Blut im Urin bei Kindern

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Dein Kind hat Blut im Urin: Notfall oder kein Grund zur Sorge?

Dein Kind liegt auf dem Wickeltisch und Du öffnest nichtsahnend die Windel, als Dir plötzlich auffällt, dass der Urin anders aussieht als sonst. Rötlich verfärbt leuchtet er Dir entgegen und Dich beschleicht ein ungutes Gefühl.

Kann das Blut sein? Aber Deinem Kind geht es doch gut. Oder hast Du etwas übersehen? Du atmest tief durch, ziehst den kleinen Patienten wieder an und machst Dich mit ihm auf den Weg zum Kinderarzt.

In diesem Ratgeber erfährst Du, warum Blut im Urin auftauchen kann und welche anderen Gründe es für eine rot gefärbte Windel gibt.

Fünf Fakten zum Thema Blut im Urin bei Kindern

  1. Roter Urin ist nicht unbedingt mit Blut versetzt. Lebensmittel und Medikamente können der Auslöser für die Farbänderung sein.
  2. Die häufigste Ursache für Blut im Urin bei Kindern ist die Harnwegsinfektion.
  3. Ein auffälliger Urin sollte immer rasch vom Kinderarzt abgeklärt werden.
  4. Auch ein unauffälliger Urin kann Blut enthalten (Mikrohämaturie).
  5. Der Kinderarzt kann unter dem Mikroskop sehen, ob das Blut im Urin aus der Blase oder aus den Nieren stammt.

 

Was tun, wenn der Urin plötzlich rot ist

Urin, der blutig aussieht, muss nicht unbedingt Blut enthalten. Denke lieber nach, was Dein Kind in den letzten 24 Stunden gegessen und getrunken hat, bevor Du in Panik verfällst. Nahrungsmittel und Medikamente, die den Urin rötlich färben können, sind zum Beispiel:

  • rote Beete
  • Rhabarber
  • Heidelbeeren
  • Brombeeren
  • Ibuprofen
  • Metamizol
  • Metronidazol
  • Nitrofurantoin
  • Phenytoin
  • Sulfamethoxazol

Hat Dein Kind nichts Verdächtiges zu sich genommen, kann der Kinderarzt den Urin mit einem einfachen Stäbchentest untersuchen und Dir nach wenige Minuten mitteilen, ob sich Blut darin befindet. Wenn Du den Urin schon zu Hause in einem sauberen Gefäß auffängst und bis zum Arztbesuch im Kühlschrank aufbewahrst, ersparst Du Euch viel Wartezeit in der Praxis.

Für Babys kannst Du in der Apotheke spezielle Plastikbeutel kaufen, die Du auf das gereinigte Genitale Deines Kindes klebst, um den Urin aufzufangen. Schließe einfach die Windel über dem angeklebten Beutel und gib Deinem Baby etwas zu trinken, während Ihr wartet.

Wie das Blut in den Urin gelangen kann

Euer Kinderarzt spricht von einer Hämaturie, wenn er eine hohe Anzahl roter Blutkörperchen im Urin eines Patienten findet. Der Harn kann fleischfarben, rosa oder tiefrot sein, je nach Ursache und Ausprägung der Erkrankung. Möglich ist auch eine Mikrohämaturie, bei der Du das Blut im Urin mit bloßem Auge gar nicht erkennst.

In den Nieren wird das Blut 24 Stunden am Tag gefiltert. Abfallprodukte werden ausgeschieden, Blutzellen und Proteine bleiben im Blut. Der entstandene Urin läuft über die beiden Harnleiter in die Blase und wird von dort über die Harnröhre regelmäßig ausgeschieden.

Funktionieren die Filter in der Nierenrinde nicht wie geplant, rutschen rote Blutkörperchen und eventuell auch Proteine (Eiweiße) mit in den Harn. Bei Kindern ist meist eine Entzündung des Filtersystems der Nieren (Glomerulonephritis) die Ursache.

Immer wieder kommt auch das Hämolytisch-urämische-Syndrom vor. Bei Schulkindern steckt selten eine Tuberkulose der Nieren hinter der Blutung.

Ursachen, die eine Etage tiefer liegen

Die nächste Möglichkeit sind Erkrankungen, die nicht die Nieren direkt, sondern die ableitenden Harnwege betreffen. Sie sind häufig von folgenden typischen Symptomen begleitet:

  • kolikartige Schmerzen
  • Fieber
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • nicht jede Portion Urin ist erkennbar blutig

Verletzungen, die bluten, entstehen zum Beispiel durch Nierensteine, Blasenentzündungen und Unfälle. Sehr selten liegt ein Tumor in der Blase vor oder eine Bilharziose nach einem Aufenthalt in den Tropen.

Was macht der Kinderarzt bei Blut im Urin?

Bitte geh mit Deinem Kind zum Kinderarzt, wenn Du Blut in seinem Urin entdeckst. Der Mediziner wird Euch genau befragen, ob weitere Symptome wie Fieber, Schmerzen beim Wasserlassen oder plötzliches Einnässen (obwohl der kleine Patient schon trocken war) aufgetreten sind.

Unter dem Mikroskop kann der Kinderarzt erkennen, ob das Blut aus den Nieren oder von weiter unten stammt. Ein Ultraschall der Nieren sowie der ableitenden Harnwege kann weiteren Aufschluss über die Diagnose geben.

Antibiotika helfen bei einem Harnwegsinfekt

Der weitaus häufigste Grund für Blut im Urin in der Kinderarztpraxis ist eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung. Tritt die Erkrankung zum ersten Mal auf, sucht der Kinderarzt per Ultraschall nach möglichen Fehlbildungen, die den Urin am Ablaufen hindern können. Der Mediziner legt eine Urinkultur an, um den krankmachenden Keim zu finden und behandelt Dein Kind mit einem Antibiotikum. Nach wenigen Tagen ist der Urin wahrscheinlich wieder unauffällig.

Weitere mögliche Ursachen für eine Hämaturie

Bis zu vier Prozent der Kinder im Schulalter laufen mit einer Spur Blut im Urin herum, ohne dass sie krank wären oder der Kinderarzt eine Ursache für die finden könnte. Eventuell ist ein vorangegangener Virusinfekt die Ursache. Bei einer Vorsorgeuntersuchung fallen die Blutkörperchen im Urin plötzlich auf.

In den meisten Fällen sind hier nur Urinkontrollen im Abstand von mehreren Monaten notwendig. Irgendwann verschwindet der Befund von ganz alleine.
Wenn Dein Kind schon älter ist und Kontakt- oder Leistungssport betreibt, kann ein Schlag in die Nierengegend oder eine übermäßige körperliche Anstrengung eine Hämaturie auslösen.

Bei Mädchen können sich während der monatlichen Periodenblutung rote Blutkörperchen in die Urinprobe verirren.

Quellen:

  • Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
  • Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer, München 2005
  • Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009