Bauchaortenaneurysma Symptome und Therapie

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Bauchaortenaneurysma

Es bleibt meist lange symptomlos, wird in der Regel zufällig entdeckt und kann sich zu einer tödlichen Gefahr entwickeln: das Bauchaortenaneurysma. Die Erweiterung der Hauptschlagader ist gar nicht so selten und sollte frühzeitig behandelt werden, um das Auftreten einer Ruptur zu verhindern. Für Risikopatienten gilt daher: Angebote zum Screening wahrnehmen! Das Bauchaortenaneurysma wird auch als abdominelles Aortenaneurysma bezeichnet. Definiert ist dies als eine Erweiterung der Aorta unterhalb der Abgänge der Nierenarterien auf einen Durchmesser von mehr als 3 Zentimetern. Etwa drei Viertel aller Aneurysmen sind in der Bauchaorta. Je nach Form des Aneurysmas kann man unterscheiden zwischen einem spindelförmigen oder sackförmigen Aneurysma, wobei bei der sackförmigen Variante eine höhere Gefahr der Ruptur besteht.

Aneurysma
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Bauchaortenaneurysma meist ohne Symptome

Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt mit zunehmendem Alter. Bei Menschen über 65 Jahre ist fast jeder Zehnte betroffen. Außerdem lässt sich eine familiäre Häufung beobachten.

Symptome bei Patienten mit Bauchaortenaneurysma: meistens gar keine!

Ein Bauchaortenaneurysma wird meistens zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt und macht in der Regel keine Beschwerden. Manchmal kann man ein Pulsieren im Bauch merken, gelegentlich auch Bauch- oder Flankenschmerzen.

Die größte Gefahr besteht darin, dass das Aneurysma rupturieren kann. Je größer der Durchmesser des Aneurysmas ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Ruptur. Diese äußert sich durch plötzlichen, massiven Vernichtungsschmerz im Bauch oder im Rücken, oft auch begleitend Übelkeit oder Erbrechen. In diesem Fall kann nur eine sofortige Operation helfen, trotzdem sterben bis zu 85 Prozent der Patienten nach einer Aortenruptur. Es kommt zu einer tödlichen inneren Blutung, die sich zunächst durch eine Schocksymptomatik mit Tachykardie, Hypotonie und Bewusstseinsverlust äußert und ohne sofortige Operation zum Tod führt. Es ist daher wichtig, bereits frühzeitig eine Behandlung einzuleiten.

Aber Achtung: Differenzialdiagnostisch sollte bei einem Vernichtungsschmerz in Bauch oder Rücken immer auch an eine Aortendissektion gedacht werden. Dabei kommt es durch einen Riss im Endothel zu einer Einblutung in die Gefäßwand, die ebenfalls zu einer Minderdurchblutung von Organen oder zu einer Blutung in die Brust- oder Bauchhöhle führen kann.

„Das Fatale an dem potentiell tödlichen Bauchaortenaneurysma: In neun von zehn Fällen verursacht es keine Beschwerden. So wissen die meisten gar nicht, dass Sie betroffen sind. In England heißt die Krankheit daher offiziell „the silent killer“, also „der stille Mörder“.“
Quelle: www.focus.de/gesundheit/ratgeber/herz/der-stille-moerder-500-000-deutsche-leiden-an-einer-toedlichen-krankheit-kaum-einer-weiss-es_id_6644619.html

 

Ursache der Bauchaortenaneurysma Erkrankung: verkalkte Gefäße

Die häufigste Ursache eines Aneurysma an der Bauchschlagader ist die Arteriosklerose und degenerative Veränderungen der Gefäßwand. Die Wand leiert zunehmend aus, wird immer dünner und schwächer. Die wichtigsten Risikofaktoren sind Nikotinkonsum und eine arterielle Hypertonie. Selten kann ein Aneurysma auch durch angeborene Bindegewebs-Erkrankungen wie das Marfan-Syndrom, das Ehlers-Danlos-Syndrom oder Vaskulitiden verursacht werden.

 

Bauchaortenaneurysma Diagnostik: Bildgebung und vor allem regelmäßige Nachkontrollen

Die wichtigste Diagnostik, die bei Risikopatienten auch als Screening-Methode eingesetzt wird, ist die Ultraschall-Untersuchung. Dadurch lässt sich die Lage und Größe des Aneurysmas bestimmen. Mittels Farbdoppler können auch die Flussverhältnisse sichtbar gemacht werden. Im MRT oder beim MRA (Angio-MRT) können mithilfe von Kontrastmittel noch einmal besonders gute Darstellungen des Aneurysmas erfolgen, bei denen man Größe, Ausdehnung, Form und auch die Lage zu den Nachbarorganen gut beurteilen kann. Wenn ein Bauchaortenaneurysma nachgewiesen wurde, sollten regelmäßige Verlaufskontrollen erfolgen, um eine Größenzunahme beurteilen zu können.

 

 

Bauchaortenaneurysma Therapie durch Behandlung der Risikofaktoren und Operation

Zur Behandlung eines Aneurysmas ist es zunächst einmal wichtig, die Risikofaktoren auszuschalten. Dazu gehören ein Beenden des Nikotinkonsums und die adäquate medikamentöse Behandlung der arteriellen Hypertonie. Wichtig ist zudem, dass ein einmal festgestelltes Bauchaortenaneurysma regelmäßig kontrolliert wird. Ist das Aneurysma mehr als 5,5 Zentimeter groß oder wächst mehr als 0,5 Zentimeter innerhalb von sechs Monaten, sollte eine Operation erfolgen. Auch wenn das Risiko einer Ruptur erhöht ist, zum Beispiel wegen einer schwer einstellbaren Hypertonie oder einer asymmetrischen Form des Aneurysmas, ist das eine Indikation zur operativen Versorgung.

Bei einer Operation gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen: offen oder endoluminal. Bei der offenen Variante wird durch eine mediane Laparotomie der Bauch eröffnet und das Aneurysma dargestellt. Das Gefäß wird anschließend an beiden Seiten abgeklemmt und eine Prothese eingesetzt, die an beiden Seiten wieder mit der Aorta verbunden wird. Wenn sich das Aneurysma bis in die Becken- oder Beingefäße ausgedehnt hat, wird eine Y-Prothese verwendet. Die Komplikationen, die bei der Operation auftreten können, sind eine mangelnde Durchblutung der Organe oder des Rückenmarks mit entsprechenden Schäden. Auch die Nerven entlang der Aorta können verletzt werden und bei Männern zu Störungen der genitalen Funktionen führen. Nach der Operation kann es passieren, dass die Prothese verrutscht oder dass sich durch das eingelegte Fremdmaterial Thrombosen oder Embolien bilden.

Insbesondere bei älteren Patienten mit einem hohen Operationsrisiko bietet sich eine endoluminale Intervention an. Dabei wird durch die Beingefäße eine Prothese bis zum Bauchaortenaneurysma vorgebacht. Voraussetzungen für diese Variante sind jedoch, dass das Aneurysma weit genug von den Nierenarterien entfernt liegt und nicht bis in die Beckengefäße reicht.

 

Andere Formen von Aneurysmen der Aorta

Die Aorta kann nicht nur im Bereich des Bauchs Aneurysmen ausbilden, sondern auch in der thorakalen Aorta. Dies ist jedoch sehr viel seltener als ein Bauchaortenaneurysma. Die typischen Risikofaktoren sind dieselben. Und auch hier treten meistens keine Symptome auf. Manchmal liegt bei einer Beteiligung der Aorta ascendens eine Aortenklappeninsuffizienz vor, die bei der Auskultation im Rahmen der körperlichen Untersuchung oder in der Echokardiographie erkannt wird.

Tipps: Ein Aneurysma kommt selten allein

Patienten mit einem Bauchaortenaneurysma haben meistens noch andere Erkrankungen, die durch eine Arteriosklerose bedingt werden. So liegen häufig auch eine koronare Herzerkrankung oder Stenosen der Halsgefäße vor. Die häufigste Todesursache ist daher auch nicht die Ruptur des Aneurysmas, sondern andere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

weiterlesen: Aneurysma: Formen, Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

 

Quelle: Gerd Herold, Innere Medizin 2019

Weiterführende Links:
http://www.gefaesschirurgie.de/fileadmin/websites/dgg/download/LL_Aneurysmen_Bauch_Becken_2011.pdf