Vollnarkose: Was passiert nach einer Narkose »

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Aufwachen und Verhalten

Eine Vollnarkose ist für viele Betroffene eine beängstigende Vorstellung. Kein Wunder, immerhin verbreiten sich gerade über das Internet immer wieder Geschichten, die einen erschaudern lassen:

„Während der Operation aus der Narkose erwacht!“ oder noch schlimmer: „Gar nicht mehr aus der Narkose erwacht!“. Auch das Gefühl des Ausgeliefert-seins und die Gedanken darüber, wer einen alles so tiefschlafend und hilflos sieht – Das wirkt auf viele Betroffene verunsichernd. Aber gerade dabei sollten Sie sich sicher in die Hände der Mediziner begeben um ruhig zu bleiben und Sicherheit zu erlangen klären wir Sie in diesem Artikel darüber auf was Sie nach einer Vollnarkose erwartet.

Während und Nach der Narkose
Wie wacht man aus der Vollnarkose auf? Copyright: famveldman bigstockphoto

Vollnarkosen sind sicher!

Tatsächlich waren Vollnarkosen noch nie so sicher, wie heutzutage. Betrachtet man die Anzahl an Vollnarkosen, die im bundesweiten Krankenhausalltag tagtäglich notwendig sind, um Leben zu retten, mehr Lebensqualität zu schaffen, oder Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, wird schnell klar, dass es tatsächlich sehr selten zu Zwischenfällen kommt. Zu den Risiken im Krankenhaus während einer Narkose können Sie diesen Artikel lesen.

Was passiert während der Narkose?

Wie lange dauert es, bis man sein Bewusstsein und die Kontrolle über sich und den eigenen Körper wiedererlangt hat?

Faktenblock:

  • Der Einschlafzeitraum für eine Vollnarkose beträgt 30 Sekunden bis eine Minute
  • Während der Vollnarkose werden Betroffene engmaschig kontrolliert
  • Das Ende der Narkose beginnt mit der sogenannten Ausleitungsphase, bei der zuerst weniger dann gar keine Narkosemittel mehr verabreicht werden
  • Erst wenn die eigene Atmung wieder funktioniert und der Kreislauf stabil genug ist, kommen Betroffene in den Aufwachraum, wo sie ebenfalls engmaschig kontrolliert sind
  • Das vollständige Erwachen aus der Narkose dauert meist ungefähr eine Stunde

Wie wirken Narkosemittel?

Direkt vor einem operativen Eingriff wird der Betroffene vorbereitet. Sehr ängstliche oder aufgeregte Patienten können vorab eine Beruhigungstablette erhalten.

Zur Vorbereitung wird der Betroffene im Bett in den Operationssaal gerollt. Das Bewusstsein ist noch vorhanden.

Damit die Körperfunktionen des Betroffenen zu jeder Zeit überwacht werden können, werden viele unterschiedliche Geräte angeschlossen. Sie dienen vor allem der Überwachung von Körpertemperatur, Blutdruck, Herzrhythmus, Sauerstoffsättigung im Blut und der Konzentration von Sauerstoff und Kohlendioxid beim Ausatmen des Betroffenen.

Kleinste Veränderungen in diesen Werten weisen auf eine drohende Komplikation hin. Die gute Überwachung ermöglicht es dem medizinischen Personal, bei Schwankungen sehr schnell zu reagieren, sodass es meist gar nicht erst zu einer ernsteren Komplikation während des operativen Eingriffs kommt.

Vollnarkose im Krankenhaus
Vollnarkose: Gefahren, Risiko und Symptome bei Narkose

 

Während der Narkose aufwachen?

Das geht eigentlich nicht, da der Narkosearzt, ein Facharzt für Anästhesie, zu jedem Zeitpunkt die Tiefe des Narkoseschlafs überwacht, um ein vorzeitiges Aufwachen zu verhindern.

Wie schnell wirkt eine Vollnarkose?

Dank einer Mischung aus drei unterschiedlichen Medikamenten ist der künstliche Schlaf des Betroffenen überhaupt möglich. Diese Medikamente werden vom Anästhesisten nacheinander über einen Venenzugang gespritzt.

Innerhalb einer Minute wirkt die Vollnarkose ist der Betroffene auch schon eingeschlafen, die Narkose wirkt. Bis der Betroffene schläft, empfindet er den Einschlafvorgang meist als angenehm.

Hat man Schmerzen während der Narkose?

Die verabreichten Narkosemedikamente wirken in dem Teil des menschlichen Gehirns, das für die Reizverarbeitung zuständig ist. So übertragen die Nerven im Körper zwar Reize an das Gehirn, dieses verarbeitet die Informationen aber nicht mehr weiter. Daher wird mit einer Vollnarkose zeitgleich das Schmerzempfinden des Betroffenen ausgeschaltet, was eine Operation erst ermöglicht.

Eine Narkose schaltet das Gehirn also nicht aus, sondern lässt vielmehr buchstäblich Informationen versickern.

Auch kommen unter der Operation hochwirksame Schmerzmittel zum Einsatz. Sie erleichtern dem Operateur die Arbeit, da sich alle Muskeln im Körper entspannen. Dies gilt auch für die Atemmuskulatur, weshalb man während einer Narkose künstlich beatmet wird. Hierzu wird ein bewegliches, weiches Rohr, der sogenannte Tubus, in die Luftröhre eingeführt. Dies bekommt der Betroffene aber gar nicht mit, da er zu diesem Zeitpunkt bereits schläft.

Nach der Narkose:

Während der gesamten Vollnarkose wird der Betroffene und seine Körperfunktionen überwacht. Der Narkosearzt kann zu jeder Zeit sagen, wie tief die Narkose ist und bei Bedarf mehr Narkosemittel verabreichen, um den tiefen Schlaf nicht zu unterbrechen.

Am Ende der Vollnarkose, nach Abschluss des operativen Eingriffs, wird die Zufuhr des Narkosemittel in kleinen Schritten verringert bis sie vollständig ausgesetzt werden.

Mediziner nennen diese Phase der Vollnarkose „Ausleitung“. Die Wirkung der verabreichten Medikamente klingt dann meist nach fünf bis zehn Minuten ab. Zeigt der Betroffene wieder Atemreflexe sowie Schutzreflexe durch kleine Bewegungen, wird der Atemschlauch (Tubus) entfernt. Bei Bewusstsein ist man dann jedoch noch nicht, sodass man keine Angst haben muss, diesen Vorgang mitzubekommen oder sich später daran zu erinnern.

Aufwachen

Nun folgt das Aufwachen des Patienten, der bisher riskanteste Teil der Narkose. Der Betroffene kommt in den Aufwachraum, indem sich Anästhesisten und Fachpflegepersonal um ihn kümmern und das Aufwachen genau überwachen.

Bereits in der Aufwachphase werden Schmerzmittel zugeführt und alle Organ- und Körperfunktionen wie Blutdruck, Herzrhythmus sowie Kreislauf und Atmung überwacht. Diese Überwachung im Aufwachraum ist für den Betroffenen lebensnotwendig, denn: Viele Menschen, die auf Grund einer Vollnarkose versterben, haben eine schlechte Nachsorge erfahren. Dies geschieht jedoch sehr selten.

Ebenso selten ist ein sogenanntes postoperatives Delir, bei dem der Patient bis zu mehreren Tagen verwirrt und nicht orientiert ist. Gerade Menschen, die regelmäßig Schlafmittel einnehmen oder einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus haben sind davon betroffen.

Auch Personen, die älter als 65 Jahre alt sind, erleiden häufiger ein postoperatives Delir als jüngere Betroffene. Das postoperative Delir verschwindet in den aller meisten Fällen nach zwei bis sechs Tagen von allein.

Wie lange dauert es  bis man aus der Narkose erwacht ist?

In den meisten Fällen ist man innerhalb einer Stunde nach Ausleitung der Narkose wieder vollständig erwacht und orientiert. Selbst Essen und Trinken ist häufig dann schon möglich. Dies ist jedoch abhängig vom Eingriff, der Eingriffsdauer und anderen Faktoren, die nicht zwingend narkose- sondern krankheitsbedingt sind.

Nach dem vollständigen Erwachen werden Betroffene abhängig vom Eingriff bereits in Begleitung nach Hause entlassen, kommen auf ihr Krankenhauszimmer oder bei großen, schweren Eingriffen wie Herzoperationen auf die Intensivstation.

Werden Betroffene nach einem Eingriff unter Vollnarkose nach Hause entlassen, muss gewährleistet sein, dass sie 24 Stunden nach dem Eingriff durch eine weitere Person beaufsichtigt sind, die im Zweifelsfall einen Rettungsdienst herbeirufen kann. Mögliche Komplikationen können Nachblutungen, Übelkeit oder andere Nebenwirkungen des Eingriffs oder der Vollnarkose sein.

Ein Fazit

Eine Vollnarkose ist und bleibt eine belastende medizinische Intervention für Betroffene eines operativen Eingriffs. Vielleicht beruhigt es ja zu wissen, dass man von den meisten Abläufen nichts bewusst wahrnimmt. Das Vertrauen in das medizinische Personal und die behandelnden Ärzte kann gut investiert sein und wirkt beruhigend.

Bei Unsicherheiten ist es wichtig, Bedenken und Ängste mit dem Arzt zu besprechen. Meist hilft es, wenn man ganz genau weiß, was mit dem eigenen Körper passiert. Gute Ärzte können diese Abläufe routiniert erklären, was zusätzliche Sicherheit verschaffen kann.