Veränderte Blutwerte bei Stress

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Welche Blutwerte sind bei Stress niedrig oder erhöht?

Körperlicher oder emotionaler Stress führt in Ihrem Organismus zu biochemischen Reaktionen. Hauptsächlich kommt es zur vermehrten Ausschüttung des körpereigenen Hormons Kortisol.

Dieses beeinflusst mehrere Stoffwechselvorgänge. Der Blutwert erhöht sich bei Stress aufgrund einer stärkeren Produktionsleistung der Nebennieren.

Gleichseitig sinkt bei einer andauernden Stressreaktion die Anzahl der Leukozyten. Dadurch leiden Betroffene an einer geschwächten Immunabwehr.

Blutwerte bei Stress
Stress verändert das Immunsystem, die lEukozyten zeigen sich in den veränderten Blutwerten – Copyright: Rawpixel.com bigstockphoto

Warum entstehen erhöhte Blutwerte bei Stress?

Ein Synonym für das Kortisol heißt Hydrocortison, ein bei Stress erhöhter Blutwert. Es entsteht in der Nebennierenrinde und gehört zu den lebenswichtigen Hormonen im menschlichen Körper. Zu den Glukokortikoiden gehörend, erfolgt sein Nachweis im:
Blutserum,
• dem Speichel
• oder dem Harn.

Der Blutwert unterliegt tageszeitlichen Schwankungen. Zwischen sechs und acht Uhr am Morgen erreicht es seinen Höchststand. Der Minimalwert entsteht um Mitternacht. Durch starke Anspannung oder eine körperliche Belastung steigt das Kortisol über die Normgrenze.

Es beeinflusst den Blutzucker und verzögert die Wasserausscheidung des Körpers. Zusätzlich reguliert es den Fettstoffwechsel und nimmt eine entzündungshemmende Wirkung ein.

Zwischen sieben und neun Uhr morgens beträgt die normale KonzentHration des Blutwerts im Serum 45 bis 225 Mikrogramm pro Liter. Nachmittags, zwischen 15.00 und 17.00 Uhr, senkt es sich auf 30 bis 165 Mikrogramm in einem Liter ab.

Im Speichel erreicht das Hormon morgens eine Menge von 0,15 bis ein Mikrogramm je Deziliter, abends 0,07 bis 0,22 Mikrogramm pro Deziliter.

Leiden Sie unter starkem Stress, stimuliert dieser die Hirnanhangsdrüse, Hypophyse genannt. Sie schüttet das Hormon ACTH aus. In der Fachsprache heißt es adrenocorticotropes Hormon. Seine Aufgabe besteht in der Regulation der Kortisolausschüttung der Nebennierenrinde. Sobald sich dieser Blutwert bei Stress erhöht, steigt gleichzeitig das Hydrocortison.

Eine Folgeerkrankung der übermäßigen Kortisolproduktion stellt das Cushing-Syndrom dar. Zu den charakteristischen Anzeichen gehört eine Fettumverteilung im Körper. Betroffene weisen eine typische Optik auf:

  • einen massigen Bauch,
  • Stiernacken
  • sowie ein volles, oft gerötetes Gesicht.

Gibt es niedrige Blutwerte bei Stress?

Stressreaktionen nehmen auf Ihr Immunsystem Einfluss. Leiden Sie unter geistiger oder körperlicher Überlastung, nimmt die Zahl der körpereigenen Abwehrzellen ab.

Die Leukozyten dienen in Ihrem Organismus als Antikörper, um ihn beispielsweise vor viralen oder bakteriellen Erregern zu schützen. Durch die niedrigen Blutwerte bei Stress erhöht sich die Anfälligkeit gegenüber Infektionen.

Vorrangig sinkt die Konzentration der natürlichen Killerzellen und der Monozyten, beide bilden Untergruppen der weißen Blutkörperchen. Sie dienen einer Immunantwort, sofern Erreger in den Organismus gelangen.

Befinden sich weniger als 1.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut in Ihrem Körper, besteht kein adäquater Immunschutz. Bleibt der Stress dauerhaft Bestandteil Ihres Alltags, sinken die Blutwerte weiterhin ab.

Gleichzeitig führt Stress zu einer Verschiebung der Leukozytenproduktion, vorrangig NK-Zellen und T-Zellen betreffend. Im Knochenmark entsteht eine Vielzahl unreifer Zellen, während die Konzentration weißer Blutzellen im Blutserum sinkt [Quelle: Maydych, V., et al.: Impact of chronic and acute academic stress on lymphocyte subsets and monocyte function (November 2019); URL: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0188108 (letzter Zugriff: 09.02.2019)].

Als Grund für das Phänomen vermutet das Forscherteam rund um Viktoriya Maydych den natürlichen Kampf- und Fluchtinstinkt des Menschen.

Die Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund glauben, die reifen Leukozyten wandern ins Körpergewebe. Dadurch bereitet sich ein Organismus, konfrontiert mit einer Stressreaktion, auf immunologische Belastungen vor.

Diese niedrigen Blutwerte bei Stress betreffen Personen bei akutem Stress. Bleibt dieser über Tage oder Wochen bestehen, verändern sich die Leukozytenwerte bei einer erneuten Belastung kaum. Als Grund vermuten die Forscher eine Überlastung der Immunabwehr, sodass diese nicht auf vorübergehende Stressbelastungen reagieren kann.

Tipp: Schützen Sie Ihr Immunsystem bei Stress

Entstehen niedrige oder erhöhte Blutwerte bei Stress, spüren Betroffene körperliche Reaktionen wie Unruhe, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwäche. Um Ihr Immunsystem zu entlasten, können Sie Stress mit einfachen Methoden reduzieren.

Beispielsweise nutzen Sie autogenes Training oder eine Gedankenreise, um sich in belastenden Situationen zu entspannen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung stärkt die körpereigene Immunabwehr und „rüstet“ sie vor Stressreaktionen.

Quellen:

http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0188108
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22126-2019-11-24.html