CBD bei Krebs Therapie: Ergänzung zur Schulmedizin
Cannabidiol (CBD) ist ein gefragter Stoff: Der frei verkäufliche Wirkstoff aus der Hanfpflanze (Cannabis) zeigt in Forschungen und in der praktischen Anwendung immer mehr positive Ergebnisse. CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel sind kein Nischenprodukt mehr. Selbst große Drogerieketten haben CBD-Öle im Angebot.
CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel gelten als sicher, gut verträglich und finden große Zustimmung von den Anwendern. Sie werden nicht nur zur Behandlung von Krankheiten und Linderungen von Beschwerden, sondern auch zur Gesunderhaltung eingesetzt. Doch kann CBD das halten, was sich manche Anwender versprechen? Ist CBD ein Wundermittel? Wie kann CBD bei so vielen verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden hilfreich sein?
Diese Fragen konnten wir dem Heilpraktiker Sebastian Vigl stellen. Er beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit der Heilwirkung von CBD, im Herbst 2019 erschien sein Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“, das er zusammen mit seiner Praxiskollegin veröffentlicht hat. Wir sprachen mit ihm über die Möglichkeiten und Grenzen von CBD und wie seine Wirkung verstärkt werden kann.
Interview mit Sebastian Vigl, Heilpraktiker
Inhalt →
Herr Vigl, CBD ist gerade ein heißes Thema. Seine Einnahme geht mit keinen nennenswerten Nebenwirkungen einher und es soll bei sehr vielen Indikationen hilfreich sein.
In Ihrem Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ führen Sie Behandlungsempfehlungen bei über 40 Erkrankungen und Beschwerden auf.
Ist CBD das neue Wundermittel?
Vigl: Das mag auf den ersten Blick so aussehen. Bei einzelnen Erkrankungen wie zum Beispiel verschiedenen Epilepsieformen steht CBD kurz vor der Zulassung als Medikament. Die entsprechenden Ergebnisse aus der Forschung und der Praxis sind entsprechend sehr gut. Bei vielen anderen Beschwerden und Erkrankungen gibt es berechtigte Hoffnungen, dass CBD diese entscheidend beeinflusst. Ist CBD ein Wundermittel? Ich würde CBD eher als wunderbares Mittel bezeichnen, das viel Potential, aber auch seine Grenzen hat.
Wie kann das sein, dass CBD bei so vielen und teilweise sehr verschiedenen Erkrankungen helfen kann?
Vigl: Um die Vielseitigkeit von CBD zu verstehen, sollten wir uns kurz mit dem Endocannabinoid-System befassen. Dieser Komplex aus Botenstoffen und Rezeptoren finden sich an sehr vielen Stellen im Körper. Das Endocannabinoid-System reguliert wichtige Körperfunktionen wie Schlaf, Appetit, Abwehrleistung, Entzündungen und Schmerz. Es beeinflusst auch unser Stimmung, die Entstehung von Ängsten und das Verarbeiten von Stress und Gedächtnisinhalten. CBD kann das Endocannabinoid-System und damit all diese Wirkungen beeinflussen. Das macht es zu einem der vielseitigsten natürlichen Heilmitteln, die wir kennen.
Auch bei Krebserkrankungen scheint es eine Rolle zu spielen…
Vigl: Ja, zahlreiche Forschungen zeigen, dass CBD das Wachstum und das Überleben von Krebszellen beeinflussen kann. Diese Ergebnisse wecken in Betroffenen natürlich große Hoffnungen. In der Tat gibt es schon einzelne gut dokumentierte Fallberichte, bei denen CBD das Krebswachstum selbst im Endstadium verlangsamen oder hemmen konnte und bei manchen zu einem vollständigen Verschwinden der Tumormasse führte.
Das sind vielversprechende Ergebnisse, doch es ist wichtig, diese richtig einzuordnen. Aussagekräftige klinische Studien, die das wirkliche Potential von CBD als Krebsmedikament zeigen könnten, fehlen bis heute leider. CBD sollte daher nicht als Alternative zur konventionellen Therapie angesehen werden, es kann diese aber unterstützen.
CBD kann zudem bei einer Reihe von häufigen Nebenwirkungen und Beschwerden, die eine Krebserkrankung und deren Therapie mit sich bringen, hilfreich sein. Zudem besteht die theoretische Möglichkeit, dass CBD den Verlauf der Kreberkrankung positiv beeinflussen kann.
Bei welchen anderen Erkrankungen kann CBD hilfreich sein?
Vigl: CBD hat diverse Heilwirkungen. Es wirkt entzündungshemmend, angstlösend, stimmungsaufhellend, reguliert den Appetit, die Stressreaktion und das Schlafverhalten und kann bei Schizophrenie und Epilepsie hilfreich sein. Aufgrund dieser verschiedenen Wirkungen kann CBD bei einer Reihe von Erkrankungen eingesetzt werden.
Dazu zählen Erkrankungen mit Entzündungsgeschehen wie Rheuma oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen, psychische Störungen wie Depressionen, Schizophrenie oder Angsterkrankungen oder Suchterkrankungen. Auch bei Hautkrankheiten wie Akne und Neurodermitis ist CBD einen Versuch wert. Neueste Untersuchungen legen nahe, dass CBD die Lebensqualität von Patienten, die an Alzheimer oder Parkinson leiden, heben kann.
Führt die Einnahme von CBD bei diesen Erkrankungen zur Heilung?
Vigl: CBD ist eine Substanz, die körperliche Abläufe positiv beeinflusst. Das kann bei einzelnen Erkrankungen ausreichend sein. Bei vielen chronischen Erkrankungen ist CBD eine gute Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie. CBD ist kein Allheilmittel und es kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirken. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Ein wichtiger Faktor ist hierbei der Lebensstil. In unserem Buch zeigen wir zum Beispiel, welcher Lebensstil das Endocannabinoid-System und damit auch die Wirkweise von CBD unterstützt. Wer sich an diesem Lebensstil orientiert, sorgt dafür, dass CBD effektiver wirken kann.
In Ihrem Buch weisen Sie auch auf die Kombinationsmöglichkeiten von CBD und anderen Heilpflanzen hin. Was kann damit erreicht werden?
Vigl: Wir wissen, dass die Wirkung von CBD in unserem Körper durch andere Stoffe beeinflusst werden kann. Dieser Effekt wird Entourage-Effekt genannt und betrifft vor allem die sogenannten Terpene, die Bestandteile der ätherischen Öle von Pflanzen sind. Zahlreiche Terpene unterstützen die verschiedenen Wirkungen von CBD, sie erhöhen damit seine Effektivität. In unserem Buch raten wir dazu, diese bekannten Entourage-Effekte zu nutzen. Wir stellen bei den einzelnen Indikationen entsprechende Kombinationsmöglichkeiten vor.
Die angstlösenden Eigenschaften von CBD können zum Beispiel mit dem ätherischen Öl von Lavendel ergänzt werden. Dessen Inhaltsstoff Linalool kann die angstlösenden Eigenschaften von CBD verstärken.
Im Buch gehen Sie auch auf die möglichen Wechselwirkungen von CBD ein. Welche sind das und wie können sich Anwender vor diesen schützen?
Vigl: CBD beschäftigt wie viele anderen körperfremden Stoffe in der Leber Enzyme, die sogenannten Cytochrome P450. Diese spielen auch bei der Verstoffwechslung von Arzneimitteln eine wichtige Rolle. CBD beeinflusst die Enzyme CYP2C9, CYP2C19, CYP3A4 und CYP2D6. Es ist also theoretisch möglich, dass Arzneimittel, die über diese Enzyme verstoffwechselt werden, durch die gleichzeitige Einnahme von CBD anders wirken als gewohnt oder beabsichtigt.
Zu diesen Arzneimitteln zählen unter anderem das Schmerzmittel Diclofenac und die Neuroleptika Risperidon und Clobazam. Wer Medikamente einnimmt, sollte daher zusammen mit seinem Arzt klären, ob eine gleichzeitige Einnahme von CBD unproblematisch ist, oder ob die Einnahme von CBD in einem zeitlichen Abstand zu den anderen Medikamenten erfolgen sollte.
Vielen Dank für das Interview.
Das Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“
Der Ratgeber erschien im September 2019 im Humboldt-Verlag und bietet einen umfassenden und faktenbasierten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von Cannabis und CBD. Im ersten Kapitel stellen die Autoren Anne Wanitschek und Sebastian Vigl die Heilpflanze Hanf vor, erzählen ihre spannende Geschichte und erklären die Wirkweise ihrer einzelnen Bestandteile. Im zweiten Teil zeigen sie die Anwendungsmöglichkeiten von Cannabinoiden und geben konkrete Empfehlungen für die Therapie. Die Empfehlungen werden jeweils durch Hinweise ergänzt, wie die Wirkung der Cannabinoide bei den einzelnen Heilanzeigen mit anderen Heilpflanzen verstärkt werden kann.
Der Ratgeber richtet sich in erster Linie an Patienten und bietet viele hilfreiche Tipps, was zum Beispiel beim Antrag auf Kostenübernahme von Cannabis zu beachten ist oder wie häufige Nebenwirkungen von Cannabis behandelt werden können.
Der Ratgeber wurde durch die Stiftung Gesundheit von einem unabhängigen Gutachter geprüft. Aus dem Urteil der Stiftung: „Ein hervorragender Ratgeber für Patienten, die medizinische Cannabinoide selbst (freiverkäuflich) oder unter ärztlicher Verordnung (THC) bei bestehenden Erkrankungen anwenden wollen.“
Über Sebastian Vigl
Sebastian Vigl arbeitet als Heilpraktiker bei Heilpraktiker Wanitschek & Vigl Berlin und als Autor. Zusammen mit seiner Praxiskollegin Anne Wanitschek hat er schon mehrere Ratgeber veröffentlicht. Dazu zählen die Titel „Pflanzliche Antibiotika richtig anwenden“, „die Leber natürlich reinigen“ und „Naturheilkunde bei Krebs“. Im Herbst 2019 erscheint ihr Buch „Gesund mit heimischen Heilpflanzen“.
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