Lungenbiopsie Ablauf

Dieser Artikel ist nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, ärztlicher Fachliteratur und medizinischen Leitlinien verfasst und von Medizinern geprüft. → Quellen anschauen

Durchführung von Lungenuntersuchungen

Eine Lungenbiopsie wird nötig, wo bildgebende Verfahren an ihre Grenzen stoßen. Dann kann nur die direkte Untersuchung entnommenen Gewebes Aufschluss über die Art der krankhaften Veränderungen geben. Wichtig ist die diagnostische Methode bei Lungenfibrose, Lungensarkoidose und Lungentumoren. Durch die Untersuchung kann man Krebs ausschließen oder gutartige von bösartigen Tumoren unterscheiden. Wir erklären Ihnen, was eine Lungenbiopsie ist und wie der Ablauf aussieht.

Biopsie Ablauf
Biopsie während der Gastroskopie Copyright: robertprzybysz, bigstockphoto

Definition der Untersuchung

Mit Biopsie bezeichnet man allgemein die Gewebeentnahme aus einem lebenden Organimus. Sie erfolgt mit einer Hohlnadel oder häufiger mit einer Biopsiezange. Beim Stich der Nadel bleibt ein Teil des Gewebes beim Herausziehen im Inneren. Die Biopsiezange hat einen Griff ähnlich wie eine Schere, sodass der Operateur über einen speziell gestalteten Kopf ein Stückchen aus dem Gewebe herausknipsen kann. Das entnommene Gewebe wird umgehend weiterverarbeitet, meist für mikroskopische Untersuchungen.

Lungenbiopsie Ablauf

Die Lage des zu untersuchenden Gewebes bestimmt bei einer Lungenbiopsie, welchem Ablauf der Vorzug gegeben wird. Sie kann von innen oder von außen vorgenommen werden. Dazu nutzt man eine Lungenuntersuchung mit einem Endoskop (Bronchoskopie) oder man verschafft sich Zugang zum Brustkorb. Eine Bronchoskopie ist auch bei körperlich beeinträchtigen Personen möglich, bei denen operative Maßnahmen nur im Notfall durchgeführt werden. Wie alle invasiven Maßnahmen am Brustkorb birgt auch die Lungenbiopsie ein gewisses Risiko für das Eindringen von Luft (Pneumothorax), Einblutungen oder Infektionen.

lungenbiospie
OP, Lungenbiospie – Copyright: Yastremska, bigstockphoto

Der Ablauf einer transbronchialen Biopsie

Eine Lungenbiopsie mittels eines Endoskops erreicht nur Gewebe im Inneren der Lunge. Bei der Lungenspiegelung (Bronchoskopie) handelt es sich das am wenigsten invasive Verfahren. Sie erfordert keine Narkose, sondern wird unter leichter örtlicher Betäubung und Sedierung durchgeführt.

Dabei führt der Arzt dem Patienten das Bronchoskop über den Mund in die Luftröhre ein. Das Vordringen kann er dabei mit einer kleinen Kamera an der Spitze des biegsamen Schlauches verfolgen. Durch diesen können kleine Geräte vorgeschoben werden, so auch eine Biopsiezange, die die Probenahme erlaubt. Die Bronchoskopie dauert etwa zehn Minuten.

Der Ablauf einer Feinnadelbiopsie

Die Feinnadelbiopsie wird verwendet, wenn das zu untersuchende Gewebe in der Nähe der Brustwand sitzt. Sie wird durch den Brustkorb hindurch vorgenommen (transthorakal). Unter Beobachtung mit einem Ultraschallgerät (Sonograph) oder im Computertomographen (CT) führt der Operateur eine Hohlnadel in das zu untersuchende Gewebe ein. Danach kann man den Inhalt der Nadel herausdrücken und weiter verarbeiten.

Der Ablauf der thorakoskopischen Biopsie

Die Thorakoskopie muss unter sterilen Bedingungen im Operationssaal durchgeführt werden. Dafür wird eine lokale Betäubung (Lokalanästhesie), seltener eine Vollnarkose gesetzt. Anschließend eröffnet der Chirurg mit einem kleinen Schnitt die Brustwand, durch die ein Endoskop (Thoraskop) eingeführt wird. Bei einer sogenannten VATS (video assisted thoracoscopic surgery) erfolgt die Untersuchung videounterstützt. Ähnlich wie bei der Bronchoskopie wird das zu untersuchende Gewebe mittels Biopsiezange entnommen. Ein erfahrener Chirurg benötigt für den eigentlichen Eingriff nur wenige Minuten.

Der Ablauf einer thorakotomischen Biopsie

Die Thorakotomie ist ein thoraxchirurgischer Eingriff und damit die Methode mit dem höchsten Grad an Invasivität. Sie erfolgt im OP unter sterilen Bedingungen und unter Vollnarkose. Mit einem Schnitt im Intercostalraum zwischen zwei Rippen, seltener durch Resektion einer Rippe wird der Brustkorb eröffnet. Anschließend nimmt der Chirurg die Biopsie unter direkter Beobachtung vor. Dabei kann er auch größere Teile der Lunge entfernen, die sich bei bildgebenden Verfahren wie CT oder Röntgen als suspekt erwiesen haben. Bei Lungenkrebs kann man so einen Tumorherd entfernen (Lungenteilresektion) und anschließend histologisch untersuchen.

Was passiert mit dem entnommenen Gewebe?

Nach einer Lungenbiopsie ist der Ablauf bei der Verarbeitung des gewonnen Materials immer ähnlich. Es wird grundsätzlich auf drei Arten verarbeitet:

Abklatschpräparate

werden hergestellt, indem man das Material auf Objektträger auftupft. Mit luftgetrockneten und mit alkoholfixierten Abklatschpräparaten kann man Bakterien anfärben und identifizieren, wenn eine Infektion näher zu untersuchen ist.

Stickstoffpräparate

werden in flüssigem Stickstoff bei -196 °C schockgefrostet. Danach kann man sie fast unbegrenzt aufbewahren. Man verwendet sie vor allem für Schnellschnitte sowie molekularbiologische und biochemische Untersuchungen.

Fixierte Präparate

benötigt man für die meisten histologischen Untersuchungen. Dazu wird das Gewebe mit speziellen Chemikalien haltbar gemacht (fixiert), meist mit Formaldehyd-haltigen Lösungen. Dadurch bleiben die Feinstrukturen erhalten. Über eine Alkoholreihe wird das Gewebe entwässert und in Paraffin eingebettet. Aus solchen Paraffinblöcken kann man an einem Mikrotom sehr dünne Schnitte herstellen. Seltener benötigt man Präparate für die Elektronenmikroskopie. Hierfür fixiert man die Biopsien mit Glutaraldehyd, bettet in ein Kunstharz ein und schneidet sie an einem Ultramikrotom.

Verarbeitung des Biopsiematerials

Für viele einfache mikroskopische Untersuchungen reicht ein Schnellschnitt, den man sogar während einer laufenden Thorakotomie anfertigen kann, um den weiteren Operationsverlauf zu bestimmen. Dafür wird die Gewebeprobe in Stickstoff schockgefrostet und an einem speziellen Gefriermikrotom (Kryostaten) in feine Schnitte zerlegt.

Diese lassen sich auf Objektträger aufbringen und mit Schnellmethoden anfärben. Ein erfahrener Pathologe kann damit sehr schnell beurteilen, ob es sich beispielsweise um einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handelt. Bei der weitergeführten OP kann der Chirurg dann gegebenenfalls ein größeres Stück der Lunge oder die lokalen Lymphknoten entfernen.

Für viele Analysen muss man Dauerpräparate anfertigen, die eine eingehendere Untersuchung beispielsweise mit spezifischen Antikörpern ermöglichen. Dazu wird das in Paraffin eingebettete Gewebe in dünnste Scheibchen geschnitten, die nur wenige tausendstel Millimeter (Mikrometer, µm) dick sind.

So kann man sie anfärben und mikroskopisch begutachten. Ein Pathologe kann anhand einer relativ einfach durchzuführenden Übersichtsfärbung (Hämatoxylin-Eosin, HE) oder Spezialfärbungen die vorliegende Krankheit sicher diagnostizieren.

Für nähere Informationen benötigt man eine Immunhistochemie. Dafür setzt man Antikörper ein, die sich an spezielle Proteine im Lungengewebe binden. Mithilfe spezieller Verfahren können diese anschließend sichtbar gemacht werden. Ob, wo und wie viele Antikörper gebunden haben gibt Auskunft darüber, welche Unterform einer Erkrankung man vor sich hat. Damit werden bei Lungentumoren wichtige Entscheidungen für die vorzunehmende Therapie getroffen.

Literatur

  1. Gompelmann, D. und Ernst, A: Internistische Thorakoskopie Pneumologe (2010) 7: 316. 
  2. Claus Kroegel, Ulrich Costabel (Hrsg.): Klinische Pneumologie: Das Referenzwerk für Klinik und Praxis. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (2019). ISBN-10: 3131297514
  3. Jan Steffel (Hrsg.), Thomas Lüscher (Hrgs.), Dennis Bösch: Luft- und Atemwege. Heidelberg: Springer Verlag (2019). ISBN-10: 3642282229
  4. Bergmann, T. et al.: Diagnostische videoassistierte Thorakoskopie. Der Chirurg, Ausgabe 11/2006
  5. Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung abgerufen↑