Stent einsetzen – Stentimplantation » Ablauf, Fragen und Risiko der Stent-Operation

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Wie wird ein Stent eingesetzt, wie lange hält ein Stent?

Verengte Herzkranzgefäße verursachen das klassische Symptom der Angina pectoris. Ein Elefant, der auf dem Brustkorb sitzt, Brustschmerzen, Luftnot – das sind die typischen Beschwerden.

Manchmal kündigen sich verengte Herzkranzgefäße schleichend an, zunächst nur bei körperlicher Belastung, manchmal kommen sie auch direkt fulminant zum Vorschein: als Herzinfarkt.

Abhilfe schafft eine Herzkatheteruntersuchung, bei der man einen Stent einsetzen und so die verstopften Gefäße wieder offen halten kann.

instabiler Angina pectoris
Ein Stent ist ein winziges Rohr, das der Arzt bei koronarer Herzerkrankung, bei instabiler Angina pectoris oder Herzinfarkt in einen verstopften Durchgang einsetzen kann, um ihn offen zu halten. 3D Illustration Copyright: Sciencepics, Bigstockphoto

Herzkatheter Stent-Operation

Stent einsetzen » Das Wichtigste auf einen Blick

  • Durch Stents können verengte Herzkranzgefäße offen gehalten werden
  • Stents werden bei Herzkatheteruntersuchungen in verengte oder verschlossene Koronararterien eingesetzt
  • Die wichtigsten Arten von Stents heutzutage sind Bare-metal Stents (BMS) und Drug-elutig Stents (DES)
  • Nach der Implantation von Stents muss zunächst eine duale Thrombozytenaggregationshemmung erfolgen
  • Wenn keine Stents eingesetzt werden können, ist die Bypass-Operation eine Alternative

 

 

Wo wird ein Stent eingesetzt?

Herzkranzgefäße – Ort der Stentimplantation-Operation

Das Herz ist ein ungefähr 300 Gramm schwerer Muskel, der in der Mitte des Brustkorbs, im Mediastinum, liegt. Es besteht aus vier Herzhöhlen: dem linken und dem rechten Vorhof und der linken und der rechten Herzkammer.

Das mit Sauerstoff angereicherte Blut kommt aus der Lunge und fließt über die Lungenvene in den linken Vorhof und weiter in die linke Kammer. Von dort wird das Blut über die Aorta, die Hauptschlagader, durch den ganzen Körper gepumpt und versorgt alle Organe und Gewebe mit Sauerstoff. Das sauerstoffarme Blut fließt dann über die Hohlvenen zurück in den rechten Vorhof, dann in die rechte Kammer und von dort aus in die Lunge.

Die Gefäßversorgung des Herzmuskels läuft über die Koronararterien- auch Koronarien genannt. Es gibt eine linke und eine rechte Koronararterie, die aus dem Anfangsbereich der Aorta entspringen.

Diese beiden Koronarien sind bei jedem Menschen etwas anders ausgeprägt und können auch etwas andere Versorgungsgebiete im Herzmuskel haben. Wenn ein größerer Teil des Herzmuskels von der linken Koronararterie versorgt wird, spricht man von einem Linksversorgertyp, ist die rechte Koronarie stärker ausgeprägt, nennt man das Rechtsversorgertyp.

Bei vielen Menschen sind die Versorgungsgebiete jedoch auch ausgeglichen, diese Form heißt Intermediärtyp.

Die rechte Koronararterie (RCA= right coronary artery) versorgt vor allem die Herzhinterwand, die rechte Herzhälfte und große Teile des Reizleitungssystems wie den Sinus- und den AV-Knoten.

Die linke Herzkranzarterie teilt sich nach einem gemeinsamen Hauptstamm in zwei Äste auf. Der eine Ast (LAD= left anterior descending) versorgt die Vorderwand des linken Ventrikels. Der zweite Ast (RCX= Ramus circumflexus) durchblutet vor allem die Seitenwand des linken Ventrikels.

Bei einer der beiden Formen des Herzinfarkts, dem ST-Hebungsinfarkt, kann man bereits am EKG sehen, welche Koronararterie verschlossen ist und die Durchblutungsstörung im Herzmuskel verursacht. Im regulären 12-Kanal-EKG gibt es in diesem Fall an bestimmten Stellen EKG-Veränderungen, häufig resultieren in den entgegengesetzten Ableitungen auch sogenannte Spiegelbilder.

Beides zusammen lässt einen recht genauen Rückschluss darauf zu, welche Koronarie verschlossen ist. Bei der anderen Form des Herzinfarkts oder elektiven Untersuchungen sieht man erst im Verlauf der Koronarangiographie, welches Gefäß Engstellen hat.

Wie wird ein Stent eingesetzt?

Bei einer Herzkatheteruntersuchung können die Herzkranzgefäße dargestellt werden. Dazu geht der Arzt mit einem Katheter, einem dünnen Kunststoffschlauch, über eine periphere Arterie bis zum Herzen vor.

Der Zugang liegt in der Regel in der Leistenarterie, der Arteria femoralis, oder der Armarterie, der Arteria radialis. Dadurch, dass die Spitze des Katheters speziell geformt ist, kann man sie in den Herzkranzgefäßen positionieren. Dann wird über den Katheter ein Kontrastmittel gespritzt. Damit können unter Durchleuchtung mit einer Röntgenröhre die Herzkranzgefäße genau gesehen werden. Man sieht dann auch, wo Gefäße verengt oder verschlossen sind.

Instabile Angina pectoris
Ballon-Angioplastie und Stents Verfahren zur Behandlung von Ballon-Angioplastie und Stents Verfahren zur Behandlung von Herzkrankheiten. Medizinische Illustration Copyright: Solar22, Bigstockphoto

Stellt sich ein solches verengtes oder verschlossenes Gefäß dar, wird zuerst ein Ballon in die Engstelle geschoben und aufgeblasen, sodass die Engstelle gedehnt wird. Um das Gefäß weiterhin an dieser Stelle offen zu halten, wird der Arzt anschließend in der Regel einen Stent einsetzen.

Ein Stent ist ein röhrenförmiges Drahtgestell. Es gibt verschiedene Arten von Stents. Die am häufigsten verwendeten Formen sind unbeschichtete Bare-metal Stents oder beschichtete Drug-eluting Stents.

Wenn ein Stent akut verschlossen wird, zum Beispiel durch einen Thrombus, kommt es oft zu einem fulminanten Herzinfarkt. Es ist aber auch möglich, dass sich der Stent langsam zusetzt, indem sich Endothel und Bindegewebe darin vermehren. Um das zu verhindern, wird seit einigen Jahren meistens ein beschichteter Stent eingesetzt, ein sogenannter Drug-eluting Stent.

Diese sind mit Zytostatika oder Immunmodulatoren versehen, meistens mit Sirolimus oder Paclitaxel.

Ein Stent ist ein Fremdkörper im Herzen

Um zu verhindern, dass sich daran ein Thrombus bildet und den Stent verschließt, ist es sehr wichtig, anschließend für sechs bis zwölf Monate eine duale Thrombozytenaggregationshemmung einzunehmen. Diese besteht in der Regel aus Acetylsalicylsäure (ASS) und einem der Medikamente Clopidogrel, Ticagrelor oder Prasugrel. Wie lange hält ein Stent? Durch die zuverlässige Einnahme der Medikamente lässt sich dies entscheidend beeinflussen.

Eine Zeit lang wurde manchmal auch ein bioresorbierbarer Stent eingesetzt, der sich nach einer Weile von selbst auflösen sollte. Da Studien jedoch ein erhöhtes Herzinfarktrisiko feststellten, wurden diese Stents 2019 vom Markt genommen.

Wann kann man einen Stent einsetzen?

Es gibt sowohl geplante Herzkatheteruntersuchungen, bei denen man einen Stent einsetzen muss, als auch Notfälle. Geplante Untersuchungen werden meist bei wiederkehrenden pectanginösen Beschwerden und Belastungsdyspnoe durchgeführt. Ein Notfall ist ein akuter Herzinfarkt.

Wie viele Stents können maximal eingesetzt werden?

Man kann nicht prinzipiell eine maximale Anzahl möglicher Stents festlegen. Das Einsetzen mehrerer Stents im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung ist jedoch möglich und wird häufig durchgeführt.

Manchmal wird auch ein sogenanntes zweizeitiges Vorgehen durchgeführt, bei dem zunächst nur die relevanteste Engstelle versorgt wird und weitere Gefäßabschnitte in einer zweiten Untersuchung angegangen werden. Ob ein Stent eingesetzt werden muss, entscheidet der Arzt meist visuell und anhand einer Druckdrahtmessung.

Wie lange hält ein Stent?

Ein Stent hat keine festgelegte Lebensdauer. Aber wie lange hält ein Stent? Manche Patienten haben nach der Stentimplantation Jahre bis Jahrzehnte keine Beschwerden mehr, bei anderen hat sich bereits nach wenigen Monaten eine erneute Verengung im Stent gebildet. Ein Stent kann nicht ausgetauscht werden. Wenn es im Stent zu einer Verengung kommt, kann jedoch ein zweiter Stent im ersten platziert werden.

Gibt es eine Alternative zu Stents bei einer koronaren Herzerkrankung?

Nicht immer können Engstellen der Herzkranzgefäße mit Stents versorgt werden. Eine Alternative in diesem Fall bietet die Bypass-Operation. Dabei werden die Koronarstenosen überbrückt, indem andere Gefäße die Blutversorgung übernehmen.

Verwendet werden dazu meist Brustwandarterien oder Beinvenen, die entfernt und am Herzen angenäht werden. Die Indikationen für eine Bypass-Operation sind eine signifikante Hauptstammstenose, eine Beteiligung der proximalen LAD sowie eine eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens bei schwerer koronarer Herzerkrankung.

Auch wenn Stenosen einem interventionellen Ansatz nicht zugänglich sind, also wenn es technisch oder anatomisch nicht möglich ist, einen Stent einzusetzen, werden Bypässe bevorzugt. Wenn höhergradige Koronarstenosen vorliegen und gleichzeitig eine andere Herzoperation notwendig ist, zum Beispiel ein Klappenersatz, wird in der Regel gleichzeitig eine Bypass-Operation durchgeführt.

Quellen:
Gerd Herold, Innere Medizin 2019