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Die wichtigsten klinischen Lungenuntersuchungen im Überblick
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Die klinische Untersuchung der Lunge hat einen hohen Stellenwert bei Vorsorgeuntersuchungen und bei Diagnostik und Verlaufskontrolle von Lungenerkrankungen.
Vorsorgeuntersuchungen sind bei Sportlern und Berufsgruppen mit hoher Chemikalienbelastung in der Atemluft wichtig.
Chronische Veränderungen des Lungengewebes sind häufig die Folge von Rauchen, Allergien oder erblichen Erkrankungen Ebenso lassen sich mit einer Untersuchung der Lunge Tumoren, hauptsächlich Bronchialkarzinome, nachweisen.
Klinische Untersuchung der Lunge – Das Wichtigste auf einen Blick!
- Bei einer Untersuchung der Lunge führt der Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung durch.
- Daran schließt sich eine Bildgebung an, meistens in Form einer Röntgenaufnahme.
- Zur weiteren Abklärung nimmt er eine Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie und/oder Bodypletysmographie) vor.
- Ebenso wichtig für die Untersuchung der Lunge sind die Blutwerte der Blutgasanalyse (BGA).
- Daran schließen sich je nach Erkrankung weitere diagnostische und/oder therapeutische Maßnahmen an.
Untersuchung der Lunge: Körperliche Voruntersuchung
Vor jeder weiteren Untersuchung der Lunge nimmt der Arzt eine körperliche Untersuchung des Brustraumes am sitzenden oder stehenden Patienten vor. Dazu gehören die
- Inspektion, die reine Beobachtung der Atembewegungen des Brustkorbes und der Körperoberfläche, zur Feststellung von Atemfrequenz, Atemrhythmus und der dafür notwendigen Anstrengung,
- Perkussion, bei der er den Brustkorb mit den Fingern abklopft,
- Palpation, die Abtastung des Brustkorbes und vor allem die
- Auskultation, bei der er die Atemgeräusche und zugleich auftretenden Nebengeräusche mithilfe eines Stethoskopes abhört.
Außerdem fragt der Arzt Sie nach Ihren aktuellen Beschwerden und ob sie an Atemnot, Husten oder ähnlichem leiden.
Ebenso ist gegebenenfalls Ihr Auswurf (Sputum) von Interesse, vor allem seine Konsistenz und Farbe. Grünliche Verfärbungen treten bei Infektionen auf, Blut bei heftigen Infekten und Tumoren, weiß-glasige Konsistenz spricht für eine Virusinfektion.
Untersuchung der Lunge: Bildgebende Verfahren
Veränderungen des Lungengewebes, der Luftwege und der in der Lunge verlaufenden Blutgefäße lassen sich mit bildgebenden Verfahren feststellen.
Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes (Thorax-Sonographie)
Die Sonographie mit Ultraschallwellen ist eine beliebte Methode für eine schnelle und strahlungsfreie Untersuchung der Lunge. Bei der Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes stößt die Methode allerdings an ihre Grenzen, denn die Luft in der Lunge sorgt für eine Totalreflektion der Ultraschallwellen.
Dementsprechend verwandet man die Thorax-Sonographie außer für Herzuntersuchungen häufig nur für den Nachweis von Flüssigkeitsansammlungen im Spaltraum zwischen Rippen und Lunge (Pleura, Pleuraerguss). Diese sind mit einer Sonographie schon bei wesentlich geringeren Volumina nachweisbar als mit einer Röntgenuntersuchung.
In einigen Fällen begleitet eine Atelektase einen solchen Pleuraerguss, ein luftleerer Abschnitt in der Lunge infolge einer Kompression durch den Pleuraerguss (Kompressionsatelektase) oder durch Verstopfung von Bronchien (Obstruktionsatelektase) mit Schleim oder Tumorgewebe. Andere pathologische Luftansammlungen findet man in Form eines Pneumothorax zwischen Lunge und Rippen bei Brustkorbverletzungen und bei Lungenemphysemen.
Ebenso lassen sich mit einer Thoraxsonographie Lungenentzündungen (Pneumonien) nachweisen, bei denen es häufig zu Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge kommt, wie auch Entzündungen des Zwerchfells und Rippenfells (Zwerchfellentzündung – Diaphragmitis, Rippenfellentzündung – Pleuritis).
Müssen Flüssigkeitsansammlungen punktiert werden, ist die Sonographie die Methode der Wahl, um die Kanüle unter Beobachtung an der richtigen Stelle zu platzieren.
Röntgenuntersuchung (Röntgen-Thorax)
Röntgen-Thorax ist die Standarduntersuchung bei Lungenerkrankungen. Meistens setzt man dieses Verfahren zur Erstdiagnostik von Erkrankungen wie Lungenentzündungen, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Bronchialkarzinomen ein. Röntgenstrahlen sind wesentlich energiereicher als Ultraschallwellen und durchdringen den gesamten Brustkorb.
In der Regel macht man Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen, einmal von vorne und einmal von der Seite. Das Röntgen erfolgt meistens im Stehen, und das medizinische Personal gibt ihnen Bescheid, wenn Sie für die nur Sekundenbruchteile dauernde Aufnahme kurz die Luft anhalten müssen.
Computertomographie (Thorax-CT)
Bei der Computertomographie setzt ein Computer zahlreiche einzelne Röntgenaufnahmen zu einem dreidimensionalen Bild zusammen. Die hohe Auflösung dieser Bilder sorgt dafür, dass sich auch kleinere Veränderungen wie Metastasen, Lungenembolien und Fibrosen sicher diagnostizieren lassen.
Ein Thorax-CT findet in einer speziellen „Röhre“ statt und dauert je nach Fragestellung fünf Minuten bis zu einer halben Stunde.
Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, Thorax-MRT)
Die Magnetresonanztomographie liefert ebenfalls Schnittbilder, die verrechnet ein dreidimensionales Bild ergeben. Hier kommen allerdings keine Röntgenstrahlen zum Einsatz, sondern die sogenannte Magnetresonanz von Wasserstoffatomen.
Dazu richtet man die Eigendrehung aller Wasserstoffatome mittels eines extrem starken Magnetfeldes aus. Radiowellen bestimmter Frequenz verändern diesen Spin der Wasserstoffatome. Schaltet man die Radiowellen aus, kehren sie in die durch das Magnetfeld vorgegebene Ausrichtung zurück.
Dabei senden sie Signale aus, die man mittels empfindlicher Detektoren erfasst. Da der Körper überwiegend aus Wasser und damit aus Wasserstoffatomen besteht, lassen sich mit dieser Methode hochauflösende Aufnahmen machen. Vom apparativen Aufwand ist ein MRT wesentlich kostspieliger als ein CT.
Untersuchung der Lunge: Lungenfunktionstest – Kleine Lungenfunktion
Bei der kleinen Lungenfunktion (kleiner Lungenfunktionstest, Spirometrie) misst man das Lungenvolumen und das Atemvolumen. Auf diese Weise kann der Arzt feststellen, ob die Atemwege verengt sind (obstruktive Einschränkung der Lungenfunktion) oder ob sich die Lunge nicht mehr ausreichend ausdehnen kann (restriktive Einschränkung der Lungenfunktion).
Für die Messung bekommen Sie eine Klammer auf die Nase, sodass die Atmung nur noch über den Mund erfolgen kann. Dann müssen Sie in ein Mundstück nach Anweisung des Arztes oder einer Arzthelferin ein- und ausatmen. Das daran angeschlossene Meßgerät (Spirometer) mißt das Volumen der ein- und ausgeatmeten Luft und die Geschwindigkeit des Luftstromes.
Untersuchung der Lunge: Große Lungenfunktion
Die große Lungenfunktion (großer Lungenfunktionstest, Bodyplethysmographie, Ganzkörper-Plethysmographie) ist vom apparativen und zeitlichen Aufwand höher als die kleine Lungenfunktion.
Mit einem speziellen Gerät (Bodyplethysmographen) lassen sich nicht nur Atemvolumen und Lungenvolumen einschließlich der in der Lunge verbleibenden Luft (Residualvolumen) bestimmen, sondern zusätzlich der Atemwegswiderstand.
Für die große Lungenfunktion nehmen Sie in einer speziellen Druckkabine Platz. Durch den geschlossenen Raum lassen sich die Veränderungen des Luftdruckes in der Kabine erfassen und damit die Volumenänderungen in der Lunge zurückrechnen. Auch hier müssen Sie nach den Anweisungen des ärztlichen Personals ein- und ausatmen.
Untersuchung der Lunge: Spiroergometrie (Ergospirometrie)
Bei einer Spiroergometrie findet die Messung der Lungenfunktion unter körperlicher Belastung statt. Das geschieht durch Radfahren auf einem Fahrradergometer oder das Laufen auf einem Laufband.
Solche Messungen sind vor allem in der Sportmedizin interessant, wenn es darauf ankommen, die Leistungsfähigkeit eines Sportlers zu untersuchen. Die Methode eignet sich aber auch für die Beurteilung von Leistungseinschränkungen etwa bei Herzinsuffizienz, Herzklappenerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit (KHK).
Bei einer spiroergometrischen Messung bekommen Sie eine luftdicht schließende Atemmaske aufgesetzt und müssen auf Ergometer oder Laufband strampeln beziehungsweise laufen. Zudem mißt man gleichzeitig Puls, Blutdruck und Herztätigkeit mithilfe eines Elektrokardiographen (EKG).
Untersuchung der Lunge: Lungenspiegelung (Bronchoskopie)
Bei einer Lungenspiegelung führt der Arzt ein spezielles Endoskop, ein Bronchoskop über Mund, Rachen und Luftröhre bis in die Verzweigungen der Bronchien und Bronchiolen ein.
Je nach Fragestellung verwendet er dafür ein starres oder flexibles Bronchoskop. Eine Glasfaseroptik mit Beleuchtung erlaubt die Untersuchung der Luftwege und Lunge.
Über einen zusätzlichen Arbeitskanal des Bronchoskops lassen sich Arbeitsinstrumente einführen, mit deren Hilfe der Arzt Biopsiematerial entnehmen oder mit einem Laserskalpell kleinere Operationen vornehmen kann.
Untersuchung der Lunge: Blutgasanalyse (BGA)
Bei der Blutgasanalyse untersucht man die Verteilung der Blutgase Sauerstoff und Kohlendioxid in arteriellem Vollblut oder Kapillarblut. Dazu punktiert man die Arm- oder Beinarterie oder entnimmt etwas Blut aus dem Ohrläppchen oder der Fingerkuppe. Spezielle BGA-Geräte liefern binnen weniger Minuten Auskunft über pH-Wert, Sauerstoffsättigung, Sauerstoffpartialdruck und Kohlendioxid-Partialdruck sowie Puffersubstanzen.
pH-Wert. Der pH-Wert des Blutes sollte im Normbereich liegen. Höhere Werte bezeichnet man als Alkalose (Untersäuerung), niedrigere Werte als Azidose (Ansäuerung).
- Normbereich pH-Wert Blut: 7,36 – 7,42
Sauerstoffpartialdruck, pO2 und Kohlendioxid-Partialdruck pCO2. Der Partialdruck eines Gases gibt den Anteil dieses Gases am Gesamtdruck eines Gasgemisches an. Für die Lungenfunktion ist eine gleichzeitige Betrachtung des Kohlendioxid-Partialdruckes sinnvoll. Kohlendioxid bildet Kohlensäure und sorgt damit für eine Ansäuerung. Gleichzeitig ist Hydrogencarbonat eine der wichtigsten Puffersubstanzen des Blutes, die den pH-Wert in engen Grenzen hält.
- Normbereich pO2: 71 – 104 mmHg
- Normbereich pCO2: 32 – 43 mmHg
Basenüberschuss (Base Excess, BE). Mit Basen sind wieder Hydrogencarbonat-Ionen gemeint, die den pH-Wert des Blutes regulieren. Sie vermögen überschüssige Säure oder Base zu neutralisieren. Bei einem verminderten Gasaustausch durch reduzierte Atmung oder eingeschränkter Lungenfunktion kommt es zu einer Untersäuerung (Alkalose) des Blutes. Dagegen führt Sauerstoffmangel zur Übersäuerung (Azidose).
- Normbereich BE-Blutwert: -3 bis +3 mmol/l
Sauerstoffsättigung (sO2). Die Sättigung des Blutes hängt in erster Linie vom Sauerstoffpartialdruck ab. Der Normbereich wird für arterielles Blut angegeben, wohingegen die Sauerstoffsättigung im venösen Blut nur noch bei etwa 70 Prozent liegt. Am schnellsten und zudem unblutig erfolgt die Messung mithilfe eines Pulsoxymeters. Das kleine Gerät klemmt man ähnlich wie eine Klammer an eine Fingerkuppe. Nach wenigen Sekunden lassen sich Puls und Sauerstoffsättigung ablesen.
- Normbereich sO2: 94 – 98 %
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Gerd Herold: Innere Medizin. Köln: G. Herold Verlag (2019). ISBN-10: 3981466063
- Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart: Springer-Verlag (2012). ISBN-10: 3642331076.