Herzrasen in der Schwangerschaft – Was du bei Tachykardien tun kannst:
Auch wenn Sie eigentlich kerngesund sind, kann während einer Schwangerschaft Herzrasen auftreten. Solche Tachykardien werden in der Schwangerschaft mit dem Herannahen des Geburtstermins sehr schnell lästig und unangenehm.
Wirklich gefährlich ist dieses Phänomen in der Regel aber nicht. Sie brauchen sich daher keine Sorgen zu machen, sollten aber zusätzlich auftretende Symptome im Auge behalten und das gegebenenfalls mit Ihrem Frauenarzt abklären.
Herzrasen und Tachykardien in der Schwangerschaft: Es gibt viel zu tun
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Herzrasen kann in der Schwangerschaft dadurch zustande kommen, dass sich das Blutvolumen um etwa die Hälfte erhöht. Denn auch der wachsende Embryo muss über die Plazenta mit mütterlichem Blut versorgt werden.
Für das mütterliche Herz bedeutet das ein Mehr an Arbeit: Das Herz muss schneller und kräftiger, man könnte auch sagen: für zwei schlagen. Daher ist es völlig normal, wenn der Puls sich um 10 bis 20 Schläge pro Minute erhöht und gegen Ende der Schwangerschaft verstärktes Herzrasen auftritt.
Zusätzlicher Stress kann das Herzrasen weiter verstärken. In der Regel ist ein solches Herzrasen mit Tachykardien in der Schwangerschaft völlig harmlos und klingt bald wieder ab.
Herzrasen in der Schwangerschaft: Die lieben Hormone
Frauen sind ohnehin mehr von ihren Hormonen geplagt als Männer. Na ja, sagen wir lieber von ihren Hormonschwankungen. Kaum ist die Pubertät vorbei, fahren die Hormone allmonatlich ein paar Tage Schlitten und in den Wechseljahren verschärfen sich die zugehörigen Symptome.
Auch bei diesen hormonellen Schwankungen treten immer wieder gehäuft Hitzewallungen, Herzrasen und Tachykardien auf, so wie in der Schwangerschaft auch. Vor allem Geschlechtshormone und Schilddrüsenhormone bringen das vegetative Nervensystem und damit auch die Herztätigkeit ab und zu ins Schleudern.
Die hormonelle Achterbahnfahrt führt auch zu sogenannten Schwangerschaftsvergiftungen (Gestosen) wie Hyperemesis, Präeklampsie und Eklampsie. In harmloseren Fällen können die Hormonschwankungen auch zu zeitweisen Entgleisungen des Blutzuckerspiegels führen. Auch das sind mögliche Ursachen für das Herzrasen und die Tachykardien in der Schwangerschaft.
Herzrasen und Tachykardien in der Schwangerschaft: Hol den Blutdruck aus dem Keller!
Durch die Hormonumstellungen während der Schwangerschaft erweitern sich die Blutgefäße, so dass das Blut schneller in den Beinen versackt. Wenn man aufsteht, sinkt der Blutdruck mitunter rapide ab. Vor allem beim morgendlichen Aufstehen führt das zu Problemen mit Schwindel, Ohrensausen und Herzrasen. Solche Tachykardien sind normal, wenn das Herz den Blutdruck erst wieder auf normales Niveau bringen muss. Dann sollten Sie erst eine Weile auf der Bettkante sitzenbleiben, bis der Kreislauf langsam in Gang kommt.
Ansonsten ist der Blutdruck in der Schwangerschaft üblicherweise eher höher als normal (hypertensive Schwangerschaftserkrankung). Dann empfiehlt sich die Vermeidung von Stress und regelmäßige ärztliche Kontrolle.
Herzrasen in der Schwangerschaft: Runter von meiner Vene!
Nachts verschlimmert sich das Herzrasen. Die Tachykardien treten dann in der Schwangerschaft sogar unter Ruhe auf, obwohl man sich überhaupt nicht anstrengt. Vorzugsweise ist das der Fall, wenn man auf dem Rücken liegt.
Das liegt daran, dass das wachsende Baby mitsamt der ebenfalls zusehends größer werdenden Gebärmutter auf die Große Hohlvene (Vena cava inferior) im Bauchraum drückt. Diese Hohlvene sammelt das Blut aus dem Körperkreislauf und bringt es zurück zum Herzen. Im Gegensatz zu Arterien wie der Hauptschlagader ist die Gefäßwand nicht besonders dick oder muskulös.
Wenn da ein paar zusätzliche Kilo draufdrücken, verengt sich das Gefäß sehr schnell. Dann muss das Herz stärker arbeiten, um das Blut aus dem Körper ansaugen zu können.
Herzrasen und Tachykardien treten in der Schwangerschaft vor allem im letzten Trimenon auf, wenn das Kind bereits ordentlich an Gewicht zugenommen hat. Man bezeichnet das auch V. cava-Kompressionssyndrom. Da das Gehirn als Erstes von dem damit verbundenen Sauerstoffmangel betroffen wird, können sehr schnell Atemnot, Schwindel und Übelkeit hinzukomme.
Der Sauerstoffmangel betrifft auch sehr schnell das Kind, das vom mütterlichen Kreislauf und seiner Sauerstoffversorgung abhängig ist. Wenn es Ihnen schon nicht gut geht, müssen Sie davon ausgehen, dass es Ihrem Baby nicht wesentlich anders ergeht. Daher sollten Sie gerade nachts die Rückenlage vermeiden, bei der Babys Druck auf Mamas Leitungen am stärksten ist. Wenn Sie sich stattdessen auf die Seite legen, entlastet das die Hohlvene, weil sich dann der Druck von Kind und Gebärmutter auf Ihrer Seite verteilt statt auf die große Vene dicht vor der Wirbelsäule.
Wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente bei Herzrasen in der Schwangerschaft wirken
Jede Schwangerschaft bedeutet auch einen erhöhten Bedarf an vielen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Denn nicht nur die Mutter braucht die jetzt, sondern auch das wachsende Kind in immer größeren Mengen.
Der Mangel an einigen dieser Substanzen kann ebenfalls zu Herzrasen und Tachykardien in der Schwangerschaft führen. Dazu gehören beispielsweise der schnell auftretende Eisenmangel, auch infolge der bereits angesprochenen vermehrten Blutbildung, oder Mangel an Vitamin D und B12.
Wann sollte ich bei Herzrasen in der Schwangerschaft zum Arzt gehen?
Wenn Herzrasen und Tachykardien in der Schwangerschaft vermehrt auftreten und ausgesprochen unangenehm zu werden beginnn, sollten Sie Ihren Frauenarzt um Rat fragen. Ein Stolpern kann auch auf Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) zurückzuführen sein und muss gegebenenfalls mit Medikamenten behandelt werden.
Ein Engefühl in der Brust, Kurzatmigkeit und Schwindel können durchaus auch Anzeichen einer Herzerkrankung sein. Denn eine Schwangerschaft schützt nicht vor Herzerkrankungen, kann aber dazu führen, dass man diese leichtfertig überspielt und als normale Folgeerscheinung des Babys im Bauch ansieht.
Literatur
- Gerhard Grospietsch: Erkrankungen in der Schwangerschaft: Ein Leitfaden mit Therapieempfehlungen für Klinik und Praxis. 4. Auflage. Stuttgart 2004: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. ISBN-10: 3804720331.
- Michael Bolz (Hrsg.), Volker Briese (Hrsg.), Torolf Reimer: Krankheiten in der Schwangerschaft: Handbuch der Diagnosen von A-Z. 2. Auflage. Berlin 2019: De Gruyter-Verlag. ISBN-10: 311055447X.
- Werner Rath, Klaus Friese: Erkrankungen in der Schwangerschaft. Stuttgart 2009: Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131467118.