Leukozyturie

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Leukozyten im Urin – Ursachen und Werte

weißer Blutkörperchen im Urin Eine Leukozyturie ist das erhöhte Auftreten von Leukozyten im Urinsediment und die daraus entstehende vermehrte Ausscheidung von weißen Blutkörperchen im Harn. Eine Leukozyturie tritt meist mit der Begelitung von Bakterien bei einer Infektion der Harnwege, zb. bei einer Blasenentzündung (Zystitis) auf.

Bei einer sterilen Leukozyturie sind im Urin Leukozyten bei gleichzeitigem Fehlen von Bakterien vorhanden. Sie weist auf eine interstitielle Nephritis, Trichomonaden, Candida oder Mykoplasmen hin. Sie ist ein Indiz für die urogenitale Tuberkulose.

Leukozyturie, weißer Blutkörperchen im Urin

Definition

Der Begriff Leukozyturie steht allgemein für die Existenz von Leukozyten im Urin. Bei Verdacht auf eine Krankheit ist die Untersuchung Pflicht. Die Daten geben Aufschluss über mögliche Leiden und ihre Auswertung führt Schritt für Schritt zur Diagnose.

Eine Leukozyturie deutet auf eine Entzündung oder einen Infekt der ableitenden Harnwege oder der Nieren hin. Der pathologische Befund besteht, wenn sich unter dem Mikroskop mehr als 5 Leukozyten im Gesichtsfeld bewegen. Die Analyse mit Teststreifen ist eine alternative und ergänzende Methode.

Leukozyturie als Signal einer Krankheit

In sorgfältigen Schritten kommt der Arzt der Diagnose näher. Er schließt Fehldiagnosen aus und eruiert die Ursache. Die Therapie ist auf den Patienten abgestimmt, da verschiedene Faktoren zur Leukozyturie oder sterilen Leukozyturie führen.

Bis 10 Leukozyten pro Mikroliter gelten für Erwachsene als Normwert, während bei Mädchen die Pathologie ab 50 weißen Blutkörperchen als gegeben gilt. Die Bestimmung per Mikroskop ist eindeutiger als die Analyse mit den Teststreifen. Ideal ist eine Kombination von beiden.

weißer Blutkörperchen im Urin

Wie gelangen Leukozyten in den Urin (Harn)

Leukozyten erkennen als Teil der körpereigenen Abwehr körperfremde Strukturen und zerstören diese. Dazu gehören Bakterien und Viren, die bei Entzündungen oder Infektionen ins Blut gelangen. Die erhöhte Anzahl von Leukozyten ist ein Zeichen der vermehrten Aktivität des Immunsystems. Durch die Blutbahnen gelangen sie zu den Stellen, wo sich die Krankheitserreger breitmachen. Sie leben für eine begrenzte Zeit. Tote Zellen scheidet der Körper fortwährend über den Urin aus. Deshalb ist eine geringe Anzahl von Leukozyten im Urin normal.

Bei Verdacht auf Krankheiten prüft der Arzt den Urin auf weiße Blutkörperchen. Ist die Leukozyturie bestätigt, folgt die Prüfung auf sekundäre Infektionszeichen. Fehlen Bakteriurie, Hämaturie, Nitriturie und Proteinurie ist eine abakterielle oder sterile Leukozyturie vorhanden. Es gilt, Situationen, die eine Verfälschung der Werte begünstigen, auszuschließen.

Ursachen einer sterilen Leukozyturie

Leukozyten im Urin weisen auf eine Entzündung oder Infektion hin. Eine sterile Leukozyturie zeigt keine Bakterien oder Viren im Blut.

Gynäkologische Komponenten wie Verunreinigung durch Vaginalsekret, gynäkologische Erkrankungen, Wochenbett oder prämenstruelle Phase verursachen eine Erhöhung der Leukozyten im Urin, ohne auf eine weitere Krankheit hinzudeuten. Nicht-mikrobielle Gründe führen ebenfalls zu einer hohen Anzahl an weißen Blutkörperchen. Dazu gehören Fremdkörper im urogenitalen Hohlsystem, abakterielle Glomerulonephritis, postoperative Heilungsphase oder Harntransportstörungen. Auch die interstitielle Nephritis erhöht die Leukozyten im Harn und löst eine sterile Leukozyturie aus.

Bei folgenden Ursachen ist sie scheinbar steril:

  • Infektionen mit anspruchsvollen Keimen, die nicht auf herkömmlichen Nährböden wachsen,
  • antibiotisch anbehandelter Urogenitalinfekt,
  • chronische Prostatitis,
  • chronische Pyelonephritis,
  • Trichomonaden, Viren, Chlamydien, Parasiten.

Um auf die richtige Spur zu kommen braucht der Arzt Informationen zu Medikamenten, die der Patient ohne sein Wissen einnahm. Bei einer Therapie mit antibiotischen Mitteln sinkt das Leukozytenniveau ohne Heilung auf ein nicht signifikantes Niveau. Es gilt, die scheinbar sterile Leukozyturie zu erkennen, um die notwendigen Maßnahmen gegen das vorhandene Krankheitsbild zu ergreifen. Vorausgegangene Operationen sind Ursache einer prolongierten Leukozyturie. Deshalb ist bei der Interpretation in diesem Fall Vorsicht geboten.

Materialgewinnung und die Anwendung der Analyse-Methoden

Um eine Verunreinigung mit Vaginalsekret zu vermeiden ist bei Frauen ein Katheter- oder Blasenpunktionsurin für die Analyse geeignet. Bei Männern genügt ein korrekt gewonnener Mittelstrahlurin. Bei Kindern kommen Alternativ-Verfahren zur Gewinnung zum Einsatz. Nach der Einnahme von Antibiotikum ist die Durchführung erst drei bis vier Tage nach dem Absetzen des Medikamentes empfohlen. Bei zu früher Analyse ist die Untersuchung mit großer Wahrscheinlichkeit falsch-negativ. Bei Abklärung einer sterilen Leukozyturie ist die sofortige Verarbeitung des Materials notwendig.

Teststreifen reichen einigen Fachleuten zum Nachweis. Das Verfahren ist zuverlässig und weist lytische Leukozyten nach. Neben dem Zeitgewinn ist dies der zweite Vorteil im Vergleich zur mikroskopischen Methode. Die kulturelle Anzüchtung erfolgt im Normalfall ohne den diagnostischen Zwischenschritt der Mikroskopie. Dieser kommt bei widersprüchlichen Befunden und rezidivierenden Infekten zum Einsatz. Trichomonaden, Kristallurie oder Mykosen erkennen Fachleute damit. Sie geben einen Hinweis auf eine Urolithiasis, die in vielen Fällen eine Leukozyturie als Begleiterscheinung aufweist.

Uneinigkeit bei Fachleuten bezüglich der Testmethode

Es ist unsicher, wann eine mikroskopische Untersuchung weitere Hinweise liefert. Deshalb ist laut Professor Günter Klaus und PD Dr. med. Boris Utsch aus Zürich ist die Mikroskopie frischen Nativharns vorteilhaft. Die beiden Ärzte und Autoren beziehen Stellung zu einem in der Literatur kontrovers diskutiertem Thema.

Sie vertreten die Meinung, dass die Leukozytenesterase-Reaktion des Urinstreifens nicht in der Lage ist, die Mikroskopie zu ersetzen. Diese ist in einigen Fällen positiv, obwohl keine Leukozyten nachzuweisen sind. In diesen Fällen führen subpräputiales Material und lysierte Leukozyten zur Fehlanalyse. Andererseits ist eine negative Analyse von kollabierten Leukozyten oder hoch dosiertem Urin möglich.

Die Bestimmung der Normalwerte

Um unnötige Untersuchungen beim Verdacht auf eine sterile Leukozyturie zu vermeiden, beachten die Fachleute die Normalwerte. Eine exakte Quantifizierung kommt selten zum Einsatz, da für die Verlaufskontrollen entzündlicher Erkrankungen die Proteinuriediagnostik exaktere Werte liefert. Die Analyse per Mikroskop funktioniert folgendermaßen: Ein Tropfen des Nativurins auf dem Objektträger beschichtet die Fachperson mit einem Deckglas. Sie zählt unter 400-facher Vergrößerung (10-Okular, 40-Objektiv) zehn Gesichtsfelder aus.

Die Normalwerte bestehen aus der Summe der zehn Gesichtsfeldern und aus 0-4 Leukozyten sowie 0-2 Erythrozyten. Die Methode ist einfach. Andere Verfahren bestimmen die Quantität der Leukozyten pro Mikroliter.

Eine Menge von 10 Leukozyten im Urin gilt als normal.

Bei Jungen ab drei Jahren ist eine Menge von fünf bis zehn Leukozyten pro Mikroliter pathologisch für eine sterile Leukozyturie, während es bei Mädchen erst 20 bis 50 Leukozyten als verdächtig gelten. Ab mehr als 50 weißen Blutkörperchen pro Mikroliter ist die Pathologie eindeutig gegeben.

Bei korrekt durchgeführten Tests und sorgfältig gewonnenem Material ist die richtige Diagnose wahrscheinlich. Mit Streifen und Mikroskop getestete Proben sind genauer analysierbar. Wichtig ist deren rasche Aufbereitung, da sich in frischem Urin schnell vermehrt Bakterien bilden, die das Ergebnis verfälschen.

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Quellen und Literatur

  • https://www.med4you.at/laborbefunde/lbef3/lbef_leukozyturie.htm
  • Thomas, Lothar: Labor und Diagnose. Indikationen, Bewertung von Laborbefunden für die med. Diagnostik.
  • Übersichtsartikel zur Urinuntersuchung auf wikipedia ↑mehr lesen
  • Urinzytologie und Sedimentanalyse: Praxis und Atlas Taschenbuch – 20. Februar 2019 von Peter Rathert, Stephan Roth, Oliver Hakenber, Josefine Neuendorf

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