Nebennierenschwäche: Symptome, Ursachen, Behandlung

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Nebennierenschwäche

Ständig müde, schlapp und abgeschlagen. Kommt Ihnen bekannt vor? Sind Sie außerdem depressiv und leiden an Allergien und lang anhaltenden Infekten, könnte eine Nebennierenschwäche (NNS, Hypoadrenie, Adrenal Fatigue) dahinter stecken. Im Extremfall führt diese zum sogenannten Burn-out-Syndrom. Oft als Modekrankheit abgetan, sind die Auswirkungen dieser Erkrankung für einen Patienten gravierend. Die Heilungschancen sind gut, aber die Genesung erfordert Zeit und Geduld.

Nebennierenschwäche Symptome,
Nieren, Anatomie – Copyright: Sciencepics bigstockphoto.com

  

 

Die Nebennieren als Hormonproduzenten

Die Nebennieren (Glandulae suprarenales) sind zwei traubengroße, ausgesprochen wichtige endokrine Organe, die kappenartig auf den oberen Polen der beiden Nieren sitzen. Endokrin bedeutet, dass sie Hormone produzieren. Histologisch kann man eine Nebennierenrinde vom Nebennierenmark unterscheiden. In der Rindenzone werden die Kortikoide (von cortex, Rinde) gebildet, Steroidhormone wie Cortisol und Aldosteron. Das Mark gehört zum sympathischen Nervensystem und ist für die Synthese von Katecholaminen zuständig, vor allem den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin.

 

Ursachen der Nebennierenschwäche

Stress ist seit jeher ein wichtiger Überlebensfaktor. Wurde der Urmensch von einem Raubtier verfolgt, sorgten Stresshormone für schnellstmögliche Aktivierung aller körperlichen Ressourcen. Sobald die Alarmglocken schrillen und der Körper auf Kampf oder Flucht programmiert wird, haben die Stresshormone allerhöchste Priorität vor allen anderen hormonellen Einflüssen.

Heute sind allzu oft Kollegen ein gleichwertiger Ersatz für Hyänenrudel, und an die Stelle der Jagd ist der Einkaufsstress getreten. Aus dem normalen nur zeitweise auftretenden Akutstress ist Dauerstress geworden. Dadurch bleiben die Nebennieren in ständiger Alarmbereitschaft und vollbringen Höchstleistungen. Mit der Zeit rächt sich das in Form eines Erschöpfungszustandes, der besagten Nebennierenschwäche.

Neben den Stresshormonen des Nebennierenmarks sind auch die Kortikoide der Nebennierenrinde an einer Nebennierenschwäche beteiligt. Aldosteron reguliert den Blutdruck über den Natriumhaushalt. Versagt dieses System, sinkt der Blutdruck und man wird müde. Cortisol spielt eine wichtige Rolle im Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel, reguliert den Mineralstoffhaushalt und wirkt immunsupprimierend und entzündungshemmend. Als Stresshormon wirkt es langsamer als die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin. Zu wenig Cortisol führt zu einer Verminderung des Blutzuckers (Hypoglykämie). Daraus resultieren Müdigkeit, Schwäche und Appetitlosigkeit.

Das große Problem bei einer Nebennierenschwäche: Wegen der zentralen Bedeutung der Nebennierenhormone werden alle anderen Körperfunktionen von solchen Erscheinungen nachhaltig mitbeeinflusst.

 

Symptome einer Nebennierenschwäche

Problematisch bei einer Nebennierenschwäche sind die langsame Krankheitsentwicklung und die teils unspezifischen Symptome, die eine Diagnose erschweren. Treten mehrere davon zusammen auf, ist das oftmals ein deutlicher Hinweis auf eine solche Erkrankung.

Eines ist allen Symptomen gemeinsam: Sie sind typische Anzeichen von Stress. Dieser kann körperliche oder seelische Ursachen haben oder auf Krankheiten zurückzuführen sein.
Neben der vergleichsweise milden Verlaufsform der Nebennierenschwäche gibt es auch eine klassische Unterfunktion in Form einer primären Nebenniereninsuffizienz, die man als Morbus Addison bezeichnet. Ursache ist hier eine Autoimmunerkrankung, die das Gewebe der Nebennierenrinde angreift.

1. Körper

  •  Neigung zu starken Gewichtsveränderungen
  •  Appetitlosigkeit
  •  Vorliebe für Salziges, Fettiges und Eiweißreiches
  •  dünne und trockene Haut
  •  Haarausfall
  •  erniedrigte, schwankende Körpertemperatur, Frösteln
  •  Herzklopfen
  •  schlechte Wundheilung

2. Geist

  •  chronische Müdigkeit und Erschöpfung (Chronic Fatigue Syndrom)
  •  Teilnahmslosigkeit und verminderte Aufmerksamkeit
  •  verminderte Merk- und Konzentrationsfähigkeit
  •  Depressionen und Ängste
  •  geringe Stresstoleranz
  •  Nervosität

3. Gesundheit

  •  niedriger Blutdruck
  •  Unterzuckerungsneigung
  •  Allergien
  •  Anfälligkeit für lang anhaltende Infekte
  • Verspannungen im Nackenbereich
  •  Verdauungsprobleme, abwechselnd Durchfälle und Verstopfungen
  •  verminderte Libido

4. Energie

  •  Schwierigkeiten, morgens in die Gänge zu kommen
  •  Schwindelgefühl beim Aufstehen
  •  braucht Kaffee zum Wachwerden
  •  rasche Ermüdung
  •  Energielöcher am Nachmittag und am Abend

 

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Behandlung der Nebennierenschwäche

Eine Nebennierenschwäche ist reversibel und behandelbar, da das betroffene Gewebe nicht geschädigt wird (im Gegensatz zum Morbus Addison). «Allerdings kann sich die Therapie über Monate hinziehen und erfordert Geduld und Ausdauer». Im Vordergrund stehen weniger Medikamente als nachhaltige Änderungen im Lebensstil.

1. Vermeidung von Stress. Die beste Behandlung ist die Schonung der Nebennieren. Man sollte alles vermeiden, was zur Ausschüttung von Stresshormonen führt. Wo immer es geht, sollten Sie sich bemühen, ungesunden Disstress in gesunden Eustress umzuwandeln. Alle Stressfaktoren beruflicher, familiärer oder finanzieller Art sollte man so gut wie möglich ausräumen, um den Alltag einfacher zu gestalten.

2. Ausreichend Schlaf finden. Stressbeseitigung ist Grundvoraussetzung für guten und damit effektiven Schlaf. Gerade wenn eine Nebennierenschwäche schon länger besteht, fällt es schwer morgens wach zu werden, eben weil der Schlaf nicht wirklich erholsam war.
Bekanntermaßen gibt es Lerchen und Eulen, Frühaufsteher und Spätaufsteher. Egal zu welcher Sorte Sie gehören, versuchen Sie es so einzurichten, dass Sie dann ins Bett gehen, wenn Sie wirklich müde sind, und dann aufstehen, wenn Sie wirklich ausgeschlafen sind. Nur so kann eine ausreichende Regeneration des Körpers erfolgen. Das morgendliche Weckerklingeln setzt alle Alarmreaktionen Ihres Körpers in Gang. Versuchen Sie das impertinente Geräusch zu vermeiden und selbständig wach zu werden.

3. Leichte körperliche Betätigung ist nicht nur gesund, sondern auch ungeheuer hilfreich, um Stress abzubauen. Höchstleistungen sollten Sie unbedingt vermeiden, aber morgens eine Runde joggen oder abends eine Runde schwimmen gehen bringen neue Energie.

4. Vermeidung von Alkohol, Koffein und Nikotin. Gerade Koffein verhindert das gesunde Einschlafen. Koffein und Nikotin stören den Melatoninspiegel, der für einen erfolgreichen Schlaf notwendig ist.

5. Gesunde Ernährung. Nichts ist schlimmer als chronisch müde zu sein und sich kurz vorm Insbettgehen mit Fastfood vollzustopfen. Der Körper braucht eine ausgewogene Ernährung, um wieder in Schwung zu kommen. Dazu gehört eine ausreichende Versorung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Das morgendliche Frühstück sollten Sie auf keinen Fall auslassen. Morgens ist der Cortisolspiegel niedrig, sodass viele Menschen keinen Hunger haben. Mit einem kleinen Imbiss können Sie den Blutzuckerspiegel anheben und die Nebennieren in Gang bringen.

6. Medikamentöse Unterstützung
Bei der Nebenniereninsuffizienz des Morbus Addison fehlen Hormone, die als Medikament lebenslang verabreicht werden müssen («Hormonersatztherapie»). Bei einer Nebennierenschwäche erlauben «Nebennierenextrakte» eine ganzheitliche Behandlung der Symptome, die die erforderlichen Änderungen im Lebensstil unterstützen.

 

Nebennierenschwäche Wissen für Therapeuten: Ursache, Diagnose und naturheilkundliche Therapie Gebundene Ausgabe – 1. August 2019 von Evelyn Wurster (Autor)

 

 

 

 

 

 

Literatur
M. Lam, D. Lam: Anatomy of Adrenal Fatigue Syndrome: Clinical Stages 1-4. Adrenal Institute Press 2012. ISBN-10: 1937930033

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