Herzmuskelschwäche – Symptome, Diagnose und Behandlung
Nicht selten hört man von Patienten einer kardiologischen Abteilung den Satz: „Ich habe ein schwaches Herz.“ Eine Herzmuskelschwäche– die Herzinsuffizienz– ist der häufigste Grund für eine stationäre Krankenhausbehandlung bei Erwachsenen und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Was genau bedeutet es aber, eine Herzmuskelschwäche zu haben und wie kommt es dazu?
Fachartikel Herzinsuffizienz | Herzinsuffizienz einfach erklärt
Herzmuskelschwäche als wichtigste Herzerkrankung
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Bei einer Herzmuskelschwäche ist das Herz nicht mehr in der Lage, das vom Körper benötigte Blutvolumen zu fördern und den Organismus adäquat mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Man spricht auch von einer systolischen Funktionsstörung. Weitere Gründe für eine schlechte Herzleistung sind eine diastolische Funktionsstörung, bei der die Herzventrikel nicht mehr richtig gefüllt werden können sowie bradykarde und tachykarde Herzryhthmusstörungen.
Man kann die Herzmuskelschwäche nach verschiedenen Kriterien in mehrere Unterformen einteilen. Einmal kann man danach unterscheiden, welche Teile des Herzens nicht richtig arbeiten. Entsprechend spricht man von einer Links-, Rechts- oder Globalherzinsuffizienz. Meistens liegt eine Linksherzinsuffizienz vor, bei der die linke Herzkammer nicht mehr richtig pumpt. Eine isolierte Rechtsherzinsuffizienz ist eher selten, sie entsteht meistens als Folge einer Linksherzinsuffizienz, wenn sich das Blut in das rechte Herz zurück staut. Oft kommt es dazu, dass im Laufe der Zeit beide Herzkammern eingeschränkt arbeiten und eine Globalherzinsuffizienz vorliegt.
Weiterhin kann man unterscheiden zwischen einer akuten und einer chronischen Herzmuskelschwäche. Meistens liegt eine chronische, im Laufe der Zeit immer weiter fortschreitende Form vor. Die akute Variante entwickelt sich schnell und ist potenziell lebensbedrohlich. Selten entsteht eine akute Form bei einem vormals gesunden Herzen, in der Regel kommt es zu einer plötzlichen Verschlechterung der chronischen Herzmuskelschwäche, was man als akut auf chronische kardiale Dekompensation bezeichnet.
Es gibt vier Stadien der Erkrankung, die man anhand der NYHA-Klassifikation (nach der New York Heart Association) einteilt. Stadium 1 steht für eine bekannte Herzinsuffizienz aber noch normale körperliche Belastbarkeit. In Stadium 2 und 3 treten die Beschwerden bei schwerer bzw. leichter körperlicher Belastung auf, in Stadium 4 sogar bereits in Ruhe.
Video zur Herzschwäche – Im Interview Prof. Dr. Jochen Müller-Ehmsen ( Chefarzt Kardiologie der Asklepios Klinik Altona )
Symptome der Herzmuskelschwäche
Die Symptome einer Herzmuskelschwäche hängen davon ab, welcher Teil des Herzmuskels betroffen ist. Bei der Linksherzinsuffizienz unterscheidet man zwischen Symptomen eines Rückwärtsversagens und eines Vorwärtsversagens. Rückwärtsversagen bedeutet, dass sich das Blut vor der linken Herzkammer in die Lunge zurückstaut. Dadurch kommt es zu Luftnot; zuerst bei körperlicher Belastung, später auch in Ruhe. Insbesondere nachts kann es zu Husten- und Atemnotanfällen kommen. Das nennt man Asthma cardiale.
Im Extremfall entsteht eine Flüssigkeitsansammlung in den Lungenbläschen, genannt Lungenödem, was sich durch starke Atemnot, Rasseln über der Lunge und schaumigen Auswurf bemerkbar macht. Im Rahmen des Vorwärtsversagens kommt es zu einer Minderdurchblutung des Körpers. Dadurch entstehen Leistungsminderung und Schwächegefühl. Insbesondere bei älteren Patienten kann es durch eine Minderversorgung des Gehirns zu Verwirrtheit kommen.
Bei einer Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut in den Körperkreislauf zurück. Teilweise wird dies schon auf den ersten Blick als gestaute Halsvenen deutlich. Aber auch in die Bauchorgane staut sich das Blut zurück, zum Beispiel in die Leber, den Magen oder die Nieren. Dadurch kann es zu Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Aszites und Proteinurie kommen. Weiterhin bilden sich oft Ödeme aus, insbesondere an den Beinen.
Bei einer Globalherzinsuffizienz liegt ein Mischbild an Symptomen vor.
Ursachen der Herzmuskelschwäche
Eine Herzmuskelschwäche und damit eine systolische Funktionsstörung kann durch verschiedene Grunderkrankungen entstehen. Mit etwa 50 Prozent macht die koronare Herzkrankheit die häufigste Ursache aus. Dabei kommt es durch Verengungen in den Herzkranzgefäßen zu einer Minderdurchblutung des Herzmuskels. Auf Dauer können dadurch Herzmuskelzellen absterben und so die Kontraktionsfähigkeit des Herzens einschränken. Auch Kardiomyopathien oder eine ausgeprägte Myokarditis können die Herzfunktion so beeinträchtigen, dass eine Herzmuskelschwäche entsteht.
Außerdem kann durch eine erhöhte Volumenbelastung der Ventrikel deren Funktion auf Dauer abnehmen. Dies entsteht zum Beispiel durch Insuffizienzen der Herzklappen, bei denen immer ein Teil des ausgeworfenen Blutvolumens wieder zurückfließt. Auch eine erhöhte Nachlast, zum Beispiel durch Bluthochdruck, kann das Herz auf Dauer überlasten.
Diagnostik: Wie kann eine Herzmuskelschwäche festgestellt werden?
Neben der Anamnese und der klinischen Präsentation ist die Ermittlung der Grunderkrankung ein wichtiger Punkt in der Diagnostik der Herzmuskelschwäche. Im EKG können zum Beispiel tachykarde Herzrhythmusstörungen und bradykarde Herzrhythmusstörungen als Ursache erkannt werden. In der Blutuntersuchung gibt es vor allem einen Wert, der eine Herzinsuffizienz wahrscheinlich macht und auch mit dem Schweregrad korreliert. Dieser Wert heißt „Brain-Natriuretic Peptide“ oder kurz BNP. Ein normales EKG und ein normwertiges BNP schließen eine Herzinsuffizienz aus.
Ein wichtiges Diagnostikinstrument ist außerdem die Echokardiographie, die Ultraschalluntersuchung des Herzens. Damit kann man die systolische Pumpfunktion ermitteln, die Größe des Herzens und der Herzwände bestimmen und auch das Vorliegen von Herzklappenfehlern feststellen.
Behandlung der Herzmuskelschwäche:
Therapie der Grunderkrankung, Allgemeinmaßnahmen, Medikamente
Es gibt verschiedene Komponenten in der Therapie einer Herzmuskelschwäche. Zuerst einmal sollte natürlich die Grunderkrankung behandelt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Behandlung von Engstellen in den Herzkranzgefäßen bei einer koronaren Herzkrankheit oder die Therapie von Herzrhythmusstörungen. Weiterhin gibt es Allgemeinmaßnahmen wie das optimale Einstellen von kardiovaskulären Risikofaktoren, die Vermeidung von Übergewicht und konsequente Einnahme von Medikamenten.
Für die chronische Herzinsuffizienz ist auch eine gute medikamentöse Therapie wichtig. Je nach Stadium der Erkrankung werden dazu verschiedene Substanzklassen eingesetzt. Bereits früh beginnt man eine Therapie mit Betablockern (z.B. Bisoprolol) und ACE-Hemmern (z.B. Ramipril), auch Diuretika (z.B. HCT) werden häufig eingesetzt. Später kommen Aldosteron-Antagonisten (z.B. Spironolacton) und in schweren, therapierefraktären Fällen teilweise auch Herzglykoside (z.B. Digitoxin) zur Anwendung.
Patienten, die eine hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens haben und noch zusätzlich Störungen im Reizleitungssystem- einen sogenannten Linksschenkelblock- können auch mittels einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) behandelt werden. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das ähnlich wie ein Herzschrittmacher aussieht. Es sorgt dafür, dass die durch die Reizleitungsstörungen entstehende asynchrone Bewegung der beiden Herzhälften ausgeglichen wird. Dadurch kann mehr Pumpkraft zum Auswerfen des Blutvolumens verwendet werden und die Herzleistung kann sich verbessern.
„Einfache Lösungen, wie sich das komplexe Krankheitsbild Herzinsuffizienz in den Griff bekommen lässt, gibt es nicht.“
Prof. Dr. Georg Ertl, Sprecher des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz, erläutert in diesem Interview den aktuellen Stand und zukünftige Perspektiven der Herzinsuffizienz-Forschung.
weiterlesen: Prof. Dr. Georg Ertl, Kompetenznetzes Herzinsuffizienz http://knhi.de/portraits/blick-nach-vorne/
Prognose der Erkrankung
Die Lebenserwartung bei Patienten mit Herzmuskelschwäche variiert sehr stark, je nachdem, in welchem Stadium die Erkrankung festgestellt wird, wie stark die Herzmuskelschwäche ausgeprägt ist, wie konsequent die Therapie eingehalten wird und wie gut die Risikofaktoren eingestellt werden. Durchschnittlich versterben etwa 50 Prozent der Patienten innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung.
Tipps für Patienten mit Herzmuskelschwäche
Wie bei allen kardiovaskulären Erkrankungen ist es auch bei der Herzmuskelschwäche sehr wichtig, die Risikofaktoren gut einzustellen. Das bedeutet, dass regelmäßig der Blutdruck gemessen, das Körpergewicht bestimmt und auf eine gesunde Ernährung geachtet werden sollte. Auch angemessene körperliche Aktivität ist hilfreich.
Zusätzlich sollten die vom Arzt verschriebenen Medikamente zuverlässig und regelmäßig eingenommen werden. Wenn Sie das Gefühl haben, ein Medikament nicht zu vertragen oder zu viel oder zu wenig davon zu nehmen, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Keinesfalls sollten Patienten selbstständig ihre Medikamente absetzen oder in der Dosierung verändern.
Quelle, Literatur: Gerd Herold, Innere Medizin 2019
Autorin: DocKlavi
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