopfen, Atemschwierigkeiten und Schmerzen in der Brust. Manchmal kann das Herz auch stolpern oder rasen. In ausgeprägteren Verläufen einer Perimyokarditis kann es zum Auftreten einer Herzinsuffizienz-Symptomatik kommen mit Flüssigkeitseinlagerungen im Körper, starker Luftnot oder Schwindel. Wenn eine ausgeprägte Beteiligung des Herzbeutels vorliegt, kann es zu einem stechenden Schmerz hinter dem Brustbein kommen, der im Liegen und beim Einatmen zunimmt.

Typisch für eine Perikarditis ist das Auftreten oftmals im Rahmen oder kurz nach einem Infektgeschehen.

Wie wird die Diagnose einer Perimyokarditis gestellt?

Einen ersten Verdacht auf die Diagnose Perimyokarditis ergibt die Anamnese und die beschriebenen Symptome. Im Labor können sich Entzündungszeichen wie ein erhöhtes CRP und erhöhte Leukozyten sowie eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) zeigen. Manchmal können auch die kardialen Marker CK und Troponin erhöht sein. Im EKG lassen sich häufig Veränderungen finden, die durch einen Schaden in der äußeren Schicht des Myokards entstehen.

Das können ST-Hebungen sein, die jedoch nicht wie bei einem Herzinfarkt aus der absteigenden R-Zacke, sondern aus der aufsteigenden S-Zacke abgehen. Außerdem sind die ST-Strecken-Veränderungen bei einer Perimyokarditis über unterschiedliche Ableitungen verteilt, die sich nicht dem Perfusionsgebiet einer Koronararterie zuordnen lassen. Manchmal fallen auch vermehrte Herzrhythmusstörungen wie Extrasystolen auf. Hat die Entzündung einen Perikarderguss verursacht, kann man außerdem eine Niedervoltage im EKG sehen.

In der Echokardiographie gibt es keine spezifischen Zeichen, die auf eine Perimyokarditis hinweisen. Gelegentlich ist die linksventrikuläre Pumpfunktion eingeschränkt oder es hat sich ein Perikarderguss ausgebildet. „Die Methode der Wahl zum Nachweis einer Perimyokarditis ist das Kardio-MRT.“

Dadurch erhält man sowohl anatomisch als auch funktionell ein genaues Bild des Herzmuskels. Klassischerweise kommt es im Kardio-MRT zu bestimmten Signalen, die auf ein Ödem im Herzmuskel hindeuten, was wiederum typisch für eine Entzündung ist. Bei Bedarf kann man im Rahmen eines MRT aus den betroffenen Arealen auch eine Biopsie nehmen, wenn die Ursache der Perimyokarditis unklar ist und durch eine feingewebliche Untersuchung näher beleuchtet werden soll.

Verlauf und Prognose einer Perimyokarditis

„Eine durch Virusinfektionen verursachte Perimyokarditis heilt in den meisten Fällen komplett und ohne Residuen aus, manchmal können auch harmlose Herzrhythmusstörungen wie eine vermehrte Extrasystolie übrig bleiben.“ Tritt die Erkrankung im Rahmen einer Infektion mit Coxackie-B-Viren, Diphterie oder der Chagas-Krankheit auf, kommt es häufiger zu Komplikationen, die im Extremfall sogar zum Tod durch gefährliche Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen führen können. Insgesamt sterben jedoch nur wenige Patienten an der Erkrankung.

„Ungefähr 15 Prozent der Patienten mit einer Perimyokarditis erleiden einen chronischen Verlauf, der zu einer dilatativen Kardiomyopathie mit Herzinsuffizienz führt.“ Dabei kommt es zu einer Erweiterung der Herzkammern, die mit einer stark verminderten links- und rechtsventrikulären Pumpfunktion einhergehen. Bei ausgeprägtem Befall des Perikards kommt es bei ungefähr einem von 100 Patienten zu einer chronisch konstriktiven Perikarditis, die man auch als Panzerherz bezeichnet.

Behandlung

Die Therapie einer Perimyokarditis besteht aus einer symptomatischen Behandlung der akuten Beschwerden und soll gleichzeitig die zugrunde liegende Ursache beheben. Eine der wichtigsten Komponenten in der Therapie ist die körperliche Schonung, die vom Patienten auf jeden Fall eingehalten werden sollte. Möglich zur symptomatischen Behandlung ist auch die Gabe von ASS oder NSAR wie Ibuprofen und Colchizin in hohen Dosierungen. Dies wird jedoch in der Praxis eher selten eingesetzt.

Zur Behandlung des Grundleidens werden je nach Ursache verschiedene Therapien angewandt. Liegt eine infektiöse Genese vor, die durch Bakterien oder auch Tuberkulose verursacht wird, können Antibiotika gegeben werden. Bei rheumatischer Grunderkrankung kann eine immunsuppressive Therapie, zum Beispiel mit Glukokortikoiden, erfolgen.
Wenn im Rahmen der Perimyokarditis ein ausgeprägter Perikarderguss entstanden ist, der hämodynamisch wirksam wird, kann unter intensivmedizinischer Überwachung eine Perikardpunktion durchgeführt werden.

Je nach Ausmaß der Erkrankung kann es zu einer ausgeprägten Herzinsuffizienz kommen, die mit einer entsprechenden medikamentösen Therapie eingestellt werden sollte. „Als letzte Therapieoption bei einem fulminanten Verlauf und Versagen der herkömmlichen Therapie kommt eine Herztransplantation in Frage.“

Quellen und Literatur:

Gerd Herold, Innere Medizin 2019
(1) https://www.aerzteblatt.de/archiv/125902/Myokarditis