Diabetes mellitus Typ 2 – Ursachen und Symptome
Diabetes mellitus Typ 2
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Man nennt es auch Wohlstandssyndrom: das Zusammentreffen von mehreren Risikofaktoren, die gemeinsam das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen. Geschätzt sieben Millionen Menschen leben in Deutschland mit der Zuckerkrankheit. Insbesondere bei Patienten über 70 Jahren ist mehr als jeder Fünfte betroffen. Die Erkrankung verursacht häufig keine Beschwerden und bleibt daher bleibt oft lange unbemerkt, kann aber unbehandelt zu vielen Spätschäden führen.
Wie funktioniert der normale Zuckerstoffwechsel?
In den Langerhans-Zellen der Bauchspeicheldrüse sind verschiedene Zelltypen lokalisiert, die Hormone für den Zuckerstoffwechsel herstellen. Die meisten Zellen heißen Betazellen und sind für die Synthese von Insulin zuständig. Insulin ist das einzige Hormon, das den erhöhten Blutzuckerspiegel senken kann.
In den seltener vorkommenden Alphazellen wird das Hormon Glucagon hergestellt, das ein Gegenspieler des Insulins ist und den Blutzuckerspiegel erhöhen kann. Wenn nach dem Essen der Blutzuckerspiegel erhöht ist, ist das der wichtigste Reiz für die Ausschüttung von Insulin. Das Hormon wird anschließend über das Blut im Körper verteilt und bindet an der Oberfläche von Leber-, Muskel- und Fettzellen an Insulinrezeptoren. Die Glucose wird daraufhin in das Gewebe aufgenommen und verschiedenen Stoffwechselprozessen zugeführt.
Was sind die Ursachen für einen Diabetes mellitus Typ 2?
Meistens wird ein Diabetes mellitus Typ 2 durch das sogenannte metabolische Syndrom verursacht. So bezeichnet man das Zusammentreffen von vier Risikofaktoren:
- stammbetonte Adipositas
- erhöhte Blutfettwerte
- essentielle arterielle Hypertonie
- Glucosetoleranzstörung
Am häufigsten manifestiert sich ein Diabetes mellitus Typ 2 bei Patienten mit Überernährung, Adipositas und Bewegungsmangel. „Ungefähr 80 Prozent der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sind übergewichtig.“ Zusätzlich besteht jedoch eine erbliche Komponente. Ein Kind mit einem Typ-2-Diabetiker als Elternteil hat ein etwa 50-prozentiges Risiko, im Laufe seines Lebens ebenfalls an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.
Durch welche Faktoren wird der Blutzuckerspiegel erhöht?
Bei der Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 spielen mehrere pathophysiologische Veränderungen eine Rolle. Zum einen kommt es zu einer Störung der Insulin- und Glucagonsekretion. Die nach dem Essen folgende Insulinsekretion ist nicht ausreichend, sodass es zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel kommt. Die Glucagonsekretion nimmt jedoch nicht ab und führt so zu einer Verstärkung der Hyperglykämie. Weiterhin kommt es im Verlauf zu einer Apoptose, also einer Selbstzerstörung der insulin-produzierenden Betazellen. Wenn die Hälfte der Betazellen zerstört ist, wirkt sich das bereits auf den Blutzuckerspiegel aus.
Zusätzlich kommt es zu einer herabgesetzten Wirkung von Insulin an den peripheren Zellen, die man auch als Insulinresistenz bezeichnet. Wenn der Blutzuckerspiegel ständig erhöht ist und somit ständig Insulin ausgeschüttet wird, stumpfen die peripheren Zellen durch diesen Dauerreiz sozusagen ab. Die Insulinrezeptoren reagieren dann nicht mehr so stark wie gewöhnlich auf das Hormon, sondern es wird eine immer größere Menge davon benötigt, um überhaupt noch eine Wirkung zu erzielen. Ein weiterer Faktor ist eine verminderte Inkretinsekretion. Inkretin ist ein Hormon, das nahrungsabhängig sezerniert wird und die Insulinausschüttung anregt. Die Inkretinsekretion ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 vermindert.
Durch all diese Faktoren kommt es zu einer zunehmenden Erhöhung des Blutzuckerspiegels, der durch körpereigene Mechanismen nicht mehr ausreichend gesenkt werden kann.
Was sind die Symptome eines Diabetes mellitus Typ 2?
„Häufig manifestiert sich ein Diabetes mellitus Typ 2 schleichend und wird anfangs oft gar nicht bemerkt.“ Nicht selten fällt er zufällig durch eine Screeninguntersuchung oder einen erhöhten Blutzuckerspiegel in der Routineblutuntersuchung auf. Manche Patienten leben mehrere Monate oder Jahre mit der Erkrankung, ohne sie überhaupt zu bemerken. Gelegentlich kommen unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Leistungsminderung vor.
Weil der Körper den hohen Blutzuckerspiegel durch eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme auszugleichen versucht, kann es zu größerem Durstgefühl und in der Folge zu vermehrtem Wasserlassen kommen. Dadurch kann auch eine trockene oder juckende Haut entstehen. Da ein Diabetes mellitus Typ 2 außerdem Nerven und Gefäße schädigt, kann es weiterhin zu chronischen, schlecht heilenden Wunden kommen. Auch Infektionen kommen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 gehäuft vor, weil die Erkrankung das Immunsystem schwächt. Dadurch können zum Beispiel Fuß- oder Genitalpilze vermehrt vorkommen, aber auch Blasenentzündungen oder Erkältungen.
Welche Spätsymptome werden durch einen Diabetes mellitus Typ 2 verursacht?
Weil ein Diabetes mellitus Typ 2 häufig keine oder unspezifische Symptome verursacht, wird er manchmal auch erst dann erkannt, wenn bereits Spätfolgen aufgetreten sind. Es gibt mehrere klassische Spätfolgen eines Diabetes mellitus Typ 2. Durch den hohen Blutzuckerspiegel kommt es zu einer Veränderung in der Innenschicht der Gefäße. Dadurch entstehen Schädigungen der Gefäßwände. Diese können sich durch eine koronare Herzkrankheit, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit oder eine Arteriosklerose der Hirnarterien äußern.
Durch die Schädigung auch kleinster Gefäße und Nerven kann es außerdem zu Gefühlsstörungen in verschiedenen Körperteilen kommen. Auch Durchblutungsstörungen beispielsweise am Auge treten auf, die im ungünstigen Fall bis zur Blindheit führen können.
Eine weitere sehr häufige Spätmanifestation eines Diabetes mellitus Typ 2 ist eine diabetische Nephropathie. Nach zehn Jahren ist ungefähr jeder vierte Patient mit einem Diabetes mellitus Typ 2 davon betroffen. Es kommt dabei zu einer zunehmenden Verschlechterung der Nierenfunktion, sodass sowohl die Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion als auch die Hormonproduktion der Niere eingeschränkt werden. Bei einem ausgeprägten Verlauf kann sogar eine Dialysebehandlung notwendig werden.
Quellen: Gerd Herold, Innere Medizin 2019