Erhöhte Blutfettwerte bei Diabetes
Werte von LDL-Cholesterin, Triglyceride und Gesamtcholesterin im Blut bei Diabetes
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Die Blutfettwerte spielen nicht nur bei Diabetes, sondern bei vielen anderen Stoffwechselkrankheiten eine Rolle.
Hohe Blutfettwerte ergeben bei Diabetes ein wesentlich höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall und steigern das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung auf das Vierfache.
Eine Verbesserung der Blutfettwerte ist bei Diabetes durch Bewegung und Ernährungsumstellung möglich – wenn das rechtzeitig erfolgt. In späteren Phasen muss eine Therapie mit Medikamenten durchgeführt werden, um das hohe kardiovaskuläre Risiko zu senken.
Blutfettwerte bei Diabetes – Warum kontrollieren?
Das „tödliche Quartett“
Als Risikofaktoren gelten Blutfettwerte bei Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen.
Verbreitet ist das metabolische Syndrom, bei dem mehrere Krankheitsbilder zusammenkommen: Fettleibigkeit (Adipositas) und Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck (Hypertonie) und Blutzucker (Diabetes).
Man bezeichnet diese vier häufig als „tödliches Quartett“, denn sie führen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sind in der westlichen Welt die häufigste Todesursache.
Meist beginnt das tödliche Quartett mit Fettleibigkeit. Ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung sorgen dafür, dass die Fettreserven größer ausfallen als sie sollten. Dadurch ist der Blutzuckerwert ständig erhöht, worauf der Körper mit einer ständigen Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse reagiert. Das Insulin signalisiert den Körperzellen über spezielle Insulin-Rezeptoren an ihrer Oberfläche, dass sie Zucker aus dem Blut aufnehmen sollen. Normalerweise sinkt dadurch der Blutzuckerspiegel.
Dauerhaft erhöhte Insulinwerte führen jedoch dazu, dass sich die Körperzellen an das ständig hohe Signal gewöhnen. Sie werden resistent gegen Insulin – die Ursache für Diabetes Typ 2. Hauptakteure dabei sind vor allem die Fettzellen. Dementsprechend sind rund 80 Prozent aller neu diagnostizierten Diabetiker vom Typ 2 übergewichtig.
Diabetes und Adipositas führen zu einer Erhöhung der Blutfettwerte. Mittlerweile kennt man den dahinter steckenden Mechanismus. Die Leber produziert ein Transportprotein für Fette, den Lipolysis-stimulated lipoprotein receptor (LSR). Bei Diabetes und Adipositas fehlt LSR, was die Blutfettwerte steigen lässt.
Gleichzeitig sinkt die Ausscheidung von Wasser und Natrium, das Blutvolumen steigt und damit der Blutdruck. Hohe Blutdruckwerte führen zu Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und entzündlichen Veränderungen der Gefäßwände (Atherosklerose).
Dies gilt als Hauptverursacher von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von der koronaren Herzkrankheit über Herzinfarkt bis Schlaganfall.
Blutfettwerte bei Diabetes – Das Wichtigste auf einen Blick!
- Erhöhte Blutfettwerte sind bei Diabetes mit einem extrem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.
- Zudem führt vor allem Fettleibigkeit außer zu Diabetes auch zu Bluthochdruck. Diabetes, Hypertonie, Adipositas und hohe Blutfettwerte sind als metabolisches Syndrom oder „tödliches Quartett“ Ursache vieler Todesfälle.
- Die relevanten Blutfettwerte, die bei Diabetes kontrolliert werden sollten, sind Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Triglyceride.
- Bei frühzeitig erkannten hohen Blutfettwerten lässt sich mit regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernähung das Herz-Kreislauf-Risiko senken.
- In fortgeschrittenen Stadien kann man hohe Blutfettwerte bei Diabetes nur noch medikamentös behandeln. Statine führen jedoch bei vielen Patienten zu Nebenwirkungen.
Blutfettwerte: Welche spielen bei Diabetes eine Rolle?
Diabetiker sollten auf alle Blutfettwerte achten und diese regelmäßig von ihrem Arzt kontrollieren lassen. Dazu gehören das Cholesterin mit seinen Untergruppen und die Triglyceride. Wichtig sind dabei nicht die isolierten Werte, sondern das Gesamtbild, mit dem sich das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen abschätzen läßt.
Blutfettwerte bei Diabetes: Gesamtcholesterin
Alles Cholesterin aus der Nahrung zu streichen wäre Unsinn, denn der Körper produziert selbst täglich rund 1,2 Gramm dieser lebenswichtigen Substanz.
Cholesterin kommt nicht allein im Blut vor, sondern ist Bestandteil sämtlicher Zellmembranen und wichtig für die Produktion zahlreicher Stoffe, darunter der Geschlechtshormone. Trotzdem sollte der Blutwert nicht über dem Normwert liegen.
- Referenzbereich Gesamtcholesterin: ≤ 200 mg/dl (≤ 5,17 mmol/l)
- Zielbereich Gesamtcholesterin für Diabetiker: ≤ 200 mg/dl
Blutfettwerte bei Diabetes: LDL-Cholesterin
Das Low Density Lipoprotein LDL-Cholesterin gilt als das „böse“ Cholesterin. Daher sollten gerade Diabetiker davon noch weniger im Blut haben als Nichtdiabetiker. Dementsprechend liegt der Zielbereich niedriger als der normale Referenzbereich.
- Referenzbereich LDL-Cholesterin: ≤ 150 mg/dl (≤ 3,88 mmol/l)
- Zielbereich LDL-Cholesterin für Diabetiker: < 100 mg/dl
Blutfettwerte bei Diabetes: HDL-Cholesterin
Im Gegensatz zum LDL-Cholesterin gilt das High Density Lipoprotein HDL-Cholesterin als „gutes“ Cholesterin. Es schützt die Gefäße vor Gefäßverkalkung und Entzündungen (Arteriosklerose und Atherosklerose – antiatherogene Wirkung) und das Herz vor koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkten (kardioprotektive Wirkung).
Dementsprechend sollten bei einem Diabetiker die Blutwerte relativ hoch sein. Als letztlich entscheidend gilt das Verhältnis LDL/HDL, das als Arteriosklerose-Risiko-Index dient.
Liegt dieser Quotient unter zwei, hat der betroffene Patient nur ein niedriges kardiovaskuläres Risiko. Bei Quotienten über vier ist dieses Risiko hingegen hoch.
- Referenzbereich HDL-Cholesterin: bei Frauen 45 – 65 mg/dl (1,16-1,68 mmol/l), bei Männern 33-45 mg/dl (0,85-1,6 mmol/l)
- Zielbereich HDL-Cholesterin für Diabetiker: Frauen über 50 mg/dl, Männer über 40 mg/dl
Blutfettwerte bei Diabetes: Triglyceride
Triglyceride verwendet unser Körper als wichtigen Energiespeicher. Sie kommen über den Dünndarm aus der Nahrung und werden als Fettspeicher in den oftmals ungeliebten Fettpölsterchen auf Abruf abgelegt.
Ein krasses Mißverhältnis von tatsächlich vorhandenen zu notwendigen Fettreserven führt zur Fettleibigkeit (Adipositas). Meistens ist der Body Mass Index (BMI) für Adipositas ein hilfreicheres Kriterium als der Blutwert der Triglyceride.
- Referenzbereich Triglyceride: ≤ 160 mg/dl (≤ 1,8 mmol/l)
- Zielbereich Triglyceride für Diabetiker: < 150 mg/dl
Blutfettwerte bei Diabetes senken?
Was kann man tun, wenn die Blutfettwerte bei Diabetes erhöht sind?
Stellt man erhöhte Blutfettwerte bei Diabetes rechtzeitig fest, kann der Patient Schlimmeres durch eine Anpassung der Lebensweise verhindern.
Dazu gehören vor allem der Abbau von Übergewicht und eine gesunde Ernährung. Ein weiterer Risikofaktor, den man besser abschaffen sollte, ist das Rauchen. Vor allem regelmäßige Bewegung und leichter Sport helfen nicht nur beim Abbau von Übergewicht, sondern auch beim Senken des schädlichen LDL-Cholesterins, des Blutdruckes und der Blutzuckerwerte.
Reagiert man zu spät auf erhöhte Blutfettwerte bei Diabetes, bleibt oft nichts anderes übrig als Cholesterinsenker einzunehmen.
Medikamente, die LDL-Cholesterin zu senken helfen, erkennt man an der typischen Bezeichnung mit „-statin“ am Ende.
Diese sollen nicht nur die Blutfettwerte günstig beeinflussen, sondern auch eine direkte Wirkung auf Gefäßablagerungen haben. Allerdings führt ihre Einnahme bei vielen Patienten zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Dazu gehören vor allem Muskelschmerzen, steigende Leberwerte, Magen-Darm-Probleme und in einigen Fällen auch steigende Blutzuckerwerte.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Deutsche Diabetes-Hilfe (diabetesDE): Pressemitteilung zum „Tag des Cholesterins“ am 23.06.2019: Bei Diabetes auch regelmäßig Blutfettwerte kontrollieren lassen. Link>>.
- Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie: Diabetes-Deutschland – Insulinresistenz bei Typ 2 Diabetes. Link>>.
- Narvekar P, Berriel Diaz M, Krones-Herzig A, Hardeland U, Strzoda D, Stöhr S, Frohme M, Herzig S.: Liver-specific loss of lipolysis-stimulated lipoprotein receptor triggers systemic hyperlipidemia in mice. Diabetes. 2009 May;58(5):1040-9. doi: 10.2337/db08-1184. Epub 2009 Feb 2. PDF>>.