Darmblutungen durch Blutverdünner und Medikamente oft lange unbemerkt
Selten sind die durch blutverdünnende Medikamente hervorgerufenen Darmblutungen offensichtlich und zeigen sich mit deutlich erkennbarem Blut im Stuhl. Häufig fallen die Blutverluste erst bei routinemäßigen Laborkontrollen auf, etwa bei Blutuntersuchungen, in denen der Hämoglobin-Blutwert oder die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) viel zu niedrig ist.
Eine solche Blutarmut (Anämie) kann allerdings auch durch Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 entstehen und sollte daher dringend abgeklärt werden. Goldstandard für eine solche medizinische Untersuchung ist die Darmspiegelung (Koloskopie), bei der ein Arzt mit einem Endoskop die Darmoberfläche untersucht.
Viele gängige Medikamente führen zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt
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Gut 90 Prozent aller Blutungen im Magen-Darm-Trakt, sogenannte gastrointestinale Blutungen, treten bereits in Magen, Speiseröhre und oberem Dünndarm auf. Neben Erkrankungen wie Infektionen mit Helicobacter pylori, der zu Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Zwölffingerdarmentzündung (Duodenitis) führt, sind in der Klinik häufig dauerhaft oder zu hoch angesetzte Schmerzmedikamente die Ursache.
Vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR; nicht-steroidale Antiphlogistika NSAP; non-steroidal anti-inflammatory drug, NSAID) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac hemmen Entzündungen und verhindern die Vernetzung von Blutplättchen (Thrombozyten-Aggregation).
Das Wichtigste auf einen Blick!
- Der Magen-Darm-Trakt ist an seiner Oberfläche gut durchblutet. Zugleich ist die Schleimhaut sehr empfindlich, sodass leicht Blutungen auftreten.
- Blutverdünnende Medikamente begünstigen Darmblutungen, darunter nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), die vor allem den oberen Magen-Darm-Trakt angreifen, sowie Cumarinderivate, die als Thrombozytenaggregationshemmer überall im Körper wirksam werden.
- In Speiseröhre und Magen führen Blutungen zu blutigem Erbrechen, im Darm zu Teerstuhl oder Blut auf dem Stuhl. Je weiter die Blutung in Richtung Darmausgang sitzt, desto häufiger trifft man frisches Blut an, von weiter oben stammt dunkles, geronnenes Blut.
- Vorschädigungen begünstigen das Auftreten von Darmblutungen infolge der Einnahme von Medikamenten. Dazu gehören Entzündungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Magen-Darm-Infekte, aber auch Polypen, Divertikel und Darmkrebs.
- Darmblutungen müssen grundsätzlich medizinisch abgeklärt werden.
Wie unterscheidet man zwischen Magenbluten und Darmblutung?
Bei Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt kommt es zum Erbrechen von hellroten („frischblutigem“) oder Kaffeesatz-ähnlichem Mageninhalt, da die Magensäure das Eisen im Blut ausfällt.
Liegt die Blutung unterhalb des Magens, ist sie häufig unauffällig und lässt sich bei Beschwerden nur mit einer speziellen Untersuchung auf „verborgenes“ Blut nachweisen (Hämoccult-Test). Hämorrhoiden und Analfissuren äußern sich mit frischem, kirschrotem Blut auf Stuhl oder Toilettenpapier und sind vergleichsweise harmlos (Hämatochezie).
Erst massive Blutungen führen zu klebrigem, pechschwarz glänzendem und übelriechendem Teerstuhl (Melaena). Zu der typischen Farbänderung kommt es durch den Abbau des Hämoglobins durch Darmbakterien.
Warum machen Blutverdünner Darmblutungen?
Die Darmwand ist gut durchblutet – damit stellt der Körper sicher, dass die Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei effektiv aufgenommen und weitertransportiert werden. Alle anatomischen Veränderungen und Entzündungen führen dazu, dass diese Kapillaren leichter reißen und es zu einer Darmblutung kommt. Blutverdünner unterstützen solche Prozesse.
Zu den anatomischen Veränderungen gehören
- Darmdivertikel/Divertikulose
- Darmpolypen
- Darmkrebs
- Darm-Endometriosen bei Frauen.
Zu den Entzündungen im Darm gehören
- Magen-Darm-Infektionen (infektiöse Colitis, Enterokolitis)
- Divertikulitis
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Dickdarmentzündung (Colitis)
- Mastdarmentzündung (Proktitis).
Vorsicht bei Blutverdünnern plus Schmerzmitteln!
Patienten, die vor allem wegen Vorhofflimmern Thrombozytenaggregationshemmer wie Marcumar vorbeugend gegen Herzinfarkt und Schlaganfall einnehmen, sollten daher vorsichtig mit Acetylsalicylsäure und anderen NSAR umgehen. Bei zusätzlicher Einnahme steigern sie das Risiko nicht nur von Magenblutungen, sondern auch von Darmblutungen.
Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten nicht nur bei den „alten“ Blutgerinnungshemmern wie Phenprocoumon, sondern auch bei den aktuellen neuen oralen Antikoagulantien (NOAK, direkte orale Antikoagulantien, DOAK) wie Praxada oder Xarelto. Im Gegensatz zu Marcumar wird hier selten eine Kontrolle von Quick-Wert oder INR-Wert vorgenommen, sodass sich eine Darmblutung häufig unbemerkt manifestieren kann.
Daher sollten Patienten, die orale Blutgerinnungshemmer einnehmen, ihre Medikation grundsätzlich eingehend mit ihrem behandelnden Arzt besprechen – selbst was so von vielen als harmlos eingestufte Arzneimittel wie eine Aspirin-Tablette angeht.
Achtung! Bei diesen Symptomen sollten Sie sofort zum Arzt gehen!
Egal ob eine Darmblutung auf Medikamente oder sonstige Ursachen zurückzuführen ist: Sie kann das Blutvolumen so reduzieren, dass es zu einem hypovolämischen Schock kommt. Dann sind sofortige Infusionen notwendig. Daher muss eine Blutung im unteren Darmtrakt grundsätzlich rechtzeitig untersucht werden, vor allem, wenn
- starke Bauchschmerzen hinzukommen,
- beim Stuhlgang Schmerzen auftreten,
- Übelkeit zu blutigem Erbrechen führt,
- schwarzglänzender Teerstuhl abgesetzt wird,
- man an dauerhaftem Nachtschweiß leidet,
- innerhalb kurzer Zeit das Gewicht sinkt, obwohl keine Diät ansteht.
Sie halten Pillen und Tabletten für Rattengift? Umgekehrt trifft es die Sache eher – hoch dosierte Medikamente zur Blutverdünnung werden auch zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie führen zu inneren Blutungen und lassen die Tiere sterben. So schlimm sollte es bei einer normalen Dosierung von Blutverdünnern nicht kommen, aber bei falscher Einnahme oder vorgeschädigtem Verdauungstrakt drohen auch hier Darmblutungen
Was hat es mit der Geschichte von Rattengift und Blutverdünnern auf sich?
Ratten sind extrem intelligente Tiere. Fällt ein Artgenosse beim Fressen tot um, werden sie sich hüten vom gleichen Futter zu fressen. Daher verwendet man Blutverdünner wie Bromadiolon, die erst nach einer geraumen Weile wirksam werden und keinen Verdacht auf den Köder lenken. Sie sind für die Tiere binnen kurzer Zeit tödlich.
Einige Medikamente zur Blutverdünnung, die man beim Menschen anwendet, gehören chemisch ebenfalls zu den Cumarin-Derivaten. Das lässt bereits erahnen, dass eine Überdosierung von Phenprocoumon (Handelsname Marcumar) ebenso zu Darmblutungen führt. Meist wesentlich gefährlicher sind Blutungen im Magen-Darm-Trakt, die über lange Zeit unbemerkt bleiben.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S2k Leitlinie Gastrointestinale Blutungen.
- Helmut Messmann: Klinische Gastroenterologie. Stuttgart 2011: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131472510.
- Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2020: G. Herold Verlag. ISBN-10: 3981466063.