Blutwerte bei Allergie – Allergie-Bluttest – Welche Werte sind verändert

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Wie sind meine Blutwerte bei Allergie? Der Allergie-Bluttest

Der Arzt macht einen Allergie-Bluttest, wenn die Auswertung des Hauttests kein eindeutiges Ergebnis erbracht hat oder eine nähere Eingrenzung notwendig ist. Die interessantesten Blutwerte bei Allergie sind die des Immunglobulin E, das allergische Reaktionen mit Ausschüttung des Botenstoffes Histamin vermittelt.

Wir erklären Ihnen, was die Besonderheiten einer Allergie gegenüber einer normalen Immunreaktion sind und was das mit IgE zu tun hat.

Außerdem wie die IgE-Blutwerte bei Allergie aussehen und wann man die Blutwerte bei einer Allergie bestimmt statt einen Hauttest durchzuführen.

Blutwerte bei Allergie

Blutwerte bei Allergie – Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Testet der Arzt Blutwerte bei Allergie, untersucht er den Gehalt des Blutes an Immunglobulin E.
  2. IgE sitzt an der Oberfläche von Mastzellen, die bei Kontakt mit Fremdsubstanzen Histamin ausschütten, das Immunzellen zu deren Beseitigung anlockt und damit Entzündungsreaktionen auslöst.
  3. Bei einer Allergie findet bei Kontakt mit solchen Fremdsubstanzen eine überschießende Immunreaktion statt. Innerhalb kürzester Zeit werden große Mengen Histamin freigesetzt, das die bekannten allergischen Reaktionen wie laufende Nase, gerötete Haut oder Atemnot auslösen.
  4. Schlimmstenfalls führt die Sofortreaktion zum anaphylaktischen Schock.
  5. Ein Allergie-Bluttest mit seiner Auswertung im Reagenzglas ist sinnvoll, wenn der übliche Hauttest (Prick-Test) für die Bestimmung der allergenen Stoffe nicht ausreicht.

 

Blutwerte bei Allergie: Was passiert im Blut normalerweise – Immunsystem

Unser Körper ist darauf angewiesen, Fremdstoffe zu erkennen und aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie Schaden anrichten können. Was fremd ist und was körpereigen, lernt das Immunsystem in den ersten Stunden nach der Geburt. Alles was es zu diesem Zeitpunkt an Substanzen antrifft, stuft es als ’normal‘ ein, alles was es danach vorfindet, hat im Körper nichts zu suchen, ist möglicherweise gefährlich und muss eliminiert werden.

Grob lässt sich das Immunsystem in einen zellulären und einen flüssigen (humoralen) Anteil einteilen. Den zellulären Anteil machen weiße Blutkörperchen (Leukozyten) aus, die teilweise Bakterien komplett verschlingen und unschädlich machen. Leukozyten sind auch in die humorale Abwehr involviert. An deren Anfang stehen Makrophagen, weiße Blutkörperchen, die beim Übertritt von der Blutbahn ins Gewebe aus Monozyten entstehen. Sie sind ständig auf der Suche nach ihnen unbekannten Substanzen wie Bakterien- und Virenproteine.

Haben die Makrophagen beispielsweise ein Bakterium ausgemacht, umschließen sie es (Phagozytose) und machen es so unschädlich. Bruchstücke (Epitope) des Eindringlings präsentieren sie auf ihrer Zelloberfläche und locken mit Botenstoffen T-Helferzellen an, die die Fremdsubstanz an B-Zellen weitermeldet. Daraufhin differenzieren diese in Plasmazellen und Gedächtniszellen.

Plasmazellen und Gedächtniszellen

Die Plasmazellen bilden Eiweiße, die in der Lage sind, genau diese Fremdsubstanz zu identifizieren, zu binden und unschädlich zu machen. Diese Proteine bezeichnet man als Immunglobuline oder Antikörper. Die langlebigen Gedächtniszellen sind dafür zuständig, die relevante Information über das Antigen abzuspeichern und bei Bedarf neu abzurufen, wenn es erneut irgendwo auftaucht. Dadurch stehen binnen wesentlich kürzerer Zeit große Mengen Antikörper zur Verfügung als beim ersten Kontakt.

Binden die Antikörper ihr spezifisches Antigen, führt das zur Bildung unlöslicher Aggregate, die man als Immunkomplexe bezeichnet. Diese aktivieren das Komplementsystem, eine komplizierte Kaskade aus über zwanzig Eiweißen, die letztendlich Makrophagen anlocken. Die Fresszellen binden die Immunkomplexe und verdauen sie.

Blutwerte, Was ist bei einer Allergie anders?

So lange diese Immunreaktion in normalen Grenzen agiert, ist alles in Ordnung. Allerdings ist das Immunsystem nicht unfehlbar. Wenn es sich irrt und körpereigene Substanzen angreift, bezeichnet man das als Autoimmunreaktion. Bekannte Beispiele sind die Hashimoto-Thyreoiditis der Schilddrüse, Morbus Crohn oder Schuppenflechte (Psoriasis). Aber auch bei tatsächlich körperfremden Antigenen kann eine Fehlreaktion stattfinden. Man könnte sagen, das Immunsystem übertreibt, wenn es mit vergleichsweise harmlosen Stoffen aus der Umgebung in Kontakt kommt. Wenn sich das in Form von Krankheitssymptomen äußert, bezeichnet man das als Allergie, die auslösenden Antigene als Allergene.

Davon genügen schon geringe Mengen, um an den Kontaktstellen Probleme hervorzurufen. Die Blutzellen erkennen das Allergen und schütten den Botenstoff Histamin aus, um weitere Zellen anzulocken und die vermeintlichen Eindringlinge zu bekämpfen. Deshalb können Allergiker mit Antihistaminika Heuschnupfen & Co. in Schach halten, Substanzen, die diese Histaminausschüttung reduzieren.

Blutwerte: Was tritt bei einer Allergie an Folgen auf?

Solche Reaktionen geschehen besonders an den der Umwelt exponierten Stellen des Körpers: der Haut und den Schleimhäuten von Augen, Atemwegen und Magen-Darm-Trakt. Auf der Haut entstehen Ausschläge, die Augen tränen, die Nase läuft. Die Lunge reagiert mit Atemnot und der Darm mit Bauchschmerzen und Durchfällen. So etwas kennt man bei Allergien gegen Pollen, Hausstaub, Tierhaare oder Gluten und Nüsse.

Die maximal mögliche überschießende Reaktion ist die Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock). Auch hier kommt es zur Freisetzung von Histamin, allerdings in so großen Mengen, dass es die Blutgefäße drastisch erweitert und gleichzeitig die Bronchien verengt. Die Folge sind akuter Blutdruckabfall und Atemnot, die schlimmstenfalls zu Kreislaufversagen und Tod führen.

Die Rolle von Immunglobulin E Blutwert bei Allergie:

Bei Allergien spielt eine Untergruppe der Immunglobuline eine wesentliche Rolle, das Immunglobulin E (IgE). Dessen Blutwert macht nur 0,1 % aller darin befindlichen Immunglobuline aus. Der größte Teil dieser Antikörper ist fest an der Oberfläche bestimmter weißer Blutkörperchen verbaut, den Mastzellen. Diese schwimmen nicht im Blut, sondern sind im Gewebe ansässig, vor allem in Haut und Schleimhäuten, Nervenzellen und in der Nähe von Blut- und Lymphgefäßen. Dort regulieren sie die Blutgerinnung und sorgen für die Freisetzung von Wachstumsfaktoren, die Verletzungen schneller heilen lassen.

Diese Mastzellen sind die Hauptverantwortlichen bei der Ausschüttung des Histamins, das die Blutgefäße erweitert, sodass die davon angelockten weißen Blutkörperchen schneller zu eingedrungenen Bakterien gelangen und diese unschädlich machen können. Das führt zu Rötungen, Schwellungen und gegebenenfalls Bildung von Eiter.

Histamin wird ausgeschüttet, sobald die IgE-Moleküle auf der Oberfläche der Mastzellen Allergene binden. Daher sind die IgE-Blutwerte bei Allergie von wesentlicher Bedeutung.

Normwerte für Immunglobulin E

Bei gesunden Erwachsenen liegt der Normbereich des IgE-Blutwertes unterhalb von 100 U (enzymatischen Einheiten) pro Milliliter. Bei Kindern ist der Wert noch weiter unten angesiedelt, so bei Babys unter 10 U/ml und bei Kleinkindern unter 50 U/ml. Niedrige IgE-Blutwerte sind selten und meistens auf Erkrankungen des Knochenmarks zurückzuführen.

Erhöhte Gesamt-IgE-Blutwerte treten bei Parasitenbefall, Mukoviszidose, AIDS, Morbus Hodgkin und schweren Lebererkrankungen auf. Die klinisch häufigste Ursache für erhöhte Gesamt- und vor allem spezifische IgE-Blutwerte sind jedoch atopische Erkrankungen, allergische Reaktionen vom Soforttyp (Typ I-Allergie, Sofortallergie). Wie der Name bereits andeutet erfolgt die Reaktion auf das auslösende Antigen innerhalb weniger Sekunden oder Minuten. Das trifft auf 90 % aller Allergien zu.

Eine Messung des Blutwertes des Gesamt-IgE deutet auf eine solche Allergie hin, macht aber keinerlei Aussage um welche es sich dabei handelt. Dafür ist eine genauere Untersuchung auf spezifische IgE gegen bestimmte infrage kommende Allergene notwendig. Diese können auch erhöht sein, ohne dass das Gesamt-IgG ebenfalls davon betroffen wäre.

Wie werden die Blutwerte bei Allergie bestimmt?

Die klinisch wichtigsten Typ I-Allergene sind Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Medikamente und Insektengifte. Moderne Testsysteme erfassen mehrere hundert Allergene in einem Ansatz. Grundsätzlich beruhen diese Systeme auf der Bindung der entsprechenden spezifischen IgE-Antikörper aus Patientenblut an die Allergene. So sieht man, gegen welche der Allergene die Testperson IgE-Antikörper gebildet hat.

Am häufigsten verwendet man dafür einen Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay (FEIA). Hier sind die Allergene zusammen mit einem Fluoreszenzfarbstoff an einen festen Untergrund, meist Mikrotiterplatten gebunden. Bei der Antigen-Antikörper-Reaktion wird der Fluoreszenzfarbstoff enzymatisch abgespalten und lässt sich mit UV-Licht nachweisen. Als Goldstandard bei der Detektion von IgE und Allergien gilt das ImmunoCAP-System.

Blutwerte bei Allergie: Allergie Bluttest erst nach Auswertung des Prick-Tests

In der Regel bestimmte man die Blutwerte bei einer Allergie erst, wenn der Prick-Test ein unklares Ergebnis geliefert hat. Dann kann der Allergie-Bluttest mit seiner Auswertung dazu beitragen, das passende Allergen zu identifizieren.

Beim Prick-Test tropft der Arzt verschiedene Lösungen mit infrage kommenden Allergenen auf die Haut des Unterarms auf und piekst diese mit einer Nadel oder Lanzette an. Dadurch gelangt ein Teil der Lösung mit dem Allergen in Kontakt mit den Mastzellen der Haut, die daraufhin gegebenenfalls mit einer gesteigerten Histaminausschüttung reagieren. Diese äußert sich in der Bildung von Quaddeln auf der Haut. Standardmäßig verwendet man hierfür bis zu zwanzig Allergene, von Hausstaubmilben über Katzenhaare bis Birkenpollen. Als Negativkontrolle dient eine Kochsalzlösung, die niemals Quaddeln verursachen sollte, als Positivkontrolle eine starkt verdünnte Histaminlösung, die in jedem Fall die Haut reizt.

Dieser Test kann man schon nach etwa einer Viertelstunde auswerten – so weit zum Soforttyp einer Allergie.

Der Allergie-Bluttest ist mit seiner Auswertung umfangreicher, da mit einer einzigen Blutprobe Hunderte von Allergenen getestet werden können. Ob das vergleichsweise teure ImmunoCAP-System angebracht ist, kommt auf den Fall an. Meistens handelt es sich bei den Allergenen ohnehin um die „üblichen Verdächtigen“, die mit den zwanzig Lösungen des Hauttests leicht zu erfassen sind. Andererseits empfinden die meisten Patienten den Allergie-Bluttest mit seiner Auswertung in vitro als weniger unangenehm als den Hauttest.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Joachim Saloga (Hrsg.), Ludger Klimek (Hrsg.), R Buhl (Hrsg.), Wolf Mann (Hrsg.), Jürgen Knop (Hrsg.): Allergologie-Handbuch: Grundlagen und klinische Praxis. Stuttgart 2005: Schattauer-Verlag. ISBN-10: 3794519728.
  • Axel Trautmann, Jörg-Kleine-Tebbe: Allergologie in Klinik und Praxis: Allergene – Diagnostik – Therapie. 3. Auflage. Stuttgart 2019: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131421835.
  • Axel Müller: BASICS Allergologie. München 2006: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 3437421166.
  • Tilo Biedermann (Hrsg.), Werner Heppt (Hrsg.), Harald Renz (Hrsg.), Martin Röcken (Hrsg.): Allergologie. 2. Auflage. Stuttgart 2019: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642372023.