Bluthochdruck durch Angst und Unruhe

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Bluthochdruck durch Angst Symptome – Einfluß der Psyche

Es gibt klassische Risikofaktoren, die einen hohen Blutdruck verursachen. Dazu gehören Rauchen, Übergewicht, wenig körperliche Bewegung oder fettreiches Essen. Aber auch die Psyche kann eine Rolle spielen und einen Bluthochdruck- eine arterielle Hypertonie- verursachen, wenn Stress und Ängste im Leben Überhand nehmen. Wir schauen uns in diesem Artikel die Risikofaktoren bei Bluthochdruck durch Angst genauer an:

Bluthochdruck durch Angst
Bluthochdruck durch Angst und psychische Erkrankungen – Urheber: bialasiewicz / 123RF

 

 

Bluthochdruck durch Angst: die Arbeit von Sympathikus und Parasympathikus

Das autonome Nervensystem besteht aus zwei Anteilen: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Es reguliert viele Körpervorgänge, die unwillkürlich ablaufen, zum Beispiel Atmung, Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel.

Der Sympathikus wird vor allem dann aktiviert, wenn im Körper Energiereserven benötigt werden und der Körper in eine hohe Leistungsbereitschaft versetzt wird. Er sorgt dafür, dass das Herz schneller schlägt, sich der Blutdruck erhöht, die Atemwege erweitert und vermehrt Schweiß sezerniert wird. Andererseits werden Stoffwechselvorgänge wie Verdauung oder Harnblasenentleerung vorübergehend gedrosselt. Durch die Aktivierung des Sympathikus mit der Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin wird der Körper in eine erhöhte Reaktionsbereitschaft versetzt. Dadurch können Mensch oder Tier in Stresssituationen schnell reagieren und einer Gefahr mit Kampf oder Flucht begegnen. Man nennt das auch Fight-or-flight-Reaktion.

Der Parasympathikus hingegen wird aktiv, wenn wir uns entspannen. Dann werden Herzfrequenz und Blutdruck gesenkt und es bleibt Zeit für Verdauung, Regeneration des Körpers und den Aufbau neuer Energiereserven.

In einer akuten Gefahrensituation ist die Aktivierung des Sympathikus wichtig, um schnell und adäquat reagieren zu können. Auch wenn vorübergehend eine besondere Situation auftritt, in der man besonders leistungsbereit sein muss, ist das gut. Das nennt man dann positiven Stress oder Eustress. Es kann zu einer besseren Leistung verhelfen, weil die Konzentration und Aufmerksamkeit steigen. So kann man zum Beispiel besser in einem Konzert vorspielen, einen Sportwettkampf meistern oder in einer Mathearbeit das Gelernte besser abrufen. Dann ist der Bluthochdruck durch Angst für eine gewisse Zeit nützlich und erwünscht.

Wenn aber der Stress dauerhaft besteht oder ein gewisses Level übersteigt, nennt man das negativen Stress oder Disstress. Das kommt zum Beispiel vor, wenn man beruflich sehr stark eingespannt ist, länger andauernde private Beziehungsprobleme hat oder große Geldsorgen, bei denen man sich nicht zu helfen weiß.

 

Wie kommt es zum Bluthochdruck durch Angst?

Wer ständig unter Druck steht und nicht entspannen kann, hat einen übermäßig aktivierten Sympathikus. Dadurch kommt es zu einer ständigen Erhöhung von Blutdruck und Puls, die Verdauung funktioniert schlechter und der Körper steht dauernd unter Strom. Dann ist der Blutdruck nicht nur wie angemessen in der Akutsituation erhöht, sondern es kann zu einem dauerhaften Bluthochdruck durch Angst und Stress kommen.

 

Wie wird ein Bluthochdruck diagnostiziert?

Oft wird ein erhöhter Blutdruck zufällig vom Arzt festgestellt, wenn er im Rahmen einer Routineuntersuchung gemessen wird. Wichtig dabei ist aber, den Blutdruck auch selbst im Alltag zu bestimmen oder eine 24-Stunden-Messung durchzuführen. Bei manchen Menschen löst nämlich die Anwesenheit eines Arztes solchen Stress aus, dass nur dadurch der Blutdruck erhöht ist. Das nennt man Weißkittel-Hypertonie.

Oft macht ein Bluthochdruck insbesondere im Anfangsstadium keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind das am ehesten Kopfschmerzen, ein Druck- oder Hitzegefühl im Kopf, Schwindel oder Nasenbluten. Manchmal kann es auch im Rahmen einer hypertensiven Krise zu Symptomen wie Angina pectoris, Sehstörungen, Luftnot oder einem Erliegen der Urinproduktion kommen.

 

Spielen Körper oder Psyche eine stärkere Rolle bei Bluthochdruck?

Bei ungefähr 90 Prozent der Patienten kann man letztlich nicht genau sagen, wovon der hohe Blutdruck kommt. Bei etwa 10 Prozent findet man eine körperliche Ursache wie zum Beispiel eine Nierenarterienstenose, ein Schlaf-Apnoe-Syndrom oder einen hormonproduzierenden Tumor der Nebenniere.

Die Psyche kann sicherlich eine Rolle spielen bei der Entstehung von Bluthochdruck, sollte aber auch nicht überbewertet werden. Häufig findet man keine Ursache und zieht die Stressbelastung heran, um wenigstens irgendeinen Grund für die Erkrankung nennen zu können. Nur selten ist ausschließlich die Psyche schuld, ein Bluthochdruck durch Angst allein kommt kaum vor.

 

Bluthochdruck und Ängste: ein Teufelskreis

Manchmal kommt es jedoch zu einem Teufelskreis: Der Blutdruckwert ist erhöht, man regt sich darüber auf, hat vielleicht Angst, dass etwas Schlimmes dahinter steckt und in der Folge erhöht sich der Blutdruck noch weiter. Manche Patienten messen bei jedem Unwohlsein den Blutdruck und steigern sich immer mehr in die Aufregung hinein, wenn der Wert erhöht ist.

Man sollte jedoch nicht hinter allem eine pathologische Erkrankung vermuten. Wenn man sich aufregt, ist es ganz normal, dass der Blutdruck hoch ist.

Bei manchen Patienten führt das außerdem dazu, dass sie denken, sich nicht mehr aufregen oder körperlich und emotional belasten zu dürfen. In der Folge kann ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten entstehen, bei dem die Patienten große Angst vor starken Emotionen entwickeln. Sie ziehen sich dann häufig zurück, aus Sorge, durch Aufregung und eine Erhöhung des Blutdrucks eine schlimme Erkrankung wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

 

Bluthochdruck: ob durch Angst oder körperliche Erkrankungen – Behandlung ist wichtig

Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck sollte medikamentös gesenkt werden, um Folgeschäden des Herzens oder der Gefäße zu vermeiden. Daneben kann es bei der Komponente eines stressbedingt erhöhten Blutdrucks helfen, Entspannungsverfahren und Stressbewältigungsstrategien zu erlernen. Autogenes Training, Meditation oder Progressive Muskelrelaxation können sowohl den Blutdruck senken als auch insgesamt die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden verbessern. In extremen Fällen sollte man sich auch nicht scheuen, die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.

Manche Menschen möchten auch nicht wahrhaben, dass sie an einer körperlichen Erkrankung leiden. Sie stellen sich lieber vor, alles werde wieder gut, wenn sie sich nur ein wenig entspannen. Auch wenn man denkt, dass der Bluthochdruck nur durch Angst und Stress bedingt ist, sollte man sich an einen Arzt wenden. So können sekundäre Ursachen der Hypertonie untersucht und dann ausgeschlossen oder behandelt werden.

Egal durch welche Ursache ein erhöhter Blutdruck bedingt ist- steigt er zu weit an, sollte immer ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Wenn der systolische Wert über 230 mmHg oder der diastolische Wert über etwa 130 mmHg steigt, sollte man schnell zum Arzt gehen.

 

Bluthochdruck durch Angst – Angst durch Bluthochdruck

Weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig auch eine psychische Belastung darstellen oder andersherum psychische Erkrankungen zum Beispiel einen Bluthochdruck durch Angst begünstigen können, gibt es ein spezielles Fachgebiet, das sich mit diesen Zusammenhängen befasst: die Psychokardiologie. Die Patienten profitieren oft von der psychologischen Unterstützung, die sie bekommen, um ihre Erkrankung zu bewältigen.

Tipps der Redaktion

Um einen Bluthochdruck zu vermeiden oder medikamentös besser einstellbar zu machen, gibt es Möglichkeiten, die jeder in seinem Alltag einbauen kann. Nikotinverzicht und gesunde Ernährung gehören ebenso dazu wie regelmäßige körperliche Bewegung. Das entspannt nicht nur und baut Stress ab, sondern kann auch das Körpergewicht verringern und das Herz-Kreislauf-System trainieren.