Diabetes mellitus Typ 1 – Ursachen und Symptome
Symptome von Diabetes mellitus Typ 1
Inhalt →
In Deutschland leben etwa 300.000 Menschen mit der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ 1. Es kommt dabei zu einer autoimmun bedingten Zerstörung der insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Vor allem Kinder und Jugendliche sind davon betroffen – und müssen für den Rest ihres Lebens damit zurecht kommen, denn die Erkrankung ist nicht heilbar.
Was ist ein Diabetes mellitus Typ 1?
Das Hormon Insulin ist das einzige Hormon des Körpers, das den Blutzuckerspiegel senken kann. Damit ist es dafür zuständig, den aus der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Das Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse hergestellt. Der wichtigste Reiz für die Ausschüttung des Hormons ist ein Anstieg des Blutzuckerspiegels. Die Zellen, in denen Insulin hergestellt wird, heißen Betazellen und machen den größten Teil der Langerhans-Inseln, den endokrinen Zellverbänden im Pankreas, aus.
„Bei einem Diabetes mellitus Typ 1 kommt es zu einer autoimmunvermittelten Zerstörung der Betazellen.“ Dadurch wird weniger Insulin hergestellt und es kommt zu einem absoluten Insulinmangel im Körper. Klinisch bedeutsam wird dies jedoch erst, wenn etwa 80 Prozent der Betazellen zerstört sind. Dann steigt der Blutzuckerspiegel immer mehr an und lässt sich durch körpereigene Maßnahmen nicht mehr senken.
Was sind die Ursachen eines Diabetes mellitus Typ 1?
„Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle beim Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 1.“ Etwa 20 Prozent der Erkrankten haben eine positive Familienanamnese, also mindestens ein ebenfalls erkranktes Familienmitglied. Auch bestimmte HLA-Merkmale kommen bei Diabetikern gehäuft vor. So tragen über 90 Prozent der Patienten das genetische Merkmal HLA-DR 3 und/ oder HLA-DR 4 auf ihren Chromosomen.
Bei einem klinisch manifesten Diabetes mellitus Typ 1 kann man außerdem in aller Regel Autoantikörper gegen Strukturen auf den Betazellen finden. Die beiden wichtigsten Autoantikörper sind Anti-GAD-Antikörper, auch GADA genannt, die sich gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase richten sowie die Anti-IA-2-Antikörper, die auf die Thyrosinphosphatase IA-2 ausgerichtet sind. Diese beiden Antikörper werden in der klinischen Praxis am häufigsten bestimmt, da sie am einfachsten nachzuweisen sind.
Weitere vorkommende Antikörper beim Diabetes mellitus Typ 1 sind Zytoplasmatische Inselzell-Antikörper (ICA), Insulin-Auto-Antikörper und Anti-ZNT8-Antikörper. Alle diese Antikörper zerstören bestimmte Teile der Betazelle und machen diese damit funktionslos. Es ist eine Fehlfunktion des Immunsystems, das statt der Bekämpfung von eingedrungenen Krankheitserregern den eigenen Körper angreift.
Zusammenhang mit anderen Erkrankungen und Umweltfaktoren
Zusätzlich tritt ein Diabetes mellitus Typ 1 gehäuft zusammen mit anderen genetisch bedingten Erkrankungen auf. So kommt er etwa bei Kindern mit Zöliakie, einem Morbus Addison, einem Down-Syndrom oder Turner-Syndrom auffällig oft vor. Die genauen Gründe dafür sind im Moment noch unklar.
Ein eindeutiger Zusammenhang mit Umweltfaktoren konnte bisher nicht genau nachgewiesen werden. Es wurde jedoch beobachtet, dass ein Vitamin-D-Mangel im Kindesalter und ein häufiges Auftreten von Atemwegsinfektionen mit einer höheren Rate an Diabetes mellitus Typ 1 einhergehen. Auch bestimmte Virusinfektionen der Mutter während der Schwangerschaft wie Röteln, Herpes oder Zytomegalie führen aus unklaren Gründen zu einem etwas häufigeren Auftreten von Diabetes mellitus Typ 1.
Welche Symptome treten bei einem Diabetes mellitus Typ 1 auf?
Bei einem absoluten Insulinmangel im Körper im Rahmen eines Diabetes mellitus Typ 1 kommt es dazu, dass der Blutzuckerspiegel immer weiter steigt. Um diese hohe Zuckerkonzentration im Blut auszugleichen, wird der Patient vermehrt durstig und scheidet auch mehr Urin aus. Außerdem fühlt man sich häufig müde, schwach und zittrig. Viele Patienten nehmen außerdem ungewollt Gewicht ab.
Der hohe Blutzuckerspiegel beim Diabetes mellitus Typ 1 hat noch weitere Auswirkungen. Da zu wenig Insulin vorhanden ist, um den Zucker in die Zellen zu transportieren, herrscht in den Zellen selbst ein Zuckermangel. Der Körper ergreift daraufhin gegenregulatorische Maßnahmen, die den Blutzuckerspiegel noch weiter erhöhen. Trotzdem sind die Zellen weiter unterversorgt. Zur Energiegewinnung werden deshalb andere Verfahren wie die Fettverbrennung eingesetzt.
Damit fallen jedoch vermehrt Fettsäuren und Ketonkörper an, die zu einer schweren Stoffwechselentgleisung mit Ketoazidose führen können. „Manchmal ist eine Ketoazidose die Erstmanifestation eines Diabetes mellitus Typ 1.“ Es kommt durch die Azidose zu einer Exsikkose und einer ausgeprägten Elektrolytverschiebung, die zu Symptomen wie starkem Durst, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum ketoazidotischen Koma führen können. Eine solche Entgleisung muss so schnell wie möglich auf einer Intensivstation behandelt werden.
Spätfolgen eines Diabetes mellitus Typ 1
Der hohe Blutzuckerspiegel und die daraufhin ausgeschütteten Hormone führen außerdem zu verschiedenen weiteren Schädigungen des Körpers, die jedoch oft erst nach einem längeren Krankheitsverlauf eines Diabetes mellitus Typ 1 auftreten. Insbesondere Nerven und Gefäße werden dadurch geschädigt.
Ein schlecht eingestellter Diabetes verursacht daher nach einem jahrelangen Krankheitsverlauf Symptome wie Gefühlsstörungen in verschiedenen Körperteilen, insbesondere den Beinen und Füßen. Außerdem können die geschädigten Gefäße zu schlecht heilenden Wunden führen und zu einer Unterversorgung des entsprechenden Gewebes. Sind die Gefäße im Auge betroffen, kann es zum Beispiel zu Sehstörungen bis hin zur Blindheit kommen.
Ein weiteres Organ, was häufig durch einen Diabetes mellitus Typ 1 in Mitleidenschaft gezogen wird, sind die Nieren. Wenn es zu einer sogenannten diabetischen Nephropathie kommt, nimmt die Nierenfunktion ab. Davon sind sowohl die Ausscheidungsfunktion als auch die Hormonproduktion der Nieren betroffen. „Eine diabetische Nephropathie kann zur Dialysepflichtigkeit führen.“
Literatur:
Gerd Herold, Innere Medizin 2019