Keton im Urin – erhöhte Werte und Ursachen

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Ketone im Urin

Einer vermehrten Anzahl an Ketonen im Urin (Ketonurie) liegt eine Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels und dem daraus resultierendem Glykogen-Mangel der Leber zugrunde. Der Körper produziert unzureichend Insulin, wodurch er auf Fettzellen zurückgreift, um seinen Energiebedarf zu decken. Er setzt Fettsäuren frei, welche der Organismus mit dem Urin als Ketonkörper ausscheidet. Gesunde Menschen entwickeln vorübergehend eine Ketonurie bei einer Schwangerschaft, beim Fasten, bei einer Infektion, bei Verletzungen und Operationen und Stoffwechsel-Störungen. Sie signalisiert ebenso eine Diabetes mellitus. Ist der Patient bereits von dieser Erkrankung betroffen und entwickelt eine Ketonurie ist diese lebensbedrohlich.

Ketone im Urin
Ketone im Urin © jarun011 – Fotolia.com

 

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Ketone als Zeichen der Übersäuerung des Körpers

Ketone sind säureartige Substanzen, die durch die Energie-Gewinnung des Organismus aus Fettzellen entstehen. Normalerweise verwendet der Körper dazu Glukose. Ist zu wenig Insulin vorhanden, greift er andere Energiedepots an. Ein gesteigerter Fettabbau und damit die Ausscheidung von Keton im Urin hat viele Ursachen. Sportliche Höchstleistungen, Hunger, Schwangerschaft oder Schlankheitskuren führen zu einer Ketonurie. Tritt diese bei Diabetikern auf, übersäuert der Körper. Es besteht Koma-Gefahr.

 

Was sind Ketone?

Urinketone sind in der Leber produzierte Fettsäuren, sogenannte Ketonkörper. Sie gelangen in das Blut. Der Körper scheidet sie mit dem Urin aus. Identifiziert der Arzt solche im Harn, liegt eine Ketonurie vor. Synonym verwenden Mediziner die Begriffe: Acetonurie, Azetonurie, ketonuria und acetonuria.

Ketonkörper entstehen, wenn die Bauchspeicheldrüse eine zu geringe Menge des blutzuckerregulierenden Hormons namens Insulin produziert. Eine Hauptursache ist der Diabetes mellitus. Durch den Mangel spaltet der Körper im Fettgewebe vermehrt Fette und setzt dadurch Fettsäuren frei. Zu diesen Ketonkörpern zählen Acetessigsäure, Beta-Hydroxybuttersäure und Aceton.

 

Ursachen für Ketonurie

Der Mediziner findet im Urin vermehrt Ketone bei einem Insulinmangel. Dies ist der Fall bei einer Erst-Manifestation eines Diabetes mellitus oder bei einer unzureichenden Behandlung der Krankheit. Ebenso befinden sich nach längerem Fasten vermehrt Ketone im Urin. Dabei liegt keine konkrete Erkrankung zugrunde. Stellt der Arzt bei dem Test eine Ketonurie fest, leitet er weitere Untersuchungs-Maßnahmen ein, um der Ursache auf den Grund zu gehen.

 

Wie bestimmt der Mediziner Ketone im Urin?

Ketonkörper weist der Arzt mit Urin-Teststreifen nach. Diese reagieren positiv, wenn sich Ketone im Urin befinden. Der Harn des Erwachsenen enthält generell Ketonkörper in geringen Mengen. Als Normalwerte gelten drei bis 15 Milligramm je Deziliter (mg/dl). Stellt der Arzt Veränderungen der Werte fest, leitet er weitere Untersuchungs-Maßnahmen und Therapien ein. Der Mediziner setzt einen Test an, wenn der Blutzuckerspiegel des Patienten zweimal hintereinander bei 270 mg/dl oder darüber liegt. Ebenso verfährt er bei Erbrechen und Durchfall, starker Belastung oder Schwangerschaft.

 

Die Bedeutung der Ketone

Die Stoffwechsel-Produkte bilden sich beim Abbau von Fett. Der Körper scheidet sie mit dem Urin aus. Normalerweise greift der Organismus nicht auf Fett-Reserven zurück. Er deckt seinen Energiebedarf mit Blutzucker. Die Körperzellen holen sich diesen mithilfe des Insulins direkt aus dem Blut. Ist zu wenig davon vorhanden, ist der Prozess gestört. Da der Körper Energie braucht, besorgt er sich diese auf andere Weise und greift die Fettzellen an. Bei diesem Vorgang entstehen Ketonkörper.

Der Körper verarbeitet sie normalerweise zügig, sodass der Blutspiegel niedrig bleibt. Liegt ein schwerer Insulinmangel vor, kommt es zu einem ungehemmten Fettabbau. Die Produktion des Ketons ist erhöht. Es reichert sich vermehrt im Blut an. Der Mediziner weist sie dort oder im Urin nach.

Durch die überhöhte Menge an Ketonen übersäuert das Blut, der Körper trocknet aus und scheidet über den Urin viele Elektrolyte aus. Durch deren Nachweis im Blut identifiziert der Arzt eine Diabetes. Behandelt er die Erkrankung nicht, drohen eine Säurevergiftung, eine sogenannte diabetische Ketoazidose oder ein lebensbedrohliches Koma.

Bei einer Übersäuerung durch Ketone entwickeln Patienten im Krankheitsverlauf den typischen Acetongeruch in der Ausatemluft. Hinzu kommen Atemstörungen mit tiefen Atemzügen, Magenschmerzen, eine Überblähung des Magens, Nieren- sowie Herz-Kreislauf-Versagen. Eine Ketoazidose entsteht durch:

  • vergessene Insulin-Injektionen,
  • Funktions-Störungen der Insulinpumpe,
  • Infektionen,
  • Diätfehler und
  • andere Erkrankungen.

 

Ursachen einer erhöhten Anzahl an Ketonkörpern bei Diabetikern

Bei an der Zuckerkrankheit erkrankten Patienten hat eine Ketoazidose folgende Ursachen:

  • Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall,
  • Medikamente wie Cortison-Präparate oder Arzneien zur Entwässerung,
  • ungenügende Insulinzufuhr,
  • erhöhter Insulinbedarf infolge von Infektion,
  • falsche Ernährung.

Liegen vermehrt Ketone in Blut und Urin vor behandelt der Arzt den Patienten in der Regel durch die Gabe von Insulin, Natrium- und Kaliumsalzen sowie von Flüssigkeit. Wichtig ist, dass Diabetiker ihren Blutzucker korrekt einstellen, um eine Ketoazidose zu vermeiden.

 

Beobachtung verhindert eine Ketoazidose

Diabetiker achten generell auf mögliche Ketone in ihrem Urin bei:

  • dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten (> 250 mg/dl),
  • außergewöhnlichem Stress,
  • akuten Erkrankungen,
  • Anzeichen einer Ketoazidose (großer Durst, Übelkeit, Benommenheit),
  • anhaltend hoher Glukose-Ausscheidung im Urin,
  • Befindlichkeits-Störungen,
  • bei typischen Diabetes-Symptomen,
  • in der Schwangerschaft.

Die Studie „Rates of diabetic ketoacidosis: international comparison with 49,859 pediatric patients with type 1 diabetes from England, Wales, the U.S., Austria, and German“ von David M. Maahs et al. weist daraufhin, dass diese Erkrankung häufig bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 auftritt.

 

Gründe für erhöhte Keton-Werte bei Patienten ohne Diabetes

Ein gesteigerter Fettabbau mit vermehrter Keton-Produktion weist überwiegend auf harmlose Ursachen hin bei:

  • einem Hungerzustand durch eine Fastenkur oder häufigem Erbrechen während einer Schwangerschaft,
  • extrem erhöhtem Nahrungsbedarf bei der Ausübung von Extremsport,
  • einer Gravidität,
  • angeborenen Stoffwechsel-Erkrankung,
  • Fieber,
  • einer Überfunktion der Schilddrüse,
  • akuten Infektionen sowie
  • starken Verletzungen oder Operationen.

 

Liegt der Erhöhung der Werte keine Erkrankung zugrunde, empfiehlt es sich, den Test zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. Bleibt die Ketonurie bestehen, gilt es weitere Untersuchungen in die Wege zu leiten, um eine Therapie zu bestimmen.

 

weiterführend:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26283737