Der Glucose Blutwert – Fakten und Bedeutung der Werte

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Unter dem Glucose-Wert verstehen Ärzte den Blutzuckerwert, der die Konzentration von Glucose innerhalb des Blutes angibt. Was hat es eigentlich mit dem Glucose Blutwert auf sich? Glucose ist nichts anderes als der wohlbekannte Traubenzucker. Ihr Blutwert ist an sich nichts krankhaftes, sondern völlig normal.

Erst wenn der Glucose Blutwert dauerhaft erhöht erscheint, spricht man von der Zuckerkrankheit oder Diabetes. Die fünf wichtigsten Fakten zum Thema erläutern wir Ihnen im Folgenden.

Blutwerte
Blutwerte, Laborwerte und deren relevante Bedeutung. www.grossesblutbild.de

Fakt Nr. 1 zum Glucose Blutwert: Zucker im Blut ist ganz normal!

Viele Menschen denken, Glucose im Blut wäre gleichbedeutend mit Krankheit. Das Gegenteil ist der Fall: Glukose findet sich immer im Blutplasma – nur die Menge macht, dass das Ding ein Gift sei, wie schon Paracelsus sagte.

Ohne unsere Blutglucose wären wir ungefähr so dran wie Autos ohne Benzin, denn Glucose ist nichts anderes als der uns wohlbekannte Traubenzucker, den wir als Brennstoff für unsere Energiegewinnung benötigen.

Durch einen gewissen Blutzuckerspiegel haben alle Körperzellen stets ausreichende Mengen an Glucose-Brennstoff zur Verfügung. Reicht der Zucker vom letzten Essen nicht aus, setzt die Leber Glucose aus dem gespeicherten Glykogen frei.

Erst langfristig geht es ans Eingemachte in Form der Fettreserven – der Grund, warum sich Fettpölsterchen trotz Sport und Diät hartnäckig halten.

Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Glucose (Traubenzucker) im Blut ist nichts krankhaftes, sondern ganz normal. Blut dient als Transportmedium für den Brennstoff des Energiehaushaltes.
  2. Der Blutzuckerspiegel ist ständigen Schwankungen unterworfen. Dauerhaft hohe Glucose Blutwerte lassen sich mit dem Langzeitzucker HbA1c feststellen.
  3. Die Regulation des Glucose Blutwertes erfolgt über die Hormone Insulin und Glukagon.
  4. Verminderte Insulinbildung oder Insulinresistenz führen zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
  5. Dieser ist Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und beeinträchtigt Nieren, Netzhaut, Nerven und Wundheilung.

 

Fakt Nr. 2 Der Blutzuckerspiegel schwankt ständig!

Bisweilen verfallen gesunde Leute in Panik, weil ihr Blutdruck nicht bei 120/80 mmHg und ihr Blutzucker nicht unter 125 mg/dl (entsprechend unter 7,0 mmol/l) liegt. Dabei vergessen sie, dass sie gerade erst die Einkaufstaschen in den dritten Stock geschleppt und drei Marmeladenbrötchen verputzt haben.

Dass der Blutdruck bei Anstrengungen vorübergehend ansteigt, ist ebenso normal wie ein kurzfristiger Anstieg des Blutzuckers. Gibt der Darm gerade die Inhaltsstoffe des Frühstücks an das Blut ab, brauchen die Körperzellen eine Weile, um die Glucose aus dem Blutserum zu fischen.

Daher ist der sogenannte Langzeit-Blutzucker HbA1c wesentlich aussagekräftiger als der aktuelle Blutglucosewert. Mithilfe des an Hämoglobin gebundenen Traubenzuckers kann der Arzt feststellen, wie hoch der durchschnittliche Blutzucker in den vorangegangenen acht Wochen war. Ein HbA1c bis 7 % spricht für normale Zuckerwerte.

Fakt Nr. 3 Zu hohe Blutwerte für Glucose haben etwas mit Insulin zu tun!

Für die Aufnahme von Glucose aus dem Blut in die Zellen und die Aktivierung von Glykogenreserven ist die Bauchspeicheldrüse zuständig.

Hauptsächlich ist sie für die Produktion von Verdauungssäften verantwortlich. Die wenigen Zellen, die blutzuckerregulierende Hormone herstellen, liegen inselartig in dem Organ verteilt. Diese Pankreasinseln haben dem Insulin seinen Namen gegeben.

Insulin ist ein Peptidhormon, das die Bauchspeicheldrüse nach Nahrungsaufnahme verstärkt abgibt. An seinen Zielzellen bindet das Insulin an spezielle Rezeptoren und veranlasst die Zellen zur Aufnahme von Glucose, die so aus dem Blutserum entfernt wird.

Genau umgekehrt wird das Glucagon der Pankreasinseln: Dieses Hormon steigert den Blutzuckerwert, sobald dies notwendig wird.

Fakt Nr. 4 Es gibt verschiedene Arten der Zuckerkrankheit!

Das mit dem Insulin funktioniert nicht immer, sodass der Glucose Blutwert über längere Zeiträume dauerhaft erhöht ist. Dann spricht man von der Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus.

Der honigsüße Durchfluss hat seinen Namen vom Erscheinen der Glucose im Urin, in dem sie vor der Erfindung von Teststreifen zur Feststellung des Diabetes erschmeckt werden konnte. Produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin, spricht man von Diabetes mellitus Typ 1.

Er tritt vorwiegend in jungen Jahren auf, weswegen man auch von juvenilem (jugendlichem) Diabetes spricht. Ist genügend Insulin vorhanden, aber reagieren die Zellen nicht darauf, weil sie „insulinresistent“ sind, spricht man von Diabetes mellitus Typ 2.

An diesem erkrankt man meist erst im fortgeschrittenen Alter, daher die Bezeichnung Alterszucker. Bisweilen bezeichnet man eine Reihe von Sonderformen der Zuckerkrankheit wie infolge chronischer Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sowie Beeinträchtigungen des Organs durch Erbkrankheiten, Alkoholismus und Medikamente unter dem nicht anerkannten Begriff Diabetes mellitus Typ 3 zusammen.

Auch der Diabetes mellitus Typ 4 gehört eigentlich nicht zum medizinischen Jargon. Hierbei handelt es sich um den Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) als Folge der hormonellen Umstellungen in der Schwangerschaft.

Die verstärkt produzierten Hormone Cortison, Östrogen und Progesteron sind hormonelle Gegenspieler des Insulins und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Nicht immer funktioniert die Gegensteuerung der Bauchspeicheldrüse mit erhöhter Bildung von Insulin. Diese Form des Diabetes endet in der Regel kurz nach der Entbindung.

Fakt Nr. 5 Dauerhaft hohe Blutglucose ist ein Krankheitsrisiko!

Immer viel Glucose im Blut, immer genug Sprit zur Verfügung: Ganz so einfach ist es leider nicht: Dauerhaft hohe Blutzuckerspiegel schädigen die Gefäße und sind ein Risikofaktor für Arteriosklerose und damit Herzinfarkt und Schlaganfall.

Zudem beeinträchtigen sie Nerven, Nieren und Netzhaut und sorgen für eine schlechtere Wundheilung. Daher ist eine Einstellung des Blutzuckerspiegels wichtig für die Gesundheit.

Im Laufe des Tages unterliegt er Schwankungen, die mit der Nahrungsaufnahme zusammenhängen. Beispielsweise kommt es nach dem Essen zu einem erhöhten Glucose-Blutwert. Seine niedrigste Menge erreicht der Blutzucker am Morgen vor dem Frühstück.

Einigen Krankheiten folgt eine gestörte Regulation des Blutzuckerspiegels. Anhand der Glucose-Werte überwachen die Mediziner therapeutische Maßnahmen.

Was geben die Blutzuckerwerte an?

Der Blutzucker stellt die Versorgung der Zellen mit Energie sicher. Aus der Nahrung gelangen Kohlenhydrate in den Darm, wo die Spaltung in kleine Zuckermoleküle erfolgt. Anschließend nimmt das Blut diese auf.

Das Hormon Insulin stammt aus der Bauchspeicheldrüse und ermöglicht die Aufnahme der Glucose in den Zellen. Leiden Sie unter einer gestörten Insulinproduktion, droht ein erhöhter Glucose-Blutwert.

Aus diesem resultiert die Erkrankung Diabetes mellitus, auch als Zuckerkrankheit bezeichnet. Der Blutzucker stellt einen der wichtigsten Energielieferanten Ihres Organismus dar. Um gesundheitliche Komplikationen durch veränderte Glucose-Werte zu vermeiden, führen Mediziner Blutzuckertests durch. Das geschieht beispielsweise, um den Blutzuckerspiegel bei einer bekannten Diabetes-Erkrankung zu kontrollieren. Ebenfalls hilft die Untersuchung dabei, die Therapie bei Bedarf anzupassen.

Weitere Gründe für die Messung des Blutzuckerspiegels bestehen in:

  • jährlichen Kontrolluntersuchungen bei Personen mit Diabetes-Risiko,
  • Untersuchungen von Schwangeren und Neugeborenen,
  • Tests bei Überzucker- oder Unterzuckerverdacht.

Verlieren Sie ohne Grund das Bewusstsein, bringen die Ärzte ebenfalls den Blutzuckerwert in Erfahrung. Gleiches geschieht bei Menschen, die eine Fehl- oder Mangelernährung aufweisen. Eine weitere Ursache bildet eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels.

Wie sieht der Normwert beim Blutzucker aus?

Im nüchternen Zustand weisen erwachsene Personen 55 bis 89 Milligramm Glucose in einem Deziliter Blut auf. Im Plasma beträgt der Wert 70 bis 99 Milligramm je Deziliter. Leiden Sie unter einem niedrigen Glucose-Blutwert, resultiert dieser beispielsweise aus einer Überproduktion von Insulin. Das geschieht, wenn sich ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse befindet.

Verringert sich die Konzentration des Blutzuckers, deutet dies ebenfalls auf eine Störung des Hormonhaushalts hin. Sie begründet sich aus einer Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse, der Schilddrüse oder den Nebennieren.

Weitere Ursachen sind:

  • Überdosierung von Insulin bei Diabetespatienten,
  • körperliche Arbeit ohne ausreichende Nahrungsaufnahme,
  • Mangelernährung (durch übermäßiges Fasten),
  • einem schweren Schaden der Leber, beispielsweise Leberzirrhose
  • oder Alkoholgenuss auf nüchternen Magen.

Tritt ein geringer Blutzuckerwert auf, verspüren Betroffene ein Hungergefühl, später Schwindel und Müdigkeit. Ein typisches Symptom stellen Schweißausbrüche dar. Bleibt die Glucose weiterhin unterhalb des Normwerts, drohen Krampfanfälle und ein Kreislaufkollaps. Bei Patienten mit langjähriger Zuckerkrankheit entstehen keine Warnsymptome.

Ohne das Einspritzen von Glucose verlieren sie das Bewusstsein und erleiden einen Zuckerschock, der schlimmstenfalls zum Tod führt.

Wann tritt ein erhöhter Glucose-Blutwert auf?

Bemerken die Ärzte bei einer Blutuntersuchung einen erhöhten Blutzuckerspiegel, resultiert dieser aus der Diabetes mellitus.

Erste Hinweise auf die Erkrankung geben stark schwankende Glucose-Werte [Quelle: Bowen, ME, et al.: Random blood glucose: a robust risk factor for type 2 diabetes (April 2019); URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25650899 (letzter Zugriff: 06.02.2019)].

Weitere Gründe für die Erhöhung bildet der Schwangerschaftsdiabetes sowie eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.

Ein erhöhter Glucose-Blutwert tritt als Nebenwirkung bestimmter Medikamente oder infolge seltener Erbkrankheiten auf. Des Weiteren deutet er auf Hormonstörungen durch Tumoren im Nebennierenmark oder in der Hirnanhangsdrüse hin. Leiden Sie unter einem hohen Blutzuckerspiegel, bemerken Sie ein starkes Durstgefühl sowie vermehrten Harndrang. Weitere Symptome sind Sehstörungen. Auf lange Sicht kommt es durch den übermäßigen Wert zu einer Schädigung der Gefäße.

Zu den Folgeerkrankungen zählen Arteriosklerose, Nierenschwäche oder ein Schlaganfall. Bei einigen Patienten tritt ein Verlust der Sehfähigkeit ein. Weiterhin drohen schwere Gewebeschäden, vorrangig an den unteren Extremitäten. Ärzte sprechen von einem „diabetischen Fuß“.

Wie reagieren Sie auf eine Veränderung der Blutzuckerwerte?

Variieren die Glucose-Werte am Tag, besteht zunächst kein Grund zur Sorge. Der allgemeine Gesundheitszustand und die Ernährung beeinflussen diesen Faktor.

Bei einem stark erniedrigten oder erhöhten Glucose-Blutwert, strebt Ihr Hausarzt eine Nachkontrolle an. Beispielsweise testet er weitere Werte, um eine Zuckererkrankung auszuschließen. Leiden Sie unter Diabetes, verweist er Sie an einen Diabetologen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2019: G. Herold Verlag. ISBN-10: 3981466063 Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.