Krampfadern – Blutstau in den Beinen
Symptome und Frühtherapie von Krampfadern
Früher oder später macht sich an so manchem Bein ein feines Geflecht aus bläulichen Äderchen bemerkbar: Rund 50 Prozent der zwischen 25- und 74-Jährigen leiden unter Blutstau in den Beinen, medizinisch: Krampfadern. Der folgende Artikel erklärt mit welchen Symptomen der scheinbar harmlose Blutstau in den Beinen einhergeht und welche Therapien in frühen Stadien helfen.
Redaktioneller Artikel von Dr. med. Richard Merkle
Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie
Webseite: Viszera
Besenreiser oder Krampfadern?
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Kleine Gefäßerweiterungen an der Oberfläche der Beine müssen kein Hinweis auf Krampfadern sein – es könnte sich lediglich um Besenreiser handeln, die nur ein kosmetisches Problem darstellen. Sie äußern sich mit bläulich oder rötlich verdickten Venen, die sich stern- oder zweigförmig ausbreiten.
Manchmal gehen Besenreiser aber auch mit stärker ausgeprägten Krampfadern (Blutstau in den Beinen) einher, da sie mit größeren Venen in Verbindung stehen. Sind die Klappen größerer Venen defekt, kommt es zu einem Blutstau in den Beinen. Die Venenklappen dienen als eine Art Rückstauventil und verhindern, dass zum Herzen gepumptes Blut der Schwerkraft folgt und wieder in die Beine zurückfließt.
Beginnt sich die Vene zu schlängeln, weil sich das Bindegewebe aufgrund einer vererbten Bindegewebsschwäche immer weiter ausdehnt, schließt die Venenklappe nicht mehr richtig. Die Folge: Die Blutzirkulation ist gestört.
Ob sich Ihre Symptome auf Krampfadern oder Besenreiser zurückführen lassen, findet der Arzt anhand einer Doppler- oder Duplexsonographie heraus: Dank des speziellen Ultraschallverfahrens kann er sehen, wie Venenwand und -klappen beschaffen sind und ob der Blutfluss in Ordnung ist. Auch eine Tastuntersuchung hilft bei der Diagnosestellung.
Krampfadern erkennen
Nicht jeder Betroffene merkt sofort, was sich im Inneren seiner Beine abspielt. Vor allem zu Beginn machen Krampfadern, die wie Besenreiser aussehen, keine Probleme. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet, äußern sich neben ästhetischen Auffälligkeiten auch körperliche Symptome, die unangenehm sein können. Der zweite Grad bei Blutstau in den Beinen ist laut gängiger Klassifikation durch Empfindungsstörungen, Juckreiz, Spannungsgefühl, Schwere, leichte Schwellungen, Schmerzen oder Wadenkrämpfe gekennzeichnet.
Vor allem abends oder bei warmen Temperaturen sind die Beine schwer und geschwollen. Wenn die Betroffenen länger sitzen oder stehen, nimmt die Symptomatik zu. Auch nachts machen sich die Beine bemerkbar, zum Beispiel weil sie zu kribbeln beginnen oder zu Krämpfen neigen.
Sind diese Symptome stark ausgeprägt oder gehen sie mit Komplikationen wie Ekzemen, Entzündungen oder Verhärtungen einher, ist der dritte Grad der Skala erreicht. Der letzte Grad wiederum äußert sich durch besonders starke Symptome und Komplikationen oder einem Geschwür, dem Ulcus cruris. Das sogenannte „offene Bein“ ist durch eine starke Pigmentierung, braune Flecken und Wunden gekennzeichnet.
Komplikationen sind bei Blutstau keine Seltenheit
Sind die Klappen der Venenhauptstämme nicht mehr voll funktionsfähig, was oft mit starken Krampfaderausbildungen einhergeht, treten häufig Komplikationen auf. Deshalb sollte die sogenannte Stammveneninsuffizienz nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Betroffene sollten aber nicht warten, bis das Krampfaderleiden weiter fortschreitet und unübersehbare Komplikationen auftreten. Suchen Sie am besten frühzeitig einen Arzt auf, um gesundheitliche Bedenken auszuschließen oder das Fortschreiten der Erkrankung zu unterbinden.
Basistherapie bei beginnenden Krampfadern
In einem frühen Stadium reichen einfache Maßnahmen oftmals aus, um den Fortschritt der Erkrankung zu unterbrechen oder die Symptomatik zu lindern. Konservative Maßnahmen können die Krampfadern zwar nicht beseitigen, den Blutfluss aber verbessern. Welche im Einzelfall zu empfehlen ist, hängt von der individuellen Ausgangssituation ab.
Zu den Basismaßnahmen gehören Kompressionsverbände und -strümpfe, die die Arbeit der Muskelpumpen und Venenklappen unterstützen. Indem sich der Venendurchmesser durch die Kompression verringert, können die Venenklappen wieder effektiv arbeiten und das Blut in Richtung Herz pumpen. Kompressionsverbände und -strümpfe gibt es in verschiedenen Ausführungen. Wie lange sie zu tragen sind, hängt von der Ausprägung der Krampfadern und dem jeweiligen Therapiekonzept ab.
Nachteil dieser Maßnahme ist jedoch, dass die Betroffenen daran denken müssen, ihre Kompressionsverbände und -strümpfe regelmäßig zu nutzen, was nur bei einem Drittel der Fall ist. Für eine erfolgreiche Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten jedoch unabdingbar – nehmen Sie die Verordnung Ihres Arztes also ernst und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen.
Ausdauersport und Gymnastik
Bewegung fördert bekanntlich die Durchblutung, deshalb gehört Sport ebenfalls zur Basistherapie bei Krampfaderleiden. Einfache Sportarten wie Walking reichen bereits aus, um die Muskelpumpen im Bein zu aktivieren, weil beim Gehen die Wadenmuskulatur zusammengedrückt wird und die Venenklappen durch die Verengung der Venen besser arbeiten können. Sportarten mit abrupten Stopp-Bewegungen wie Tennis oder Kampfsport sind eher nicht zu empfehlen, weil sie die Venen zusätzlich belasten.
Sie können auch eine spezielle Venengymnastik machen. Legen Sie sich auf den Rücken, strecken Sie ein Bein hoch und schreiben Sie die Zahlen Eins bis Zehn in der Luft. Sie können Ihre Füße auch einfach zu beiden Seiten kreisen oder die Fußspitzen zu sich her ziehen.
Wenn Sie viel sitzen, wippen Sie am besten ab und zu mit den Beinen, um die Durchblutung anzuregen. Oder gehen Sie in der Mittagspause spazieren – so können Sie nebenbei auch etwas Stress abbauen.
Außerdem: Lagern Sie tagsüber – aber auch nachts – die Beine wenn möglich hoch. So erleichtern Sie den Venenklappen ihre Arbeit.
Wenn die Krampfadern verschwinden sollen
Sind noch keine oder nur geringe Komplikationen aufgetreten, die Krampfadern aber ein ästhetisches Ärgernis, reichen konservative Maßnahmen und Hausmittel nicht aus. Ähnliches gilt für fortgeschrittene Stadien. Dann kommen verschiedene Therapien in Betracht, die Ihnen Ihr Arzt gerne im Detail erklärt.
Eine gängige Behandlungsmethode ist beispielsweise die Verödung: Der Arzt injiziert gewebetoxische Flüssigkeiten in die Krampfadern, um sie zu beseitigen. Neben der herkömmlichen Verödung, das durch eine Entzündung zum Verschluss der Krampfadern führt, gibt es auch die sogenannte Schaumverödung. Dabei können auch größere Venen in nur einer Sitzung verklebt werden.
Die herkömmliche Verödung kommt vor allem bei Seitenastvarizen und Besenreisern zum Einsatz – bei entsprechenden Indikationen ist diese kostengünstige Behandlung effektiv und komplikationsarm. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören Hautnekrosen (Absterben von Gewebepartien), allergische Reaktionen, Nervenschädigungen und Pigmentierungsstörungen.
So helfen Laser und Radiofrequenz
Die Laserbehandlung ist eine Alternative, wenn sehr feine Gefäße behandelt werden sollen, die für eine Verödung zu klein sind. Der Laser gibt punktgenau Energie ab, die an die Gefäßwand weitergeleitet wird und die Krampfadern verödet, damit sie der Körper daraufhin langsam abbauen kann. Eine Sitzung dauert 20 bis 30 Minuten und muss je nach Ausprägung der Besenreiser öfter wiederholt werden. Im Anschluss sind vier Wochen Kompressionsstrümpfe zu tragen.
Die Radiofrequenztherapie arbeitet ebenfalls mit Hitze und wird vor allem bei Besenreisern angewandt. Beide endoluminalen Verfahren haben in zweijährigen Studien gute Ergebnisse gezeigt. Allerdings sind noch mehr Studien nötig, um die Langzeitergebnisse zu evaluieren.
Wann sind Medikamente sinnvoll?
Bei Patienten, die aufgrund bestimmter Erkrankungen keine Kompressionsstrümpfe tragen können, können Medikamente die Therapie ergänzen. Es gibt verschiedene Salben und Gele, die zur Kühlung dienen und die Schwellung lindern. Beispielsweise Extrakte aus Rosskastaniensamen und rotem Weinlaub sollen die Gefäßwände abdichten. Im Moment ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt, wie gut diese Mittel tatsächlich helfen.
Operationsverfahren gegen Krampfadern
Wenn Sie es versäumt haben, Krampfadern im Anfangsstadium behandeln zu lassen, und die Komplikationen zugenommen haben, empfiehlt Ihnen Ihr Arzt womöglich eine Operation. Ein operativer Eingriff ist auch dann notwendig, wenn der Hauptstamm des oberflächlichen Venensystems von Krampfadern betroffen ist (Stammvarikose). In der Regel ist dafür kein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich – Sie können nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen.
Zu den gängigen Verfahren gehört das Venenstripping: Nachdem der Arzt Schnitte in der Leistengegend gesetzt hat, bindet er die Vene ab, führt einen langen Draht in die Vene ein und zieht sie komplett heraus.
Ein weiteres Standardverfahren ist die Phlebektomie: Dabei setzt der Arzt feine Schnitte um kleine Venen, um sie dann Schritt für Schritt herauszuziehen. Zu den Risiken beider Verfahren gehören Blutungen, Narben, Schmerzen, Schwellungen und Hautverfärbungen. Ernste Komplikationen wie Thrombosen und Nervenverletzungen sind sehr selten.
Übernimmt die Kasse die Kosten der Behandlung?
Da Besenreiser nur ein kosmetisches Problem darstellen, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung in der Regel nicht. Krampfadern dagegen sind nicht nur ein ästhetischer Makel, sondern sie gehen mit gesundheitlichen Einschränkungen einher und können in manchen Fällen sogar zu ernsteren Komplikationen wie Geschwüren führen. Weil für die Behandlung also eine medizinische Indikation vorliegt, kommt die Krankenkasse in der Regel für die Kosten der Therapie auf.
Hierzu gehören So die Kosten für zwei paar Kompressionsstrümpfe pro Jahr, was bei einer Lebensdauer von sechs Monaten ausreicht. Auch wissenschaftlich anerkannte weiterführende Verfahren wie zum Beispiel gängige Krampfadern-OPs trägt die Krankenkasse. Bei anderen Behandlungen kann es sein, dass der Patient selbst die Kosten der Behandlung tragen muss. Besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt, ob Sie mit einer Kostenerstattung rechnen können.
Krampfadern, Was Sie selbst tun können
Egal welche Therapie bei Ihnen vorgenommen wird – Sie können die Behandlung unterstützen, indem Sie auf ein paar Verhaltensregeln achten.
Sollten Sie rauchen, ist jetzt womöglich der richtige Zeitpunkt zum Aufhören gekommen. Natürlich sprechen viele medizinische Gründe für einen Rauchstopp, aber vielleicht war Ihnen bisher noch nicht bewusst, dass Tabakkonsum auch ein Risikofaktor für Krampfadern ist. Denn Rauchen schädigt die Venen, was den Fortschritt der Erkrankung begünstigen kann.
Achten Sie außerdem auf bequeme Kleidung, die vor allem den Beinen viel Spielraum lässt. Hosen, Strümpfe und Gürtel sollten Sie nicht einschnüren und den Blutfluss nicht beeinträchtigen.
Sauna ist zwar grundsätzlich erlaubt, aber am besten halten Sie sich nicht zu lange in großer Hitze auf, um die Venen nicht noch mehr zu erweitern. Kalte Güsse nach der Sauna helfen darüber hinaus, die Venenklappen wieder zu schließen.
Fazit
Wenn Sie an Ihren Beinen rot-bläuliche Venen entdecken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und abklären lassen, ob es sich nur um Besenreiser oder um Krampfadern handelt. Krampfadern können im Anfangsstadium mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden, wenn lediglich die Symptome zurückgehen sollen. Geht es dem Patienten aber auch um sein Erscheinungsbild und die Entfernung der verfärbten Venen, kommen weiterführende Verfahren wie Verödungen oder Operationen zum Einsatz.
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